20.500 Mieterhaushalte und 4.000 Mieter hatte die Stadt im vergangenen Jahr anonym angeschrieben, knapp 4.900 für den Mietspiegel relevante Wohnungen sind schließlich in die Erhebung eingeflossen.
"Mietspiegel ist Bestseller"
Außerdem waren Interessenverbände wie Haus und Grund, der Karlsruher Mieterverein, der Verband baden-württembergischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen (vbw) und die Karlsruher Wohnungsunternehmen und -genossenschaften in die Erstellung eingebunden. Der Mietspiegel soll nach Angaben der Stadtverwaltung "Aufschluss über die ortsübliche Vergleichsmiete geben und damit Mietern und Vermietern eine gute und verlässliche Orientierungshilfe für nicht preisgebundenen Wohnraum bieten."
Gerald Steinig, Geschäftsführer von Haus und Grund Karlsruhe, bestätigt: "Der Mietspiegel ist bei uns tatsächlich ein Bestseller geworden". Mit dem Dokument sei es von den Formalitäten her wesentlich einfacher geworden, die Miete zu erhöhen. Allerdings komme es auch oft vor, dass die Angaben dort deutlich niedriger ausfallen, als es sich viele Eigentümer wünschten.
Generell hält er den Mietspiegel jedoch nicht für zielführend. "Keiner hat ihn gewollt. Weder der Mieterverein, noch Haus und Grund, noch die Stadt selbst." Aus sozialrechtlichen Gründen sei man nun dazu gezwungen gewesen. Aber der Wälzer sei unflexibler als das zuvor übliche Vergleichsmietensystem. "Das war einfach dichter am Markt dran", so Steinig im Gespräch mit ka-news. Zwar verfüge der Mietspiegel über eine hohe Akzeptanz und stelle ein einfaches Instrument zur Erhöhung dar - gleichzeitig sei er aber veraltet, sobald er erscheine.
Die aktuelle Erhebung stütze sich beispielsweise auf Werte aus dem Sommer 2012, sei aber erst im März 2013 in Kraft getreten. Eine Fortschreibung sei für 2015 angedacht, neu erstellt werden muss der Mietspiegel 2017. "Dann wird er sich wiederum auf Zahlen aus 2016 stützen", erläutert Steinig. Bedenklich sei dabei vor allem, dass bis zum Frühjahr 2017 eben Werte aus dem Jahr 2012 gelten. Insgesamt, räumt er ein, sei es jedoch noch zu früh für ein Fazit. Man müsse weiter beobachten, wie Mieter und Vermieter reagierten.
Mieterhöhungen vor Erscheinen des Mietspiegels
Rechtsanwalt Karl Winckelmann, Geschäftsführer vom Mieterverein Karlsruhe, hat wegen des Mietspiegels derzeit nicht mit mehr Anfragen von Mietern zu tun: "Aktuell haben wir eine normale Anzahl von Mieterhöhungen - genauso wie vor dem Erscheinen des Mietspiegels auch", sagt Winckelmann im ka-news-Gespräch. Das sei seine bisherige Einschätzung, eine richtige Bilanz könne man nach so wenigen Wochen aber noch nicht ziehen. Er betont aber: "Vor dem Erscheinen des Mietspiegels gab es zahlreiche Mieterhöhungen in Karlsruhe." Bevor das Druckwerk vom Gemeinderat im März verabschiedet worden sei, habe es ein Jahr Beratungen darüber gegeben. Also genug Zeit für Vermieter die Mieten noch vor dem Erscheinen zu erhöhen. Denn viele hätten befürchtet, dass der Mietspiegel zu niedrigeren Ergebnissen komme, so Winckelmann. "Einige Vermieter haben noch einen ordentlichen Schluck aus der Pulle bekommen", kommentiert der Mietexperte die Erhöhungen im Vorfeld.
Diese kurzfristig erhöhten Mieten seien aber nicht mehr im Mietspiegel berücksichtigt worden und somit nicht mehr in die aktuelle Ausgabe eingeflossen. Daher lägen die im Mietspiegel genannten Vergleichsmieten teilweise unter den Mieten, die derzeit in Karlsruhe verlangt würden. Das Problem für Mieter: Während Wohnungsbesitzer auf Basis des Mietspiegels die Mieten erhöhen könnten, könnten sich Mieter bei höheren Mieten als im Mietspiegel angeben nicht darauf berufen. "Der Mietspiegel ist kein Instrument zur Mietsenkung, sondern zur Mietbeibehaltung oder gar Erhöhung", kritisiert Winckelmann.
Den Mietspiegel gibt es gegen Barzahlung von 6 Euro Schutzgebühr bei folgenden Stellen:
Amt für Stadtentwicklung - Statistikstelle, Zähringerstraße 61, 76133 Karlsruhe (EG, rechter Flügel, Zimmer 28), montags bis freitags von 8.30 bis 12 Uhr und von 14 bis 15.30 Uhr.
Liegenschaftsamt, Lammstraße 7a, 76133 Karlsruhe (4. OG, Zimmer E427), montags bis freitags von 8.30 bis 12 Uhr und von 14 bis 15 Uhr. Während den Öffnungszeiten ist der Mietspiegel außerdem beim Stadtamt Durlach und bei den Ortsverwaltungen erhältlich.
Bei schriftlichen Bestellungen werden zusätzlich 1,60 Euro Versandkosten berechnet. Mitglieder erhalten den Mietspiegel auch bei den Interessenverbänden Haus & Grund Karlsruhe und Mieterverein Karlsruhe.
Für Fragen und Auskünfte stehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Statistikstelle montags bis freitags von 8.30 bis 12 Uhr und von 14 bis 15.30 Uhr unter der Telefonnummer 0721/133-1232 oder per E-Mail an statistik@karlsruhe.de zur Verfügung.
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