Nach Auffassung von Landrat Christoph Schnaudigel haben alle Gutachten gezeigt, dass ein Neubau der Rechbergklinik der einzig sinnvolle Weg ist, die Krankenhausversorgung im nordöstlichen Teil des Landkreises Karlsruhe sicherzustellen und den Klinikstandort Bretten dauerhaft zu erhalten. Diese Position werde auch von der Mehrheit der Kreisräte getragen, so Schnaudigel.
Als Ergebnis bleibe festzuhalten, dass auch zukünftig am Standort Bretten ein Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung mit einer Abteilung für Chirurgie, einer inneren Abteilung sowie Geburtshilfe und Gynäkologie vorgehalten werden soll, erklärt der Landrat.
Neubau trotz jährlicher Verluste
Diese Entscheidung sei aber nicht zum Nulltarif zu haben, zumal es neben den rein wirtschaftlichen Aspekten gelte, Vorgaben wie Notarztfristen oder eine Erreichbarkeit von Krankenhäusern innerhalb einer 20-Minuten-Frist zu gewährleisten. Fest steht, dass trotz der Millionen-Investition für einen Neubau die Klinik ein Minus-Geschäft bleiben wird. Denn laut Gutachten wird auch die ausgebaute und modernisierte Klinik im Schnitt 2,75 Millionen Euro Minus im operativen Geschäft jährlich verbuchen.
"Auch mit Neubau müssen wir mit Verlusten rechnen", so Schnaudigel. Doch der Kreistag zeige sich bereit diese Verluste für eine optimale Versorgung der Bürger durch Zuschüsse auszugleichen. "Wir brauchen einfach diese Versorgung." Der Landkreis habe sich im Jahr 2008 für eine Trägerschaft der Klinik in öffentlich-rechtlicher Hand entschieden. Jetzt werde man auch schwere Entscheidungen mittragen und die Verantwortung übernehmen, versicherte Schnaudigel.
Zukunft nur mit Neubau
Auch wenn ein Gutachten besage, dass die Rechbergklinik "versorgungstechnisch nicht unabdingbar notwendig" sei, hält der Landrat an der Klinik fest. Denn er sieht durch eine Schließung die Versorgung in der Region gefährdet. "Wir wollen die optimale Versorgung für unsere Bürger." Und die gebe es nur mit Neubau. Denn würde die Rechbergklinik Bretten schließen, müssten die Auswirkungen für die Fürst-Stirum-Klinik Bruchsal berücksichtigt und die notwendigen Investitionen für eine Erweiterung untersucht werden.
Laut Schnaudigel würden 50 Prozent der Patienten der Rechbergklinik dann das Bruchsaler Krankenhaus aufsuchen. Dafür habe dieses keine Kapazitäten. Schnaudigel erklärt: "Bruchsal ist ausgelastet. Damit überhaupt die Versorgung gewährleisten werden kann, muss mindestens die Summe für den Neubau der Rechbergklinik in die Bruchsaler Klinik gesteckt werden."
Auch einer Version "Krankenhaus light" erteilen Landrat und Klinik-Leitung eine Absage. "Wer schwanger ist, ist schwanger. Entweder wir sind eine richtige Klinik oder nicht", betonte Andrea Grebe, Geschäftsführerin der Regionalen Kliniken Holding (RKH). Die Klinik müsse auch künfitg 24 Stunden für die Bürger erreichbar sein. Zudem wolle man sich auf minimal-invasive Chirurgie, sogenannte Schlüsseloch-Chirurgie, spezialisieren. Auch sei ein Ärztehaus geplant, das durch in Bretten niedergelassene Fachärzte betreut werden soll. "Patienten haben ein Recht auf hohe Qaulität", so Grebe.
Gefährdung der Notfallversorgung
Der Geschäftsführer des Kreisverbands des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Jörg Biermann, unterstützt in einem offenen Brief die Position von Landrat Schnaudigel. Denn er sieht die Notfallversorgung in der Region gefährdet, sollte die Rechbergklinik nicht erhalten bleiben. "Als Träger der Notfallrettung im Stadt- und Landkreis Karlsruhe sehen wir durch eine Nichtaufrechterhaltung des Klinikbetriebes in Bretten eine Gefährdung der Notarztversorgung im östlichen Landkreis", so der DRK-Geschäftsführer.
Der Rettungsdienstbereich Karlsruhe gehöre zu einem der drei Rettungsdienstbereiche in ganz Baden-Württemberg, die die Hilfsfristen einhalten und eine optimale Notfallversorgung der Bevölkerung gewährleisteten. Eine Schließung der Rechbergklinik würde hier dieser optimalen Versorgung zuwiderlaufen. Er appelliert daher an die Kreisräte, sich ihrer Verantwortung für den gesamten Landkreis Karlsruhe bewusst zu sein.
Der Kreistag soll am 24. Mai eine richtungsweisende Entscheidung über die Zukunft des Klinikstandorts Bretten und einen möglichen Neubau treffen.
Neubau für 50 Millionen Euro
Das Krankenhaus in Bretten, das zur Kliniken des Landkreises Karlsruhe gGmbH gehört, versorgt in vier Fachabteilungen und einem Institut jährlich rund 8.000 stationäre und 6.000 ambulante Patienten. Die Klinik, die 2003 um einen Neubauteil ergänzt wurde, entspreche im wesentlichen noch der ursprünglichen Grundstruktur aus dem Jahr 1965, teilte das Landratsamt bereits im Januar mit.
DerSiegerentwurf eines Stuttgarter Architektenbüros, der aus einem Wettbewerbsverfahren nach europaweiter Ausschreibung hervorgegangen ist, sieht ein 125-Betten-Haus mit zwei stationären OP-Sälen, einem ambulanten OP-Bereich sowie einem Entbindungsbereich mit Kreißsaal vor. Demnach sollen der 2003er-Neubau sowie das Schwesternwohnheim erhalten bleiben. Dieser soll rund 50 Millionen Euro kosten. Für die Fürst-Stirum-Klinik in Bruchsal sind im Wirtschaftsplan 2012 30 Millionen Euro vorgesehen. Davon seien bereits fünf Millionen in die zentrale Notaufnahme investiert worden.
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