Die Rückkehr zum Normalbetrieb - das gilt als das erklärt Ziel des städtischen Klinikums. Sinkende Fallzahlen haben in den letzten zwei Wochen dafür gesorgt, dass die normale Covid-Station auf Pandemiestufe zwei zurückkehren kann - doch diese Woche fängt jene Position wieder an zu wackeln.
Für Lockerungen noch zu früh
Der Grund: Innerhalb einer Woche sind doch wieder einige Corona-Patienten hinzugekommen. So befinden sich aktuell 20 Personen auf der Covid-Allgemeinstation, 11 auf der Intensivstation, wovon vier wiederum künstlich beatmet werden müssen. Damit befindet sich die Covid-Intensivstation weiter auf Pandemiestufe drei.
Ein Grund zur Beunruhigung sei das aber nicht, sagt Klinik-Chef Michael Geißler: "In einer Pandemie verläuft es nicht linear, da kann es vorkommen, dass es zwei, drei Tage gibt, an denen neuer Schwung kommt. Trotzdem können wir einen Abwärtstrend verzeichnen - auch Karlsruhe bewegt sich bei der Inzidenz langsam auf die 50 zu."

Optimistisch sieht er auch den kommenden Wochen entgegen, denn: Laut einer Hochrechnung aus Ulm, soll der Intensivbedarf in den nächsten 14 Tagen um 50 Prozent zurückgehen. "Wenn sich das Bewahrheitet, könnten wir die Covid-Intensivstationen von zwei auf eine reduzieren", so der Klinik-Chef.
Für Lockerungen sei es seiner Meinung aber noch zu früh. "Die Inzidenzzahl ist dafür noch zu hoch. Wir haben da die Beispiele aus England und Portugal, die haben den Lockdown gelockert und das Ganze ist explodiert. Das will ich unserem Personal nicht zumuten."
Eine bestätigte Großbritannien-Mutante im Klinikum
Selbst im Bezug auf die Mutante aus Großbritannien verliert Geißler seinen Optimismus nicht: Denn die hat es mittlerweile nicht nur nach Karlsruhe, sondern auch ins Städtische Klinikum geschafft. "Wir haben bisher nur einen Patienten mit einer Mutante bei uns identifiziert", gibt Geißler zu Protokoll. Ein wirkliches Problem stelle das seiner Meinung nach aber nicht dar.
"Der klinische Verlauf dieser Mutationen unterscheidet sich mit Nichten von dem Virenstamm, der momentan bei uns vorherrscht", erklärt Geißler auf der Pressekonferenz am Freitag. Vorkehrungen werden aber trotzdem getroffen.
"Wir wissen nicht, ob es möglicherweise zu einer Doppelinfektion kommen könnte. Deshalb werden Patienten mit dem mutierten Coronavirus nicht mit anderen Covid-Patienten zusammengelegt, die wiederum vom vorherrschenden Virus befallen sind", so der Klinik-Chef.
Impfungen regen Virus zur Weiterentwicklung an
Dennoch, so Geißler, müsse den Leuten klar sein, dass im Verlauf der Zeit noch weitere Mutationen hinzukommen werden. Irgendwann auch welche, gegen die der aktuelle Wirkstoff nichts mehr ausrichten wird und dieser dann - wie bei den Grippeimpfungen - jedes Jahr neu aufgearbeitet werden muss.

"Die Impfungen werden Druck auf das Virus ausüben, sich weiterzuentwickeln. Das ist wie eine Kriegserklärung an das Virus", erklärt Geißler. "Wir im Klinikum gehen davon aus, in den nächsten Wintern weiter Corona-Patienten behandeln zu müssen."
Mit solchen Zuständen, wie sie während des zweiten Lockdowns zu Tage traten, rechnet der Klinik-Chef jedoch nicht. "Ich glaube, die Masken werden wir ab dem kommenden Herbst nicht mehr sehen. Aber dafür ist es auch notwendig, dass sich so viele wie möglich impfen lassen - zumindest 65 Prozent der Bevölkerung."
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