Es ist für viele eine Nahrungsquelle, an die man sich gewöhnen muss. Seit dem 24. Januar gelten die Hausgrille und die Larven des Getreideschimmelkäfers als Lebensmittel in der Europäischen Union. Heuschrecke und der gelbe Mehlwurm haben diesen Status bereits ein wenig länger. Sie dürfen seit anderthalb Jahren offiziell serviert werden.
Insekten als Nahrungsquelle nicht ungewöhnlich
Dabei sind Insekten als Nahrungsmittel gar nicht so ungewöhnlich, wie es zunächst scheint. Laut quarks.de gibt es 2.111 Insektenarten, die für Menschen essbar sind. So stehen in Thailand beispielsweise Schaben und Larven regelmäßig auf dem Speiseplan und in Guatemala sind mit Schokolade überzogene Heuschrecken ein beliebtes Dessert.
In Japan kommen gekochte Wespenlarven oder frittierte Zikaden auf den Tisch und Australier sammeln Honigtopfameisen aus ihren Nestern. In Nigeria werden Heuschrecken gekocht oder Termiten roh gegessen - und auch in Karlsruhe werden regelmäßig kleine Sechsbeiner serviert und verspeist.
"Dschungelprüfung" bei Mariannes Flammkuchen
Beispielsweise ist es fast schon Tradition, dass bei Mariannes Flammkuchen die "Dschungelprüfung" serviert wird, während im Fernsehen das Dschungelcamps auf RTL läuft. Auch 2023 kommen in Karlsruhe, Linkenheim und Germersheim wieder Insekten auf den Flammkuchen.
"Probiert unseren Flammkuchen 'Dschungelprüfung' mit gegrillten Heuschrecken. Die Heuschrecke schmeckt leicht nussig und nach Hähnchen" schreibt das Restaurant auf Facebook. Serviert werden die Insekten auf einem Rucola-Bett mit Tomaten und Grana Padano. Angemacht wird mit Essig und Öl.
Bier-Bar Phono bietet ebenfalls Heuschrecken-Flammkuchen
Auch im Phono werden die Krabbeltiere auf Flammkuchen serviert. "Es wurde Zeit. es ist erstaunlich, dass es so lange gedauert hat, da es ja schon lange nachweislich ökologisch nachhaltiger ist als Fleisch", sagt Inhaber Thomas Elischer im Gespräch mit ka-news.de über die neuen EU-Richtlinien. Die Tiere für seinen Flammkuchen kämen aus einer nachhaltigen Zucht in Norddeutschland.

Die Idee zum etwas anderen Abendessen kam von einem Mitarbeiter, der Grillen aus Mexiko mitbrachte und kurzerhand auf einen Flammkuchen warf. "Das sah zuerst ein wenig komisch aus, wir haben es aber zusammen probiert und die Gäste fanden es interessant", blickt Elischer zurück.
Wie schmecken die Insekten?
Nach kurzer Suche habe er dann die Heuschrecken-Zucht gefunden, die ihn seitdem mit den kleinen Tierchen beliefere. Der Geschmack ist für Elischer schwer zu beschreiben: "Leicht nussig, 'strohig, knackig, dezent erdig, wie Heuschrecken eben."
Ein wirklicher Kassenschlager ist der Heuschrecken-Flammkuchen aber nicht. "Die Verkaufszahlen sind eher marginal. Wir verkaufen zirka einen am Tag, das entspricht ungefähr fünf Prozent des Gesamtflammkuchenumsatzes." Dies liege zum einen am Preis, da Heuschrecken in Deutschland sehr teuer seien, zum anderen am Ekel der Gäste.
Gleichzeitig gebe es aber auch viele Stammgäste, die gerade wegen des extravaganten Belags vorbeikommen würden. "Es gibt auch viele Neugierige, die ihn mal ausprobieren wollen. Die meisten sind positiv überrascht und es ist etwas, was immer für Gesprächsstoff sorgt", so der Phono-Inhaber im Gespräch mit ka-news.de.
Weststadt: "tote Raupe" in der Roten Taube
Der dritte Gastronom, der Insekten auf einem Flammkuchen anbietet, ist Tobias Meier, Inhaber der Roten Taube in Karlsruhe. Laut einem Bericht von karlsruhepuls.de gibt es hier seit der Corona-Krise Heuschrecken, Mehl- und Buffalowürmer sowohl als Flammkuchen-Belag als auch als Snack.
"'Rote Taube goes tote Raupe' wie angekündigt und versprochen, bieten wir Flammkuchen mit Tomaten, Mozzarella, Rucola, Balsamico-Creme und leckeren Speise-Insekten (Heuschrecken) an. Klingt komisch, schmeckt aber lecker", heißt es zum neuen Speiseplan auf der Website des Restaurants. Für ein persönliches Statement und ob nachzufragen, ob das Angebot weiterhin gilt, war Inhaber Tobias Meier nicht zu erreichen.
Gibt es Insekten auch in Karlsruher Supermärkten?
Wer sich in der eigenen Küche von der Qualität der Insekten-Lebensmittel überzeugen will, geht in Karlsruhe aktuell wohl leer aus. Beim Blick in die Supermarktregale zeigt sich: Noch sind die Krabbeltierchen nicht in den Regalen angekommen.

Im Rewe City in der Oststadt erklärt eine Mitarbeiterin im Gespräch, dass es wohl keine Pläne für Insekten-Lebensmittel gebe. Aktuell hätte man keine im Angebot. Das bestätigt auch die Pressestelle von Rewe Südwest: "Rewe hat national keine Produkte aus Insekten gelistet, weil sie bei unserer Kundenzielgruppe nicht nachgefragt werden. Inwieweit vereinzelt selbstständige Rewe-Kaufleute derlei Artikel ins Sortiment aufgenommen haben, entzieht sich unserer Kenntnis." Ähnlich gilt auch für die Kette Edeka.
Auch im Scheck-In gibt es keine Mehlwürmer und Co....
Im Scheck-in Center an der Ludwig-Erhard-Allee gibt es (Stand: 26. Januar) ebenfalls keine Lebensmittel mit Insekten-Inhalt. Aber: "Zum Dschungelcamp letztes Jahr hatten wir einen Aufsteller mit Insekten bei uns, dieses Jahr ist aber nichts geplant", meint eine Mitarbeitern des Scheck-in Centers als sich ka-news.de auf die Suche nach Insekten macht.
Laut der Mitarbeiterin sei die Aktion auch gut bei der Kundschaft angekommen, wann und ob überhaupt Insekten-Nahrungsmittel im Markt ankommen, wisse sie nicht. Auf Anfrage teilt Edeka-Südwest - wozu das Scheck-in Center gehört - mit, dass es aktuell nicht geplant sei in den Edeka-Eigenmarken Rezepturen aus oder mit Insekten zu verwenden.
"Wir können nicht ausschließen, dass Produkte anderer Marken entsprechende Zutaten aus Insekten enthalten oder deren Rezepturen zukünftig angepasst werden", heißt es. Edeka weißt darauf, dass Insekten in Lebensmitteln klar gekennzeichnet sein müssen.
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