(mda)

Bereits am Dienstag kursierten Meldungen, der neue OB Frank Mentrup wolle die Kaiserstraße zwischen Kronenplatz und Marktplatz ab April für mehrere Monate voll sperren. Damit sollen die Bauarbeiten für das Großprojekt beschleunigt werden. Mentrup hat diese Pläne nun am Mittwochmittag bestätigt.

Bei einer Pressekonferenz wurden die Kernpunkte für das "Konzept zur Verkürzung der Bauzeit für die Kombilösung" vorgestellt. Es wurde von der Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft (Kasig) und der Arbeitsgemeinschaft Stadtbahntunnel (Arge) erarbeitet.

2019: "Wir müssen den Termin halten"

Demnach wird die östliche Kaiserstraße zwischen Marktplatz (Modehaus Schöpf) und Kronenplatz (Buchhandlung am Kronenplatz) von Ende April bis November 2013 für sieben Monate für den Bahnverkehr komplett gesperrt - acht Wochen davon sind Schulferien. In dieser Zeit sollen die Bauarbeiten dann "konzentriert" abgewickelt werden können. Die Bauzeit soll dadurch zwischen 12 und 15 Monaten verkürzt werden.

"Wir müssen bis zum 31. Dezember 2019 alle Bauarbeiten abgerechnet haben", so OB Frank Mentrup. Derzeit rechne man mit einer Fertigstellung im Sommer 2019. Doch sollte "etwas Unvorhersehbares passieren", hätte die Stadt "ein echtes Problem". Denn dann gingen der Stadt Millionen an Fördergeldern flöten. Daher will der OB mit der Maßnahme die Bauzeit verkürzen, um den Termin 2019 zu halten. "Die Baufelder am Marktplatz und Kronenplatz können so gemeinsam bearbeitet werden - statt hintereinander", erläutert Mentrup. Die Kasig selbst habe dem neuen OB diese Maßnahme vorgeschlagen.

"Ziel muss es sein, dass für alle Kunden egal ob mit Straßenbahn, S-Bahn, Fahrrad oder Auto, die Geschäfte in der Innenstadt erreichbar bleiben." Bis zum Weihnachtsgeschäft soll die Maßnahme beendet sein, versichert Mentrup. Die betroffenen Anwohner und Einzelhändler würden noch rechtzeitig und ausführlich informiert, verspricht Mentrup. Auch eine Veranstaltung im April für alle Bürger sei geplant. Transparenz, Verständnis und Akzeptanz für die Maßnahme wolle der OB bei den Bürgern erreichen. "Ich habe im Wahlkampf versprochen, die Bürger rechtzeitig, transparent und verständlich zu informieren. Ich stehe persönlich im Wort", so Mentrup.

Bahnen werden umgeleitet - längere Fahrzeit

Der Zeitgewinn ergebe sich dadurch, dass Arbeiten auf größeren Baufeldern möglich und dadurch leichter durchzuführen seien, so Erste Bürgermeisterin und Kasig-Aufsichtsratsvorsitzende Margret Mergen. "Seit drei Jahren beobachten wir, das wir den Zeitplan nicht einhalten können." Das liege daran, dass im Jahr 2004 die Baufelder zu klein dimensioniert wurden. Man wollte hierdurch die Einschränkungen für Passanten so gering wie möglich halten, konnte aber deshalb nicht mit dem gewünschten Tempo arbeiten.

Die Straßen- und Stadtbahnen werden in dieser Zeit statt über die östliche Kaiserstraße über den "Bypass" Baumeisterstraße (Fritz-Erler-Straße, Baumeisterstraße, Ettlinger Straße) umgeleitet. Um den zusätzlichen Bahnverkehr aufnehmen zu können, wird der "Bypass" entsprechend ausgestattet: Autos und Bahnen sollen eigene Fahrwege erhalten. Die Haltestellen Marktplatz, Kronenplatz und KIT seien mit dem ÖPNV während der gesamten Zeit erreichbar. "Es wird Einschränkungen geben", so Mergen. Fahrgäste des KVV müssten durch die Umleitungen eine längere Fahrzeit von 5 bis 10 Minuten in Kauf nehmen. Der Fahrplan werde vermutlich für diesen Zeitraum aufgehoben. Geänderte Ampelschaltungen hätten auch für den Autoverkehr längere Wartezeiten an Kreuzungen und Rückstau zur Folge.

Jeder weitere Monat kostet eine Million Euro

Doch die Experten hätten Vor- und Nachteile abgewogen und seien zu dem Ergebnis gekommen, dass die Maßnahme sinnvoll sei."Jedes Jahr länger kostet mehr Geld", so Mergen. Alleine für die Kaiserstraße koste jeder weitere Monat rund eine Million Euro. "Wir haben das in der Realität noch nicht ausprobiert. Das ist ein Sprung ins kalte Wasser", so Mergen zu den Plänen. Auch Kasig-Geschäftsführer Uwe Konrath spricht von einem "Rest-Riskio". Der Zeitplan von sieben Monaten sei "extrem sportlich".

Alle Zugänge zu Häusern, Wohnungen und Geschäften blieben erhalten, verspricht die Kasig. Wo nötig, greife das Entschädigungsmanagement. Konrath rechnet allerdings nicht mit mehr Entschädigungsforderungen. Ohne die Sperrung sei die Belastung für die Anwohner und Einzelhändler zwar "etwas geringer, aber dafür wesentlich länger."

Gemeinderat muss nicht entscheiden

Die Sperrung sei noch nicht endgültig beschlossen, aber Kasig und Arge hätten bereits intensiv verhandelt und seien sich einig, so OB Mentrup. " Das Papier ist fertig, eigentlich fehlen nur die Unterschriften", sagte er am Mittwoch. Höchstwahrscheinlich sei dies am Donnerstag der Fall. Der Karlsruher Gemeinderat muss an dieser Entscheidung nicht beteiligt werden. Dennoch werde der OB am 9. April die Stadträte über die Maßnahme informieren. Diese Debatte habe aber "keinen Einfluss" auf die Entscheidung.

Wie hoch die Kosten für die spezielle Maßnahme seien, konnte die Kasig aktuell nicht beziffern. "Erst wenn die sieben Monate erfolgreich abgeschlossen sind, können wir sagen, ob es auch finanziell etwas gebracht hat", so Konrath.

Kombilösung aktuell in dritter Bauphase

Frank Mentrup hatte nach seiner Wahl im Interview mit ka-news angekündigt, das Thema Baustellen unmittelbar nach seinem Amtsantritt angehen zu wollen.Dies sei eines der Themen, "für die in den ersten Wochen und Monaten schon ein klares Signal kommen muss."

Die Kombilösung befindet sich derzeit in der dritten Bauphase. Insgesamt sind acht Phasen vorgesehen. Das Gesamtprojekt Kombilösung soll, obwohl manche Baustellen bis zu 18 Monate hinter dem Zeitplan zurückliegen, bis zum Jahr 2019 fertig gestellt sein. Arbeiten, die danach realisiert oder abgerechnet werden, werden nicht mehr gefördert. Die Kombilösung wird nach dem Bundes-GVFG (Bundes-Gemeindeverkehrsfinanzierungs-Gesetz) gefördert. Der Bund beteiligt sich mit 60 Prozent an den förderfähigen Kosten, das Land Baden-Württemberg bezuschusst das Vorhaben mit 100,8 Millionen Euro. Die Gesamtkosten liegen derzeit bei 645 Millionen Euro - ursprünglich waren knapp 500 Millionen Euro kalkuliert.

Mehrkosten, Verzögerungen und Baufortschritt: Mehr Infos rund um die Karlsruher Kombilösung gibt es in unserem Dossier. Hier klicken!

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