Das RS-Virus in Kombination mit der diesjährigen Grippesaison verlangt den Immunsystemen der Kinder so einiges ab. Kein Wunder also, dass der Bedarf an Fiebersäften und anderen Medikamenten rapide zugenommen hat und Eltern die Apotheken abklappern. Verwunderlich ist dabei das zu geringe Angebot an Arzneimitteln.

Marvi: "Wie erste Corona-Welle"
Diese Infektionswelle lässt Bundestagsabgeordneten Parsa Marvi an die erste Corona-Welle zurückdenken: "Damals hatten wir bundesweit Probleme bei der Beschaffung von Impfstoffen, was uns in eine Notlage versetzt hat. Jetzt fehlen Antibiotika, Fiebersäfte und andere Präparate für Kinder."
Dass in diesem Jahr eine Infektionswelle womöglich problematisch werden könnte, sei laut dem Bundestagsabgeordneten aus Karlsruhe keine neue Erkenntnis. Dass sie uns dennoch so hart erwischen konnte, habe allerdings tiefgreifende Gründe.
Lieferwege sind lang, Immunsysteme geschwächt
Einer der Gründe: Die Corona-Pandemie. "Die Vermeidung sozialer Kontakte während der Corona-Pandemiewellen war notwendig und richtig. Das hatte aber gerade bei Kindern Auswirkungen auf die Immunität gegenüber Infekten, die nun wieder aufgebaut werden muss", erklärt Marvi.

Hinzu kämen globale Lieferschwierigkeiten, was die Einkäufe bei externen Anbietern derzeit behindere. "Manche Lieferungen haben einen weiten Weg hinter sich - kommen aus China oder Indien. Deshalb müssen wir unsere Priorisierung bei den Arzneimittelverträgen ändern", so der Bundestagsabgeordnete aus Karlsruhe. Er selbst habe sich in den Karlsruher Apotheken ein Bild von der Lage machen können.
"Es ist eine Kostenfrage"
Versorgungssicherheit müsse über Kauf-Rabatten stehen, meint Marvi. "In der letzten Zeit hat Bundesgesundheitsminister Lauterbach bereits einige größere Gesundheitsreformen auf den Weg gebracht oder angestoßen. Eine davon sei eine Reform, die sich mit den Arzneimittelrabatten und Deutschlands Priorisierung im Arzneimitteleinkauf auseinandersetzen soll."

Das Problem: Deutschland kauft seine Medikamente größtenteils ein und ist auf verlässliche Lieferungen angewiesen. "Rund achtzig Prozent unseres Arzneimittelbedarfs wird europaweit an Anbieter ausgeschrieben. Der Anbieter mit dem größten Mengenrabatt wird daraufhin ausgewählt. Es ist eine Kostenfrage", erklärt Marvi.
Von diesem Konzept will sich der Bundestagsabgeordnete zukünftig abkehren. Deutschland müsse sich mittelfristig autark absichern, meint Marvi. Ein Wandel, weg von der Rolle als Käufer hin zum Produzenten - zumindest auf einem Niveau, um die eigene Versorgung zu gewährleisten.
Nachschub von nebenan
Doch solch ein Wandel und Reformen benötigen Zeit - helfen den jetzt auf Medikamente Angewiesenen also kaum. Die Lösung: schneller Nachschub aus der Nachbarschaft. "Ich war mit meiner Familie kürzlich in Großbritannien und da scheint es diese Probleme nicht zu geben. Es gibt uns herum also Möglichkeiten", meint der Bundestagsabgeordnete. "Daher, wäre es meines Erachtens gut, analog zum Handeln in der Corona-Pandemie die fehlenden Bestände nun durch ein internationales Beschaffungsprogramm kurzfristig auszugleichen."

