"Ihre Bestellung ist da, bitte greifen Sie zu." Mit einem freundlichen Lächeln auf dem Gesicht kurvt Ella durch das Restaurant und bleibt vor den Gästen am Tisch von "Marianne‘s Flammkuchen" in Herxheim stehen, bereit, Getränke und Flammkuchen zu servieren. Doch Ella ist keine normale Servicekraft: Sie ist ein Roboter, der seit Ende September im Flammkuchenrestaurant bei der Bedienung der hungrigen Gäste hilft.
Doch warum setzt man bei "Marianne‘s Flammkuchen" neuerdings auf digitale Angestellte wie Ella? Die Antwort darauf fällt Christian Pudlo, Geschäftsführer der Karlsruher Gastro-Kette und Inhaber von "Marianne’s Flammkuchen" in Herxheim, leicht: fehlendes Personal. "Gerade in diesem ländlichen Bereich ist es durch Corona extrem schwierig geworden, das Restaurant am Laufen zu halten und auch Personal zu finden", so Pudlo im Gespräch mit ka-news.de
"Vor der Krise sind bei uns jede Woche durchschnittlich vier Bewerbungen eingegangen. Jetzt, nach dem Lockdown, können wir froh sein, wenn sich ein halbes Dutzend Leute über zwei Monate hinweg bewerben." Dabei sei genug Personal speziell in den Gasträumen der Herxheimer Zweigstelle unerlässlich.
"Ein großer Gastraum kann anstrengend und zeitraubend sein"
"Hier in Herxheim besteht der Gästebereich aus zwei großzügigen Räumen, die über einen 15 Meter langen Korridor verbunden sind. Eine ganze Schicht lang diese Distanz zurücklegen zu müssen, kann für Kellner sehr anstrengend und auch zeitraubend sein, insbesondere wenn es um das Personal knapp bestellt ist", so Pudlo.
Aus diesem Grund habe der Restaurant-Geschäftsführer begonnen, sich nach Alternativen umzuschauen. "Anfang August nahmen wir Kontakt zu einer Münchener Vertriebsgesellschaft für Servierroboter auf und erwarben einen 'PuduBot'. Ein Modell, das auf den Restaurantbetrieb zugeschnitten wurde", so der Inhaber.

11.000 Euro habe der fahrende Kellner, der vom Aussehen her einem hochmodernen Servierwagen ähnelt, gekostet. "Dabei wurde ein Teil über die Digitalisierungsprämie abgefedert und wir erhalten zusätzliche Unterstützung vom Land Rheinland-Pfalz." "Ella", wie der Roboter-Kellner vom Personal getauft wurde, ist nun schon seit rund zwei Wochen im Restaurant beschäftigt und habe seitdem schon zwei Kilometer Strecke zurückgelegt.
Gibt es den Roboter-Kellner auch bald in Karlsruhe?
"Sie geht die Wege ab, die für uns nur Zeit rauben. Diese Zeit können wir noch effizienter nutzen, um uns um die Gäste zu kümmern", sagt Pudlo gegenüber ka-news.de. Bedeutet das, dass die PuduBots auch bald im "Marianne’s Flammkuchen" in Karlsruhe durch den Gastraum rollen werden? "Nein. Für Karlsruhe würde so ein Roboter keinen Sinn ergeben, da die Gasträume kleiner, näher aneinander und einfacher begehbar sind als in hier."
Ella sei also ausschließlich für Herxheim geplant. Dort habe sie ihren Nutzen jedoch schon unter Beweis gestellt, wie Pudlo erklärt: "Das Personal ist auf jeden Fall dankbar für ihre Hilfe. Sie ist auch sehr einfach zu steuern. Beispielsweise bringt sie das gebrauchte Geschirr auf Knopfdruck zur Spülmaschine. Ebenso kennt sie jeden Tisch mit Nummer und bewegt sich selbstständig dorthin, sobald man ihr per Touchscreen den Befehl gibt."
Ella singt auch "Happy Birthday"
Von dort aus muss das menschliche Personal die Bestellung nur noch vor den Gästen anrichten. Ellas Orientierung stamme von der digitalen Erfassung des Restaurants über sensorische Deckenplatten. Über diese sei für den Roboter möglich, sich nicht nur präzise durch das Restaurant zu navigieren, sondern auch Objekte oder Menschen, die im Weg stehen zu erkennen.

Sollte dies der Fall sein, hält Ella automatisch an und weist mit den Worten "Bitte lassen Sie mich kurz vorbei" auf ihre Anwesenheit hin. Auch sonst kann sie problemlos mit den Gästen interagieren, um etwa zum Ehrentag eines Gastes "Happy Birthday" zu singen. Direkte Bestellungen der Gäste über Ella seien allerdings nicht möglich.
"Die Reaktion der Gäste ist durchweg positiv"
Nichtsdestotrotz seien diese von dem Kellner der Zukunft bereits jetzt begeistert. "Die Reaktion der Gäste auf Ella war bisher durchweg positiv. Es gab keinerlei Beschwerden, aber sehr viel Neugierde unter unseren Kunden", so Pudlo. Anders sehe das beispielsweise innerhalb der sozialen Netzwerke aus. "Dort hat das Thema sehr polarisiert. Viele scheinen Angst zu haben, das Roboter wie Ella den Berufsstand des Kellners ablösen."
Auf Nachfrage von ka-news.de, ob diese Sorge berechtigt sei, verneint der Geschäftsführer. "Ella soll niemanden ersetzen, nur unterstützen. Dafür ist das Personal auch dankbar." Auch Pudlos Kollegen aus anderen gastronomischen Betrieben seien meist sehr von der Idee angetan, "immerhin wissen sie genau, wie viel zusätzliche Zeit und Arbeit für Servierpersonal anfallen kann. Zeit und Arbeit, die uns dank Ella abgenommen wird."
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