Nach vielen leidenschaftlichen Debatten und einer Historie voller Sackgassen, näherten sich KSC und Stadt Karlsruhe in den vergangenen zwei Jahren wieder an. Im Oktober 2014 beschloss der Gemeinderat, "das bestehende Wildparkstadion als modernes, zukunftsfähiges und multifunktional nutzbares Stadion neu zu errichten" .
Knapp ein halbes Jahr später folgte mit dem sogenannten "Letter of Intent" am 15. April 2015 die Rahmenbedingungen und die Refinanzierung für den Stadion-Neubau. Vereinbart wurden sie zwischen Oberbürgermeister Frank Mentrup sowie dem KSC-Präsidium mit Präsident Ingo Wellenreuther und den beiden Vizepräsidenten Günter Pilarsky und Georg Schattling. Veranschlagt wurde das Großprojekt mit einem Budget von 74, 5 Millionen Euro.
Wie wird das Stadion finanziert?
Danach zahlt der KSC in der ersten Liga 3,5 Millionen Euro Festpacht pro Saison. In der zweiten Liga beläuft sich diese auf 1,5 Millionen pro Spielzeit – in der dritten Liga und der Regionalliga auf 400.000 Euro. Zudem müsste der KSC im Falle eines Aufstiegs in die erste Liga eine "Aufstiegsprämie" in Höhe von 500.000 Euro auf das städtische Konto überweisen, allerdings erst dann, wenn im neuen Stadion gespielt wird.
Weiter verpflichtet sich der KSC darin, die Kosten für die Instandhaltung zu übernehmen und die Stadt an Zuschauereinnahmen und Erlösen aus der Vermarktung außerhalb des reinen Spielbetriebs zu beteiligen. Sollte der KSC durch verbesserte Einnahmen, wie beispielsweise durch längere Zugehörigkeit zur ersten Liga, mehr als die vereinbarte Pacht zahlen können, hat er die Möglichkeit, das Stadion zu einem Restkaufwert in Form eines Erbpachtvertrages in eigenen Besitz zu überführen.
Bürgerforum zum Neubau am 15. Juli
Soweit diese Vereinbarung, die als Grundlage der Verhandlungen diente, die in letzter Zeit zwischen dem KSC und der Stadt Karlsruhe geführt wurden, um dieses Projekt auf den Weg zu bringen. Am 12. Juli wird sich der Hauptausschuss des Gemeinderats in einer Sondersitzung mit dem Thema befassen und sollte dieser Ja zum Stadionneubau sagen, dürfte dessen Votum auch im Stadtparlament eine Mehrheit finden. Am 15. Juli, um 19 Uhr, sollen die wesentlichen Ergebnisse dann nochmals in einem Bürgerforum im Südwerk, Henriette-Obermüller-Straße 10, zur Diskussion gestellt werden, wie Oberbürgermeister Mentrup ka-news sagte.
Der hofft darauf, "dass wir am 19. Juli einen Knopf dran machen und dann in die konkrete Planung einsteigen können". Das würde auch heißen, so komplexe Themen wie den Bebauungsplan, die Zeitachse und die Ausstattungsqualität auf den Weg einer Ausschreibung zu bringen, die europaweit erfolgen muss. Dann könnte im kommenden Jahr die Vergabe erfolgen, wobei mit anderen baulichen Maßnahmen, die nicht den Stadionkörper betreffen, schon begonnen werden kann, ehe die Vergabe erfolgt ist.
Wer sind die Architekten?
Man sei weiter in engem Austausch mit dem KSC, was die Stadionplanung betrifft sagte Mentrup auf eine entsprechende Frage. So gab es in der vergangenen Woche erneut ein Treffen zwischen dem Oberbürgermeister und dem KSC-Präsidium, um sich über den Stand der Verhandlungen auszutauschen. KSC-Präsident Ingo Wellenreuther hält dies auch für notwendig, "um in den Planungen auf die Erfahrung unserer Stadionexperten zurückzugreifen", wie er sagt.
Beim KSC ist dieses Gremium überschaubar, denn neben Claus Binz, einem der renommiertesten Stadionplaner in Deutschlands, der bislang an der Entwicklung und Umsetzung von mehr als 50 Stadion- und Arena-Projekten in Deutschland und im Ausland beteiligt war, ist Fabian Herrmann, der zukünftige "KSC-Stadionmanager", der später auch den Stadionbetrieb leiten soll sowie die auf Baurecht spezialisierte Anwaltskanzlei Kapellmann aus Frankfurt dabei.
Ergänzt wird diese Gruppe durch KSC Präsident Ingo Wellenreuther und den stellvertretenden Verwaltungsratsvorsitzenden Holger Siegmund Schulze. Für die Stadt ist neben der Fächer GmbH, die das Projekt betreut, auch die Firma Speer&Partner an Bord und ebenfalls eine Anwaltskanzlei, die die Stadt berät. Daneben gibt es auch noch die Wildpark-Kommission, die sich mit dem Thema befasst. Für manche fast schon zu viele Köche, die im Stadiontopf rühren. Als das Wildparkstadion vor 61 Jahren gebaut wurde, war dies alles noch einfacher.
Gefährden Sparpläne den Neubau?
Da hatte der damalige Oberbürgermeister Günther Klotz seinerzeit nur eine Hürde zu nehmen, um das Projekt in Angriff zu nehmen. Dabei ging es um die Fusion zwischen dem FC Phönix und dem VfB Mühlburg zum KSC. Und als diese vollzogen war, "nahm die Stadt ohne zu zögern den Ausbau des Wildparkstadions in Angriff", wie dem Stadtarchiv zu entnehmen ist. So einfach wird es dieses Mal nicht, aber Oberbürgermeister Frank Mentrup ist guter Dinge, dass der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung vor den Sommerferien "grünes Licht" für den neuen Wildpark gibt, in dem dann vielleicht schon 2019 gespielt werden kann.
Dass die anstehenden Sparbeschlüsse der Stadt das Projekt noch gefährden könnten, schließt Mentrup aus. Nicht nur, weil das Stadion am Ende durch die Pachtzahlungen des KSC komplett refinanziert werden kann, was bei anderen kommunalen Projekten (Beispiel neues Schauspielhaus) nicht der Fall ist, sondern auch deshalb, weil die große Spardiskussion erst im Herbst bei den Beratungen zum neuen Doppelhaushalt stattfindet und das Stadion dann nicht mehr tangiert ist, wenn es jetzt am 19. Juli vom Gemeinderat auf den Weg gebracht wird.
ka-news-Hintergrund
Das neue KSC-Stadion biegt auf die Zielgerade ein: Was ist in den vergangenen Jahren passiert? Wir haben die ganze Historie ab 2002 für euch zusammengefasst im Artikel KSC-Stadion: Was bisher geschah - der Wildpark-Streit im Überblick
Alle Themen und Fakten rund um das Thema neues KSC-Stadion im ka-news-Dossier "KSC-Stadion im Wildpark"
"Letzte Ausfahrt Wildpark": Weitere Infos, O-Töne und Stimmungen rund um das Stadion gibt es am Freitag um 12.30 Uhr und 16 Uhr im SWR4-Radio auf Frequenz 97.0 oder im Webradio sowie auf ka-news.de