Ein Luftfilter auf Moosbasis, ohne Kunststoffe und Chemie - das ist die Idee, die Liam Kastner schon sehr lange mit sich herumträgt. Doch, so erklärt der Karlsruher Schüler im Gespräch mit ka-news.de, bis sie Wirklichkeit werden konnte, musste noch einige Zeit vergehen. "Wirklich daran arbeiten konnte ich erst ab 2019, als ich mit Fabian Kern in eine Klasse kam. Er und ich entwickelten gemeinsam das Projekt 'Mozz'", sagt Kastner.

Der Weg zum fertigen Moos-Luftfilter habe mit aufwendigen Testreihen begonnen: "Zuerst einmal haben wir über Jahre gemessen und recherchiert, ob Moos die Luft auch wirklich reinigt. Wir haben entsprechend Messungen von beispielsweise CO2 und Feinstaub durchgeführt und sehr positive Erkenntnisse gewonnen", so Kastner.
"Alles ist biologisch abbaubar"
So sei ein moosbasierter Luftreiniger nicht nur nicht auf Kunststoff oder Chemie angewiesen: "Moos bringt frischen Sauerstoff, befeuchtet die Umgebung und nimmt - da es seine Nährstoffe aus der Luft und nicht aus Wurzeln bezieht - auch noch den Feinstaub in sich auf. Wir haben mit 'Mozz' also sogar einen selbstreinigenden Luftfilter gebaut", sagt Kastner. Um bestmöglich zu funktionieren, haben die Schüler dem grünen Filtersystem außerdem einige weitere Funktionen verpasst.

Ein Automatikmodus etwa messe Temperatur und Luftfeuchte der Umgebung mittels Sensoren und bestimme anschließend, wie stark der Luftzug sein muss. Ebenso könne das Gerät mittels Umgebungslicht bestimmen, wann es Nacht wird und automatisch in einen Nachtmodus umschalten.
"Diese Features haben wir alle selbst entwickelt, programmiert und kalibriert. Nur das Moos muss noch manuell gewässert und ausgetauscht werden." Im Gegenzug aber, so der Schüler, sei das Moos zu einhundert Prozent biologisch abbaubar. "Das kann kaum ein marktfähiger Luftfilter bieten."
"Mozz" wird bei "Jugend gründet" ausgezeichnet
Und mit der Entwicklung von "Mozz" ließ auch der Erfolg nicht lange auf sich warten: "Mit unserem ersten 'Mozz'-Projekt haben wir vergangenes Jahr den ersten Platz bei 'Jugend forscht' gewonnen." Damit sollte aber noch lange nicht Schluss sein, erklärt der junge Entwickler. "Als der nächste logische Schritt danach erschien uns 'Jugend gründet'."
"Jugend gründet" ist ein Planspiel-Wettbewerb des Bundes-Bildungsministeriums für Schüler und Auszubildende, der am 15. März stattfand. "Wir wurden gemeinsam mit sieben weiteren Projekten bewertet und erreichten den zweiten Platz", erklärt Kastner. "Eine enorme Ermutigung für uns. Unsere Präsentation wurde spezifisch gelobt."
Wird "Mozz" bald zum Start-up?
Doch der "Jugend gründet"-Wettbewerb sei für die beiden Erfinder noch auf eine andere Art wertvoll gewesen, denn: Hier wird simuliert, wie ein Start-up entsteht und ein Businessplan erstellt werden kann.
"Und wir haben auch schon viel gelernt. Etwa, was Gründen bedeutet, was damit einhergeht und wie man sein Produkt vermarktet", sagt Liam Kastner im Gespräch mit ka-news.de. Könnte aus "Mozz" also bald ein innovatives Schüler-Start-up aus Karlsruhe entstehen?
"Grundsätzlich haben wir ein Geschäftsmodell. Wir wollen einerseits den Luftfilter verkaufen und andererseits eine Art Abo-Modell errichten, bei dem das Moos in regelmäßigen Abständen per Internetbestellung geliefert werden kann", sagt Kastner. Doch ganz bis zum fertigen Start-up reiche das noch nicht: "Bisher haben wir das ganze Projekt privat neben der Schule aufgezogen und auch weil wir so viel von 'Jugend gründet' gelernt haben, wollen wir es noch professioneller gestalten", so der Schüler.
Momentan arbeite das Duo nämlich bereits an der zweiten Generation des Luftreinigers "Mozz". "Dazu wollen wir aber erst einige Langzeitstudien durchführen und ermitteln, ob das Moos die Luft auch über ein halbes oder ein ganzes Jahr sauber hält. Dazu haben wir auch viele Beta-Tester gewinnen können, die wir bei 'Jugend forscht' und 'Jugend gründet' kennengelernt haben. Und wir wollen natürlich noch ein paar Features entwickeln."
"Ich hatte schon immer Spaß an Forschung, die einen Mehrwert schafft"
Bei gutem Feedback könne er sich aber sehr gut vorstellen, nach Abschluss der Schule mit einem Start-up von "Mozz" in die Geschäftswelt einzusteigen. "Ich hatte schon immer viel Spaß an Forschung, vor allem an der, die einen Mehrwert für die Menschen bringt. Das Lösen von Problemen ist das Gebiet, das mir die größte Erfüllung bringt. Und ich bin sehr froh, dass Fabian Kern dabei mein Partner ist", sagt Kastner.

Er sei "eher der Tüftler" der beiden. "Er löst genauso gerne Probleme, ist aber deutlich fitter in technischer Umsetzung und auch im 3D-Druck", so Kastner. Gemeinsam würde das Duo so die "klassische Forscherkombination" aus Vision und Umsetzung darstellen - und damit vielleicht in ein paar Jahren die Karlsruher Gründerszene mit einer weiteren Innovation bereichern.
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