"Die Stadtbahnen der AVG waren noch vor zehn Jahren das große Vorbild für den attraktiven Ausbau des Nahverkehrs, doch derzeit ärgern sich immer mehr Fahrgäste über die Mängel im System", beklagt VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb in einer Pressemitteilung.
"Nach der Krise der Jahre 2011/2012 mit hohen Verspätungen war die Pünktlichkeit im Jahr 2014 auf einem guten Weg und fast immer besser als bei den DB-Zügen - doch nun führt der akute Fahrermangel bei der AVG zum Ausfall vieler Stadtbahnfahrten", wird Lieb in einer Pressemitteilung des Verkehrsclubs weiter zitiert.
VCD: Bessere Absprachen mit Deutscher Bahn erforderlich
Das Stadtbahn-Netz, das ausgehend von Karlsruhe bis Sinsheim, Mosbach, Öhringen, Heilbronn, Bietigheim-Bissingen, Pforzheim, Bad Wildbad, Baden-Baden und Freudenstadt reiche, stehe immerhin für 15 Prozent der vom Land Baden-Württemberg bestellten Zugkilometer, stellt der VCD fest.
Zur aktuellen Personalproblematik bei der AVG heißt es weiter: "Es kann nicht sein, dass wichtige überregionale Bahnverbindungen wie von Karlsruhe nach Heilbronn einfach ausfallen, weil die AVG nicht genügend Lokführer hat. Hier muss dringend etwas passieren!" Schließlich betreibe die AVG manche Linien in Kooperation mit der Deutschen Bahn AG. Es sollten daher Personalaushilfen möglich sein - insbesondere da die AVG ja nicht immer durch die Innenstädte mit den besonderen Anforderungen fahre, sondern auf DB-Gleisen wie jeder andere Zug unterwegs sei, gibt der Verkehrsclub zu bedenken.
Weiter fordert der VCD eine bessere Information seitens der AVG gegenüber den Fahrgästen und gegenüber der DB: "Die Zugausfälle müssen frühzeitig in alle Auskunftsmedien, nicht nur der AVG, sondern auch der DB eingespeist werden, so dass die Fahrgäste, aber auch die DB-Mitarbeiter in den Zügen und Reisezentren über die Stadtbahn-Ausfälle informiert sind und frühzeitig Alternativverbindungen wählen können", erklärt Matthias Lieb.
"Manche Verbindungen langsamer als vor 25 Jahren!"
Das Stadtbahn-Konzept sei aus VCD-Sicht sinnvoll vor allem in der schnellen Direktverbindung von Umlandgemeinden mit dem Zentrum der Großstadt, wie beispielsweise in Karlsruhe und Heilbronn. Vor 20 Jahren habe man mangels anderer elektrischer Triebwagen die AVG-Stadtbahnen dann aber auch auf weitere Überlandverbindungen ausgedehnt, stellt der VCD fest.
Die Folge sei, dass heute die Verbindung Karlsruhe - Heilbronn mit 90 Minuten für 74 Kilometer langsamer sei als vor 25 Jahren, so der VCD. "Dabei könnten Eilzüge mit nur wenigen Halten die Strecke in unter 60 Minuten und damit auch in einer zum Straßenverkehr konkurrenzfähigen Fahrzeit schaffen", gibt der VCD zu bedenken. Auch Fahrten mit der Straßenbahn von Heilbronn nach Sinsheim, die für eine Strecke von 33 Kilometern 65 Minuten benötige, machten die Schiene nicht attraktiver.
Aktualisierung, 14.33 Uhr: AVG reagiert mit Akut-Maßnahmen
"Die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) hat im Moment einen Engpass im Bereich der Triebfahrzeugführer. Deshalb ist es in den vergangenen Wochen immer wieder zu einzelnen Ausfällen auf allen Stadtbahn-Linien gekommen", teilt die AVG am Freitag auf Anfrage von ka-news mit.
Die AVG habe auf die Situation bereits reagiert und stelle daher seit Herbst 2014 verstärkt Triebfahrzeugführer ein. Das Problem sei laut AVG, dass es auf dem Arbeitsmarkt derzeit kaum ausgebildete Fachkräfte gebe. Deshalb bilde die AVG selbst aus. "Die Ausbildung dauert allerdings neun Monate und die Durchfallquote (körperlich medizinischer und psychologischer Check-Up im Vorfeld und Prüfungen) liegt bei bis zu 40 Prozent. Deshalb tritt ein Erfolg verzögert ein. Wir haben 2014 rund 60 neue Fahrer eingestellt, 2015 wollen wir nochmal rund 70 neue Mitarbeiter dazugewinnen, um den Unterbestand, der aus der Vergangenheit gewachsen ist, auszugleichen", so die AVG weiter.
AVG: "Wir wollen Kunden einen verlässlichen Fahrplan bieten"
Zudem habe die AVG als Akut-Maßnahme den Fahrplan auf der Linie S1 und S11 seit diesem Dienstag ausgedünnt. Die AVG erklärt dazu : "So ist es uns möglich, dem Kunden einen verlässlichen Plan bieten zu können. Denn verständlicherweise sehr ärgerlich ist, wenn man an der Haltestelle steht und es kommt einfach keine Bahn. Diese Maßnahme mit der gezielten Ausdünnung auf der S1/S11, die wir auch entsprechend kommuniziert haben, greift. Seither sind die auf den Personalengpass zurückzuführenden Ausfälle auf den anderen Linien deutlich zurückgegangen."
Zur Ausdünnung auf der S1 und S11 hat die AVG zudem am vergangenen Freitag eine Pressemitteilung herausgegeben, auf der Homepage und den sozialen Medien informiert. "Die ausfallenden Bahnen tauchen nicht auf den Informationsanzeigern an den Haltestellen auf. An den Haltestellen entlang der Linien gibt es entsprechende Aushänge mit aktualisierten Fahrplänen", die AVG.
"Die Situation ist nicht schön, unsere Ausfälle kommunizieren wir aber offen, damit sich die Kunden wenigstens darauf einstellen können", so die AVG. Im Verkehrsticker auf der rechten Seite der Homepages www.avg.info und www.kvv.de werden die Ausfälle von der Leitstelle aktuell eingepflegt, sofern es welche gibt. Diese Nachrichten werden auch auf der Facebook-Seite des KVV gepostet und können vom Band des Info-Telefons 0721/6107-5885 abgehört werden. Vor Fahrtantritt kann sich der Kunde über diese Medien informieren.
Zum Vorschlag des VCD - bei der Deutschen Bahn Personalaushilfen zu erbeten - erklärt die AVG: "DB Regio ist unser Partnerunternehmen und wir stehen im ständigen Austausch. Leider kann uns unser Partner aber derzeit kein Zusatzpersonal zur Verfügung stellen."