Haben Sie sich nicht auch schon einmal gefragt, welcher dreiste Dieb dem OB-Kandidaten Frank Mentrup beim Fotoshooting einfach das Ei aus der Hand gestohlen hat? Irgendwie fehlt da doch was! Denn angenommen, da hätte vorher kein Ei drin gelegen - was ja ebenfalls erklärunsgbedürftig wäre - was soll die Hand da?
Schöne Hände für die weiblichen Wähler?
Und Frank Mentrup ist nicht einmal der einzige mit "leeren Händen"! Auch Ingo Wellenreuther zeigt sie gerne: In seiner Plakatserie ist er gleich mit mehreren - leicht abgewandelten - Versionen der mysteriösen Handbewegung abgebildet. Vermutlich hat er sich das von seiner Parteikollegin im Bundestag abgeguckt: Angela Merkel war 2005 im Wahlkampf gegen Gerhard Schröder sogar mit beiden Händen abgebildet - und hat gewonnen!
Nicht auszudenken, was sich da so alles orakeln ließe, dabei habe ich da meine ganz eigene Theorie: Erst im August meldete das Amt für Stadtentwicklung, dass in der technisch-geprägten Männerhochburg Karlsruhe de facto mehr Frauen als Männlein leben! Klare Sache also: Es gibt mehr weibliche als männliche Wähler. Wer stimmt nicht gerne für schöne Hände und eindeutige Posen? Sehen Sie, da müssen Sie mir zustimmen.
Eindeutig untermauert werden diese Strategien auch von den Mitbewerbern: Friedemann Kalmbach beispielweise lächelt zuversichtlich von seinem Plakat, im Hintergrund plätschert ein beruhigendes Delfinblau in diffusem Licht... verträumt denkt Frau dann an ein "neues Miteinander" in Karlsruhe. Allerdings nur so lange, bis sie vom überragenden Antlitz und Jürgen Wenzels delfinblauen Augen - irgendetwas muss es mit dieser Farbe auf sich haben - wachgerüttelt wird. Dieser Mann bietet eine romantische Bootsfahrt in freier Natur - das hat Zukunft!
Auch Niko Fostiropoulos hat den Dreh raus: Locker lehnt er an der Wand und lächelt charmant in die Kamera. Seine Hände (!) liegen dabei deutlich sichtbar auf seinen Armen. Muss ich mehr sagen?
"Immer schön in die Kamera schauen!"
Vielleicht hat er sich ja Tipps bei seinem "Landsmann" Georgios Tzitzikos geholt. Der Schauspiellehrer war unter anderem schon am Badischen Staatstheater engagiert und kennt sich aus mit Körpersprache. Um den Spekulationen ein Ende zu setzen, hat ka-news ernsthaft nachgefragt. Tzitzikos empfiehlt: Wer demnächst als OB antreten will, sollte immer schön in die Kamera gucken. "Wenn man das nicht tut, könnte es als schwammig ausgelegt werden", erklärt er im Gespräch mit ka-news. "Wer in die Kamera schaut, ist konkret."
Was die Kleidung anbelangt, rät er, ruhig auf die Krawatte zu verzichten. "Dann spricht man auch ein jüngeres Publikum an und heutzutage ist das absolut in Ordnung, nur mit Hemd und Jacket aufzutreten." Den Schlabberpulli müsse man ja nicht gleich aus dem Schrank holen, die Krawatte könne man aber getrost drin lassen. Die sagenumwobene "Hand-Geste" soll seiner Ansicht nach übrigens vermitteln, dass der Politiker gut erklären kann und den Menschen Dinge näherbringen will, dass er diskussionsfreudig ist.
Dann wäre das ja auch geklärt.
Siehe auch:
OB-Schilderwald in Karlsruhe: Welches Plakat überzeugt Sie?