Elf neue Reinigungskräfte sollen für mehr Sauberkeit auf den Straßen sorgen. Zudem sind fast 200 neue Müllbehälter installiert worden. Zwei von ihnen können sogar sprechen. "Vielen Dank für eine saubere Umwelt. Ihre Stadt Karlsruhe", klingt es aus dem Mülleimer, der seit Montag, 1. Juli, an der Ecke Lamm- und Erbprinzenstraße testweise für sechs Monate aufgestellt wurde.
"Big Belly" bedankt sich, wenn ein Fußgänger - ganz vorbildlich - die Luke des Mülleimers aufgemacht und den Müll darin entsorgt hat. Zwei seiner Art gibt es nun in Karlsruhe, der andere "Big Belly" steht im Karlsruher Yachthafen. Ein vergleichbares Modell steht zudem seit Ende April in der Europäischen Schule.
Mentrup: Erster qualitativer Zwischenschritt für mehr Sauberkeit
Der neue Abfallbehälter ist aber nur ein kleiner Teil des neuen städtischen Konzepts für mehr Sauberkeit im öffentlichen Raum, das OB Mentrup und Umweltbürgermeister Klaus Stapf am Montag der Öffentlichkeit vorgestellt haben. 860.000 Euro hat die Stadt für elf neue Straßenreiniger (teils auch zuständig für die AVG und die Haltestellenreinigung), knapp 200 neue Mülleimer, zwei Qualitätsprüfer, neue Fahrzeuge und eine halbe Stelle im Beschwerdemanagement beim Amt für Abfallwirtschaft in die Hand genommen. Dem "Dauerbrenner" Müll in der Stadt will man so entgegenzutreten.
"Müll ist ein subjektives Phänomen", stellte OB Mentrup am Montag fest. Probleme in Städten gebe es vor allem bei einer hohen Frequenz von "Flaneuren, Besuchern und Bahngästen", so das Stadtoberhaupt. "Die Stadt Karlsruhe muss deshalb alles unternehmen, zentrale und wichtige Stellen sauber zu halten." Dazu zählte das Stadtoberhaupt sowohl den Hauptbahnhof, wichtige Achsen und die Innenstadt. Um die Sauberkeit im Stadtgebiet zu verbessern und der "hohen Herausforderung der punktuellen Reinigung" nachzukommen, sei nun ein "erster sehr qualitativer Zwischenschritt für eine saubere Stadt" gegangen worden, zeigte er sich überzeugt.
Elf neue Straßenreiniger für Karlsruhe
Mentrup versprach weitere Schritte, allerdings seien auch die Karlsruher Bürger gefragt. Zwar müsse die Stadt eine "grundlegende Sauberkeit anbieten" - vor allem auf öffentlichen großen Plätzen und Straßen - die Karlsruher müssten aber in ihrem direkten Umfeld ebenso Verantwortung übernehmen. "Ich will einen Gesellschaftsvertrag schließen. Wir müssen die Kurve kriegen. Das geht aber nicht, wenn das verordnet wird, das muss sich entwickeln", so Mentrup weiter. Überzeugt von dem neuen Konzept ist auch Klaus Stapf, zuständiger Dezernent: "Wir starten hier nicht bei Null, es reicht aber nicht an allen Stellen."
Deshalb hat die Stadt nun auf den Beschluss des Gemeinderats reagiert. Elf neue Straßenreiniger gehen in Reinigungstrupps auf die Straße. Neu sind dabei zwei sogenannte "zirkulierende Präsenzreiniger". Einer von ihnen wird ausschließlich den Bahnhofsvorplatz im Blick behalten, ein anderer wird auf der Kaiserstraße zwischen dem Kronen- und Europaplatz seine Runden drehen und anfallende Verschmutzungen entfernen. 200 neue und teilweise größere Abfalleimer (Behältergaragen mit einem Fassungsvermögen von 240 Litern) sollen zusätzlich für mehr Entsorgungsmöglichkeiten sorgen. Unter ihnen sind die zwei "schlauen" Mülleimer. Mittels einer Solarzelle arbeitet der "Big Belly" autark. Er fasst 160 Liter, kann zudem aber den Müll pressen und so mehr bis zu fünfmal mehr Material aufnehmen - zu guter Letzt bedankt er sich bei seinen Spendern.
Zahlen rund um die Karlsruher Straßenreinigung
Die Einhaltung der definierten Qualitätsstandards werden künftig zwei Qualitätsmanager überwachen. Eine Software dirigiert sie per Zufallsgenerator in Straßen, um dort die Sauberkeit zu überprüfen oder zu schauen, ob Müll, Laub, Glassscherben oder sonstige Abfälle zu entfernen sind. Auch das Beschwerdemanagement beim Amt für Abfallwirtschaft (AfA) wurde mit einer halben Stelle verstärkt. Stapf zeigt sich optimistisch: "Ich bin überzeugt, dass die Stadt sauberer wird." Als weitere Schritte will OB Mentrup nun in Zukunft die Karlsruher Dreck weg-Woche intensiver stärken und bekannt machen. Zudem wolle er sich eventuell mit Schulen zusammensetzen, um Kinder und Jugendliche für das Thema zu sensibilisieren.
Sechs Millionen Euro gibt die Stadt jährlich für ein sauberes Stadtbild aus, hinzu kommen nun 860.000 Euro für die Neuerungen. Die Etwa 90 Mitarbeiter des AfA sind derzeit für die Reinigung von zirka 700 Kilometern Hauptverkehrsstraße, 211 Kilometer Radweg und 90.000 Quadratmeter Fußgängerzone zuständig. Die Verkehrsbetriebe Karlsruhe haben zusätzlich rund 640 Haltestellen zu reinigen, das Gartenbauamt kümmert sich um zirka 400 Spielplätze und 900 Hektar Grünfläche. Mit den knapp 200 neuen Mülleimern gibt es in der Fächerstadt rund 3.600 - die meisten befinden sich in Park- und Grünanlagen, 900 auf Straßen und Plätzen.
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