"Ich bin ein Star, holt mich hier raus", heißt es im Moment wieder regelmäßig auf RTL. Während der Speiseplan im Dschungelcamp traditionell sehr gewöhnungsbedürftig ist, gilt in der EU die Hauslarve seit dem 24. Januar als Lebensmittel. Die Vorteile beim Verzehr der kleinen Tierchen liegen auf der Hand, 100 Prozent bedenkenlos ist er aber nicht.
Seit Dienstag, 24. Januar, sind die Hausgrille und auch die Larven des Getreideschimmelkäfers als Lebensmittel in der Europäischen Union zugelassen. Die Tiere dürfen damit zum Beispiel zu Pulver verarbeitet werden und in Lebensmitteln enthalten sein.
Insekten stehen in der EU schon länger auf dem Speiseplan
Komplett neu ist die Regelung aber nicht. Bereits seit anderthalb Jahren dürfen der gelbe Mehlwurm und Heuschrecken verarbeitet werden. Getrocknet können sie als Snack dienen oder gemahlen mit einem maximalen Anteil von zehn Prozent in Keksen, Nudeln, Brot oder Frühstücksflocken enthalten sein.
Sollten Insekten in Lebensmitteln enthalten sein, muss dies auf der Zutatenliste der Produkte gekennzeichnet sein. Verbraucher können also selbst entscheiden, ob sie im Supermarkt zugreifen oder nicht.
Insekten können allergische Reaktion hervorrufen
Beim Verzehr der Sechsbeiner gibt es auch einiges zu beachten. Gerade Allergiker sollten vorsichtig sein: Personen, die allergisch auf Krebstiere oder Hausstaubmilben sind, könnte auch beim Essen von Insekten eine allergische Reaktion zeigen.

Diese Allergie kann durch Chitin oder das Muskelprotein Tropomyosin ausgelöst werden. Problematisch können auch allergische Reaktionen auf die Futtermittel der Insekten wie Soja oder Weizen sein. Laut FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) ist das Risiko, allergisch auf Insekten zu reagieren, allerdings eher gering.
Als weitere Risiken gelten:
- Übertragung von Zoonosen (Infektionskrankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragen werden können): Die Wahrscheinlichkeit für Zoonosen gilt laut Verbraucherzentrale zwar als relativ gering, aber nicht auszuschließen. Man weiß noch wenig über die Krankheiten, die Insekten befallen können.
- Einsatz von Arzneimitteln oder Chemikalien: Die Züchter in Europa weisen darauf hin, dass die Insekten bisher ohne den Einsatz von Antibiotika, Hormonen oder anderen Chemikalien gezüchtet werden, doch neutrale Kontrollergebnisse gibt es bislang nicht.
- Bisher noch keine speziellen Hygienevorgaben: Es fehlen bisher klare Vorgaben zur Zulassung und Identitätskennzeichnung für insektenproduzierende und -verarbeitende Betriebe.
Offene Tierschutzfragen
Auch in Sachen Tierschutz sind in Sachen Insekten noch einige Fragen ungeklärt. So gelten bisher keine Haltungsvorschriften, wie viel Platz welche Insektenart benötigt oder wie viel Arzneimitteln wie Antibiotika oder Fungizide verwendet werden dürfen.

In Deutschland gibt es ebenso keine Anweisungen zu einer möglichst schonenden Tötung. In Österreich sind hierfür zwei Verfahren vorgesehen:
- Tieffrieren bei mindestens -18 Grad Celsius
- Kochendes Wasser oder Dampf bei mehr als 100 Grad Celsius (nur bei nicht flugfähigen Entwicklungsstadien wie Larven oder Mehlwürmern)
Laut jetzigem Forschungsstand haben Insekten übrigens kein Schmerz- oder Leidempfinden wie Säugetiere. Ob das, was im Nervensystem von Insekten passiert, mit dem menschlichen Verständnis von Schmerz vergleichbar ist, lässt sich laut Verbraucherzentrale derzeit noch nicht beantworten.
Insekten sind nahrhaft
Warum sollte man (dennoch) zu den Insekten greifen? Laut dem Portal "insektenwirtschaft.de" stecken in 100 Gramm gefriergetrockneter Hausgrille (Aceta domesticus) durchschnittlich 471 Kilokalorien (kcal). Für Sportler besonders interessant: Die Grille überzeugt als Eiweißlieferant. 64, 4 Gramm Eiweiß sind in 100 Gramm enthalten und damit mehr als dreimal so viel wie in Hühner- oder Schweinefleisch.
Nährwerte im Vergleich, jeweils 100 Gramm:
Hausgrille | Schweinefilet | Rinderhüftsteak | Hühnerbrust | |
Energie (kcal) | 471 | 106 | 112 | 98 |
Eiweiß (g) | 67,4 | 22 | 20,1 | 21,5 |
Fett (g) | 20,5 | 2 | 3,5 |
1,3 |
"Essbare Insekten sind eine exzellente Quelle von Omega-3-Fettsäuren, B-Vitaminen und wichtigen Mineralstoffen. In allen Insekten kommen einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren vor und die Krabbeltiere haben ähnlich viel Protein wie das Fleisch von Rind, Schwein oder Pute, gefriergetrocknet, aber einen deutlich höheren", erklärt beispielsweise die Verbraucherzentrale auf ihrer Website über den Insektengenuss.
Eine gute Alternative für Fleisch, aber...
Darüber hinaus gelten Insekten als nachhaltige Alternative zu Fleisch aus Nutztieren. Beispielsweise ist ihr essbarer Anteil mit 80 Prozent wesentlich höher als der beim Rind. Außerdem sind sie klimafreundlicher: Sie brauchen weniger Platz und Wasser als Rinder, Schweine oder Hühner und verursachen weniger Treibhaus-Emissionen. Als problematisch gilt die Betriebstemperatur für die Zucht von Insekten.
Welche weiteren Insekten landen auf der Speisekarte?
Laut quarks.de gibt es 2.111 Insektenarten, die für Menschen essbar sind und wie tagesschau.de berichtet, prüft die EU-Lebensmittelbehörde aktuell acht weitere Anträge für Insekten-Produkte. In der Schweiz sind Mehlwürmer, Grillen und europäische Wanderheuschrecken schon seit 2017 für den Verzehr freigegeben.
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