Die im November gefundenen Skelette in Durlach sind nicht die ersten mysteriösen Gebeine, die im sogenannten "Letschebach" für Schlagzeilen gesorgt haben. Immer wieder wurden bei Umbau- oder Ausgrabungsarbeiten Skelette entdeckt, sei es in Massengräbern von Menschen, die vermutlich an Krankheiten gestorben waren oder in Behelfsgräbern, möglicherweise von im Kampf gefallenen Soldaten.
Letzte Fund vor 110 Jahren
Der letzte große Fund von Mehrfachgräbern liegt 110 Jahre zurück. Damals werden fast 30 Skelette mitten in Durlach gefunden Die heutige Pfinztalstraße, die direkt durch das Zentrum von Durlach führt, heißt 1912 noch Hauptstraße. Im Juni dieses Jahres finden Ausgrabungsarbeiten im Keller und auf dem Hof von Haus Nummer 4 statt.

Bis 12. Juni entdecken die Arbeiter auf dem Grundstück des Hauses Hauptstraße Nummer 4 etwa 20 menschliche Skelette. In der Nähe wird ein weiteres Grab mit acht Skeletten gefunden. Die Schädel sind gut erhalten, die Zähne am Unter- und Oberkiefer sind noch vorhanden. Mit den Füßen nach Osten und den Kopf nach Westen liegen die Skelette auf dem Hof in einem Abstand von etwa 80 cm zueinander.

Die in dem Massengrab weiter weg gelegenen Skelette liegen teilweise in der Richtung Ost-West und teilweise in der Richtung West-Ost. Früher waren auf vielen christlichen Friedhöfen die Verstorbenen so bestattet, dass ihre Gesichter in die Himmelsrichtung Osten blickten.
Wer waren die Verstorbenen und wieso werden sie hier bestattet?
Theoretisch könnten die vor der Hauptstraße Nummer 4 gefundenen Knochen mit den im November 2023 gefundenen Skeletten zusammenhängen – das heißt, der in der Blumentorstraße vermutete Friedhof hätte sich bis zur heutigen Pfinztalstraße erstrecken müssen, da diese gerade zirka 100 Meter davon entfernt ist.

Jedoch könnte es auch sein, dass hier in der Hauptstraße gar kein Friedhof war. Der Fundort liegt unmittelbar vor dem Blumentor, dem ehemaligen Stadttor – so ist es möglich, dass es sich bei den Knochen um die Skelette von im Kampf gefallenen Soldaten handelt. Was anschließend mit den Skeletten geschieht ist nicht bekannt.
Mysteriöse Skelette bei Bauarbeiten am neuen Durlacher Bahnhof
Aber das waren nicht die einzigen anonymen Skelette, die Anfang des 20. Jahrhunderts in Durlach gefunden wurden. Beim Umbau des neuen Durlacher Bahnhofs kamen auch einige geheimnisvolle Knochen zum Vorschein. Es wird vermutet, dass die Pfinz, der Fluss, der durch Durlach läuft, bereits im 15. Jahrhundert nach Durlach umgeleitet wurde.

Hier wird er benutzt, um Mühlen anzutreiben und Wasser für den Stadtgraben zu liefern. Außerdem dient der Fluss der Fischerei und dem Transport von Gütern und ist mittels des Steinschiffkanals mit dem Karlsruher Landgraben verbunden.
Ende 1911 wird der neue Durlacher Bahnhof eröffnet – davor muss ein Teil des Pfinzverlaufs nach Norden verlegt werden. Während der Bauarbeiten wird am 31. Juli 1907 in der Nähe des Bahnübergangs ein männliches Skelett in der Tiefe von einem halben Meter in Durlach entdeckt.
Skelettfund genau drei Jahre zuvor
Und was noch ein wenig unheimlich ist – genau drei Jahre vor dem großen Skelettfund im Jahr 1912 werden am 12. Juni 1909, bei dem erweiterten Bahnbau in der Nähe von Durlach im Oberwald fünf menschliche Skelette gefunden. Auch bei diesen Knochen ist die Herkunft unbekannt.
Wer alle diese Verstorbenen waren, ist – wie der Fund 1912 – ebenfalls nicht dokumentiert. Am 23. April 1914 wird beim Umbau der ehemaligen Schlossstraße (der heutigen Marstallstraße) ein einziges Frauenskelett entdeckt – in zirka 70 bis 80 Zentimeter Tiefe gegenüber der damaligen Wirtschaft "Traube." Auf Anregung der Behörde werden diese Gebeine auf dem Friedhof bestattet.
Gebeine von Soldaten entdeckt
Das Schloss Augustenburg ist ein ehemaliges Schloss der Markgraften von Baden-Durlach im heutigen Grötzingen und ein Denkmal von besonderer Bedeutung. Am 15. Januar 1859 werden auf dem markgräflichen Grundstück in der Nähe des ehemaligen Gutleuthausplatzes zwei menschliche Skelette entdeckt, die in einem Feldrain liegen.

Das Gutleuthaus in Durlach, das in Dokumenten erst mal im Jahr 1532 erwähnt wird, lag nordöstlich der Stadt an der Straße nach Grötzingen und verfügte über eine eigene Kapelle und einen eigenen Friedhof. Das Haus diente der Versorgung von Leprakranken. Da zwei größere Metallknöpfe bei den Skeletten gefunden werden, vermutet man, dass es sich hier um die Skelette zweier Soldaten handelt, die in Kriegszeiten hier begraben wurden.

Möglicherweise handelt es sich nicht um badische Soldaten, sonst wären sie auf dem Friedhof begraben gewesen. In Durlach wurde 1849 bei der Durlacher Obermühle im Zuge der Badischen Revolution gekämpft. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Soldaten bei den Kämpfen während des Pfälzischen Erbfolgekrieges 1689 gefallen sind, bei denen Durlach zerstört wurde.