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Karlsruhe: Personalmangel bei AVG: Gewerkschaft kritisiert "unhaltbaren Zustand"

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Personalmangel bei AVG: Gewerkschaft kritisiert "unhaltbaren Zustand"

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    Sowohl auf den AVG- als auch auf den VBK-Linien kam es zu Ausfällen. (Symbolbild)
    Sowohl auf den AVG- als auch auf den VBK-Linien kam es zu Ausfällen. (Symbolbild) Foto: ks

    Jürgen Wenzel von den Freien Wählern will es genau wissen: "Immer mehr ärgern sich die Fahrgäste in Karlsruhe über Ausfälle von Bahnen der VBK oder der AVG bzw. über eine Ausdünnung des Fahrplans", so der Stadtrat Ende Juli in einer Anfrage an den Karlsruher Gemeinderat. Darin fordert Wenzel klare Antworten- unter anderem auf die Frage, mit welchen internen Problemen die ÖPNV-Ausfälle konkret zusammenhängen.

    Gute Aussichten bei VBK, Fehlbedarf bei der AVG

    Wie die Stadtverwaltung in ihrer Stellungnahme mitteilt, sieht es zumindest bei den Verkehrsbetrieben Karlsruhe (VBK) derzeit gut aus: Der Soll-Bedarf liege bei 445 Vollzeitfahrern. Zum 1. August habe man bei den VBK 460 beschäftigte Personen gezählt. "Da einige Fahrer Teilzeit arbeiten, entspricht dies 446 Vollzeitkräften", erklärt die Stadt.

    Den Optimalstand hat die Albtal-Verkehrsgesellschaft (AVG) nach Angaben der Stadtverwaltung noch nicht erreicht. Auf einen Soll-Bedarf von 395 Vollzeitfahrern kam am 1. August dieses Jahres ein Bestand von 334 Fahrern. "Hier gibt es noch immer einen Fehlbedarf von 60 Mitarbeitern", so die Stadt. Bis Ende des ersten Quartals 2016 sollen diese ausgebildet sein.

    Wie die Stadt einräumt, hätte man hier allerdings schon früher reagieren müssen: "Legt man den im Herbst 2014 festgestellten und dokumentierten Unterbestand sowie die aktuellen Rahmenbedingungen zur Nachbesetzung (Erforderlichkeit eigener Ausbildung) zu Grunde, hätte prinzipielle spätestens im Jahre 2012 mit der Nachsteuerung begonnen werden müssen", heißt es in der Stellungnahme zum Freien-Wähler-Antrag.

    "Ausfallquote liegt bei unter einem Prozent"

    Die personellen Engpässe bekamen in der Vergangenheit auch die Pendler zu spüren: Immer wieder kam es zu einzelnen Ausfällen auf allen Stadtbahnlinien. Sowohl der Fahrplan der Linien S1 und S11 sowie der Tramlinie 5 mussten zeitweise ausgedünnt werden. Dennoch liegt die Ausfallrate über das ganze Jahr bei den VBK unter 1 Prozent aller Fahrten, betont die Stadtverwaltung. Die Ausfallquote auf dem gesamten Linienetz der AVG liege im Jahresdurchschnitt bei unter 1,3 Prozent aller Fahrten. Nur an einzelnen Tagen mit erhöhtem Krankenstand liege die Quote höher.

    Zumindest Pendler der Linien S1 und S11 können aber vorerst aufatmen: Die Stadtbahnlinien fahren seit Montag, 28. September, wieder nach dem regulären Fahrplan zwischen Hochstetten und Bad Herrenalb beziehungsweise Ittersbach. Auch auf der während der Sommerferien auf einen 20-Minuten-Takt ausgedünnten Tram-Linie 5 herrscht seit vergangener Woche nach Aussage der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) wieder Regelbetrieb.

    Steht der AVG ein GDL-Streik ins Haus?

    Doch es könnte bereits neuer Ärger drohen: In einer Pressemitteilung erhebt die Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) Vorwürfe gegen die AVG. Diese gebe seit Monaten ein "desaströses Bild" ab. "Trotz des offenkundigen Personalmangels zeigt die Geschäftsführung bisher keinerlei Absicht, an den unhaltbaren Zuständen etwas zu ändern", so der stellvertretende Bundesvorsitzende GDL Norbert Quitter.

    Ihre Forderungen machte die GDL am 31. August in der Eröffnungsrunde der Tarifverhandlungen deutlich: Sie fordert eine Erhöhung des Tabellenentgelts um 5,1 Prozent, die Erweiterung der Entgelttabelle um eine neue Entgeltstufe und die Einführung der 38-Stunden-Woche bis 2018.

    "Anstatt der erwarteten, angemessenen Maßnahmen zur Entlastung der Mitarbeiter bot das Karlsruher Unternehmen eine Entgelterhöhung von ein Prozent rückwirkend zum 1. Juli, weitere 1,5 Prozent ab 2016 sowie eine Einmalzahlung von 500 Euro", kritisiert die GDL. "Sollte der Arbeitgeber sich nicht deutlich bewegen, werden die GDL-Mitglieder ihren Interessen weiteren Nachdruck verleihen- auch kämpferisch", so Quitter.

    Auf Nachfrage von ka-news zeigt sich die AVG verwundert über die Kritik der GDL- und vor allem darüber, dass diese "trotz laufender, konstruktiver Verhandlungen nun den Weg einschlägt, über eine Pressemitteilung Druck auszuüben". Das belaste aus Sicht der AVG die Verhandlungsatmosphäre nachdrücklich. "Es liegt in der Natur der Sache, dass Gewerkschaften und Arbeitgeber sich in Tarifverhandlungen langsam aufeinander zubewegen", so der Vorsitzende der Geschäftsführung, Alexander Pischon.

    "Wir verwahren uns nachdrücklich gegen die Unterstellung, unser Unternehmen gebe vermeintlich ein 'desaströses Bild' in der Öffentlichkeit ab. Der GDL steht ein solches Urteil nicht zu", meint Pischon weiter. Die AVG genieße als Unternehmen in der Region weiterhin hohes Ansehen. Nach der ersten Verhandlungsrunde Ende August steht am 5. Oktober die zweite Verhandlungsrunde zwischen der AVG und GDL an. Am Montagmorgen wurde nach Aussage der AVG "ein Brief mit umfangreichen Nachbesserungen" an die Gewerkschaft versandt.

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