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Toter Luchs "Finja": Geht die Wiederansiedlung im Schwarzwald weiter?

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Wiederansiedlung in den heimischen Wäldern gescheitert? Luchs-Dame "Finja" ist verstorben

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    Finja war vor rund sieben Monaten im Nordschwarzwald ausgewildert worden - nun ist sie gestorben. (Archivfoto)
    Finja war vor rund sieben Monaten im Nordschwarzwald ausgewildert worden - nun ist sie gestorben. (Archivfoto) Foto: Uli Deck/dpa

    Die erst im Dezember 2023 ausgewilderte Luchsdame Finja wurde in einem sehr schlechten gesundheitlichen Zustand im Nordschwarzwald gefunden und benötigte dringend die Hilfe der Karlsruher Tierärzte des Zoologischen Stadtgartes Karlsruhe.

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    Foto: FVA

    Obwohl sich die Zoo-Ärzte direkt auf den Weg machten und alles versuchten, um das Tier am Leben zu halten, blieb ihnen schlussendlich nichts anderes übrig, als Finja einzuschläfern. Der Tod der Großkatze wirft das  Wiederansiedlungsprojekt zurück. Finja war das einzige weibliche Tier in der Region und sollte den Grundstein einer neuen Luchsgeneration im Nordschwarzwald bilden. 

    Expertin Eva Klebelsberg im Gespräch mit ka-news.de

    Wie es nun weiter geht und welche Rolle der Zoo Karlsruhe bei dem Versuch spielt, die größte Wildkatze Europas wieder im Schwarzwald anzusiedeln, wollte ka-news.de von der Projektverantwortlichen Eva Klebelsberg der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) wissen.

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    Foto: FVA

    Warum braucht der Schwarzwald neue Luchse?

    Klebelsberg stellt klar: "Der Luchsbestand im Schwarzwald ist Teil der sogenannten 'Oberrheinischen Metapopulation'. Die an Baden-Württemberg angrenzenden Luchsvorkommen in der Schweiz, den Vogesen und dem Pfälzer Wald sind jedoch aufgrund der geringen Anzahl von Tieren und dem eingeschränkten Gen-Pool gefährdet"

    Luchse sind in Baden-Württemberg selten.
    Luchse sind in Baden-Württemberg selten. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

    Finja sollte hier Abhilfe schaffen, das von ihr in die Population eingebrachte Erbgut, wurde dringend benötigt, um gesunden Nachwuchs zu erzeugen. Die FVA sieht das Projekt jedoch nicht als gefährdet an, der Tod von Wildtieren gehöre leider zum Alltag in der Natur, so traurig der Verlust von Finja auch sei, man wolle zukünftig weiter Luchse aus-wildern.

    Aus dem Oberwald in den Schwarzwald?

    Der zoologische Stadtgarten Karlsruhe trägt viel zum internationalen Artenschutz bei, aber auch der lokale Artenschutz wird nicht vernachlässigt. So wird im Oberwald derzeit ein 5.000 Quadratmeter großes Gehege gebaut. In ihm sollen zukünftig Luchse auf ihre Auswilderung vorbereitet werden.

    Im Oberwald entsteht ein Luchsgehege
    Im Oberwald entsteht ein Luchsgehege Foto: Forstamt Karlsruhe

    "Wir sind extrem stolz darauf, mit der Anlage diesen wichtigen Baustein für künftige Bestandsstützungen des Luchses bauen und dann auch betreuen zu dürfen", freut sich Zoodirektor Matthias Reinschmidt am 15. März, über die Zusage, das Gehege bauen zu dürfen.

    Werden bald Luchse in Karlsruhe auf ihr Leben in der Wildnis vorbereitet?
    Werden bald Luchse in Karlsruhe auf ihr Leben in der Wildnis vorbereitet? Foto: Kube

    Dieses Gehege ist für das gemeinsame Projekt der FVA, des WWF, der Zoos Karlsruhe und des Landesjagdverband von zentraler Bedeutung erklärt auch Klebelsberg gegenüber der ka-news.de Redaktion.

    Sie stellt außerdem klar, dass in diesem weitläufigen und naturbelassenem Gehege, die Tiere mit minimalem Menschenkontakt auf die Auswilderung vorbereitet werden sollen. "Das ist wichtig, damit sie ein gesundes 'Meidungsverhalten' gegenüber Menschen und Hunden entwickeln. Das heißt die Luchse sollen uns schon gar nicht erst in ihrer Nähe haben wollen", so Klebelsberg.

    Karlsruhe Zuchtpaar könnte bald Schwarzwald "bevölkern"

    Der Zoo Karlsruhe unterstütze zudem das Projekt mit einem weiteren Zuchtpaar. Deshalb sei es sicher, dass auch Nachkommen der Karlsruher Luchse später im Schwarzwald leben werden. Ein Teil werde aber auch in andere Auswilderungsprojekte in Mitteleuropa gehen. "Wir wollen möglichst vermeiden, Nachkommen derselben Elterntiere bei uns auszuwildern. Dieses Jahr hat es allerdings keine Jungtiere in Karlsruhe gegeben. Nun hoffen wir auf das kommende Frühjahr", so Klebelsberg.

    Ein Luchs geht durch sein Gehege im Wildpark Alte Fasanerie in Hanau (Archivbild)
    Ein Luchs geht durch sein Gehege im Wildpark Alte Fasanerie in Hanau (Archivbild) Foto: Lando Hass/dpa

    Es sei somit noch nicht abzusehen, wann der erste Karlsruher Luchs seine Freiheit im Schwarzwald genießen kann. Doch bis 2027 sollen sechs bis zehn vorrangig weibliche Tiere ausgewildert werden. 

    Karlsruher Zoo-Tierärzte im Einsatz für den Luchs

    Zuletzt war die Aufgabe der Karlsruher Veterinäre eine sehr traurige, sie mussten Finja einschläfern. Die Erkrankungsursache konnte trotz einer Autopsie und einer Laboruntersuchung, die derzeit noch andauert, nicht abschließend geklärt werden. Die Unterstützung des Projektes durch die Karlsruher Tierärzte geht aber noch weiter.

    Klebelsberg berichtet abschließend: "Bei solchen Projekten ist eine gute ärztliche Betreuung von zentraler Bedeutung. Nicht nur bei Notfällen wie jüngst bei Finja werden wir hier durch den Zoo unterstützt. Beim Transport und der damit verbundenen Betäubung der Tiere, den Untersuchungen vor der Auswilderung und der Impfung der Tiere, sind Karlsruher Tierärzte im Einsatz für unser Projekt".

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