Alle Jahre wieder kommt der Winter über die Fächerstadt, mal kälter und schneereicher und mal milder - wie in der letzten kalten Jahreszeit. Doch in den zwei Jahren zuvor stieß nicht nur der Karlsruher Winterdienst an seine Grenzen: Europaweite Kälteeinbrüche ließen das kostbare Gut Streusalz mehr als knapp werden - auch die Fächerstadt war hiervon betroffen.
Stadt hat Zugriff auf 6.500 Tonnen Streusalz
Damit sich dieser Fall nicht wiederholt, haben die Stadt Karlsruhe und das Amt für Abfallwirtschaft (AfA) kräftig aufgerüstet, weiß Umweltbürgermeister Klaus Stapf: "Trotz des milden letzten Winters, lagern wir nun mehr Salz als früher. Unser System steht hierbei auf drei Säulen: 1.200 Tonnen Streusalz lagern direkt beim AfA, weitere 300 Tonnen in Silos." Zudem besitze die Stadt weitere 2.000 Tonnen, die in Kronau gelagert würden. Durch eine Einkaufskooperation mit dem Land habe die Stadt zudem einen reservierten Zugriff auf 3.000 weitere Tonnen des kostbaren weißen Salzes.
"Insgesamt sind das also 6.500 Tonnen, auf die die Stadt zugreifen kann. Im Vergleich dazu haben wir im letzten Winter rund 1.000 Tonnen benötigt", so Stapf am Dienstag auf der "Winterdienst-Pressekonferenz" beim AfA. Im Rekordwinter 2009/2010 brauchte die Stadt nach eigenen Angaben 4.250 Tonnen Streusalz, die jedoch nicht ausreichten. Damit das Salz auch zum Einsatz kommen kann, hat die Bereitschaft der Mitarbeiter des Winterdienstes zum 1. November begonnen - aber auch auf den "kleinen Wintereinbruch" Ende Oktober hätten die Mitarbeiter schon reagieren können.
36 Großstreufahrzeuge sind auf Karlsruhes Straßen unterwegs
Für die Stadt Karlsruhe ist der Winter teuer: Neben 500 Mitarbeitern, den rund 200 Einsatzfahrzeugen und -geräten und deren Wartung kommen die Salzpreise hinzu: "Pro Tonne zahlt die Stadt zwischen 60 und 80 Euro", weiß Bürgermeister Stapf. "Bei Knappheit kostete die Tonne schon bis zu 300 Euro. Da wurde regelrecht mit Salz spekuliert." Wenn die Winterdienstler in ihrer Kernzeit zwischen 4 Uhr morgens und 22 Uhr abends auf die Piste müssen, werden sie in ihren Fahrzeugen technisch unterstützt, um Salz zu sparen und nur so viel zu streuen, wie tatsächlich notwendig ist.
Alle 36 Großstreufahrzeuge Karlsruhes wurden mit sogenannten Thermomaten ausgestattet. Mittels Infrarotsensor wird die jeweilige Oberflächentemperatur der Fahrbahn gemessen und der Streumittelbedarf automatisch gesteuert. "Das Personal wird zudem jährlich geschult, damit es sparsam mit dem Salz umgehen kann", erklärt Stapf weiter. Zudem wurden alle Fahrzeuge mit einem GPS-Sender ausgestattet, damit die Mitarbeiter in der Einsatzzentrale jederzeit verfolgen können, welches Fahrzeug wann und wo wieviel Streusalz verteilt hat. Das sei vor allem bei Nachfragen der Bürger sei hilfreich.
1.100 Kilometer werden in Karlsruhe geräumt und gestreut
Und auch das Förderprogramm der Stadt Karlsruhe für den Radverkehr findet in den Planungen des Winterdienstes seinen Platz: Das Winter-Radwegenetz wurde um zehn Kilometer auf 160 Kilometer erweitert. Bei winterlichen Verhältnissen sollen zehn Fahrzeuge einer extern beauftragten Firma dafür sorgen, dass die Hauptradrouten innerhalb des Stadtgebiets gefahrlos befahrbar sind. Auch hier sind die Mitarbeiter ab 4 Uhr morgens parat: "Je nach Wetterlage auch früher", so Hans-Peter Rapp, stellvertretender Amtsleiter des AfA. An Wochenenden und an Feiertagen seien die Mitarbeiter in Rufbereitschaft versetzt, damit auch hier auf die Wintereinbrüche reagiert werden könne. Für die Räumung der Bahnsteige der Straßenbahn und der Bushaltestellen im Stadtgebiet haben die Verkehrsbetriebe Karlsruhe nach eigenen Angaben ein Unternehmen beauftragt.
Kommt es hart auf hart, oder eher glatt auf glatt, rückt der Karlsruher Winterdienst zunächst auf Bundes- und Landstraßen, Hauptverbindungsstraßen, Busspuren sowie Gefahrenstellen aus. Dieses Wegenetz der Priorität 1 macht rund 70 Prozent des Winterdienstnetzes aus. Wenn diese abgearbeitet wurde, werden weitere verkehrswichtige Straßen bedient. "Insgesamt wird ein Straßennetz von 670 Kilometern abgedeckt", so Stapf. "Geräumt und gestreut wird insgesamt aber auf rund 1.100 Kilometern, da einige Straßen mehrspurig sind." Im Vorfeld eines Einsatzes wird die Stadt seit letztem Jahr durch den Deutschen Wetterdienst unterstützt, dessen Dienste für rund 1.500 Euro für sechs Monate im Jahr eingekauft wurden.
Anliegerpflichten: Stadt nimmt Bürger in die Verantwortung
So gut die Stadt auf den Winter auch eingestellt sein mag, auf das Maximale kann sie sich aber nicht einstellen: "Wir können den Winter in Karlsruhe nicht ausschalten. Der Winterdienst hat seine Grenzen", stapelt Stapf tief. Sollte es vier Monate lang jeden Tag schneien, müsste die Stadt alleine 20.000 Tonnen Streusalz vorrätig und sofort einsatzbereit haben. "Einschränkungen sind bei einem harten Winter nicht zu verhindern." Deshalb nimmt die Stadt auch die Karlsruher Bürger in die Pflicht, denn um die Bürgersteige müssen sich die jeweiligen Anlieger kümmern. Ab 7.30 Uhr, sonn- und feiertags ab 9 Uhr, und bis Abends gegen 21 Uhr sind sie angehalten, die Bürgersteige zu räumen und mit stumpfen Materialien zu streuen - falls notwendig sogar mehrfach täglich.
Zudem appelliert die Stadt an die Einwohner, dass reflektierende Kleidung zu einer besseren Sichtbarkeit führt. Alle Fahrzeuge sollten für die kalte Jahreszeit wintertauglich gemacht und die Fahrweise angepasst werden. Auf den Internetseiten des Karlsruher Winterdienstes finden Interessierte alle relevanten Informationen rund um die Aufgaben der Stadt und die Pflichten der Bürger. Zudem gibt es hier einen Plan, der die Einteilung der Straßen in Priorität 1 und 2 zeigt. Persönliche Auskünfte erhalten Karlsruher über das Servicetelefon des Winterdienstes zwischen 8 und 18 Uhr unter der Nummer 0721-133-7082 oder der 115. Wochenends und abseits der Geschäftszeiten sei ein Anrufbeantworter geschaltet, der regelmäßig abgehört werde, so die Stadt.
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