Am Freitag haben sechs Esel von Landwirt Fritz Gruber ihr neues Domizil bezogen - 12 sollen es noch werden. Der Grund: Seit 2010 ist der "Alte Flugplatz" als Naturschutzgebiet ausgewiesen und um die notwendige Pflege des Areals zu gewährleisten, setzt die Stadt Karlsruhe schon seit längerer Zeit auf eine ganz natürliche Maßnahme: die Beweidung durch Esel. "Diese ist für den Alten Flugplatz optimal", erklärt Norbert Hacker, Leiter es städtischen Umwelt und Arbeitsschutzes.
Streit zwischen Stadt und altem Pächter
Es ist nicht das erste Mal, dass eine Eselherde auf dem "Alten Flugplatz" grast. Ganze zehn Jahre wohnten hier die Tiere von Landschaftspfleger und Eselhirte Carsten Weber.
Für viele Nachbarn gehörten die Esel zum Alltag, erinnert sich Anwohner Eberhard Wiehl. "Man kann die Tiere aus weiter Entfernung hören, wenn sie schreien", beschreibt er das Zusammenleben. Gestört habe sich daran aber kaum jemand. "Da gibt es Lärmquellen, die deutlich störender sind."
Im vergangen Jahr kam es dann aber zum Bruch zwischen Weber und der Stadt Karlsruhe. Die Vorwürfe des Eselhirten: Zäune wären zertrümmert, Tiere totgebissen und Leistungen nicht vollständig bezahlt worden. Die Stadt habe ihn im Stich gelassen, behauptete Weber. Die Stadt wies die Anklage zurück, es folgte die Kündigung des Vertrages vonseiten Webers. Keine Esel mehr auf dem "Alten Flugplatz"? Unvorstellbar - laut Hacker war der Aufschrei in der Bevölkerung groß.
Im vergangen Jahr wurde daraufhin ein Auftrag ausgeschrieben, den Zuschlag bekam schließlich Fritz Gruber. Fürs Erste ist sein Abkommen mit der Stadt Karlsruhe auf ein Jahr befristet. Wenn es nach dem Landwirt geht, der auf dem Storchenhof unter anderem auch eine Eselnothilfe betreibt, soll es auch danach weitergehen. "Wir wollen über einen längeren Zeitraum hinweg eng mit der Stadt zusammenarbeiten", meint er im Gespräch mit ka-news.
Vandalismus-Problem im Naturschutzgebiet?
Wie aber auch schon sein Vorgänger wird Gruber in den kommenden Monaten mit dem ein oder anderen Problem zu kämpfen haben. Ein großes Ärgernis: Vandalismus an den Zäunen. In der Vergangenheit haben Unbekannte wiederholt die Zäune aufgeschnitten, meint Hacker. Die Folge: Immer wieder seien Tiere ausgebüxt und haben wieder eingefangen werden müssen.
"Wir haben sogar überlegt, Kameras an manchen Stellen anzubringen", so Hacker, "aus technischen Gründen haben wir die Idee dann aber doch verworfen. Die notwendige Infrastruktur ist hier nicht gegeben." Stattdessen habe man neue, stabilere Zäune aufgestellt. Vandalismus grundsätzlich verhindern könne man aber nicht. Esel-Experte Fritz Gruber wendet daher an seine Nachbarn. Bei Auffälligkeiten oder aufgeschnittenen Zäunen bittet er darum, benachrichtigt zu werden. "Die Esel sollen ja nicht in der Stadt spazieren gehen."
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