Mehr als ein Jahrzehnt in den Annalen Karlsruhes nahm der Bau der Untergrund-Straßenbahn (U-Strab) mit sich. Nun, nach zwölf Jahren befinde sich das Projekt im letzten Monat vor seiner Fertigstellung. "Am 11. Dezember dieses Jahres wird es eine Einweihungsfeier des U-Bahn-Tunnels geben", sagt Achim Winkel, Pressesprecher der verantwortlichen Karlsruher Schieneninfrastrukturgesellschaft (Kasig).

"Einen Tag später, also am 12. Dezember, soll die U-Strab offiziell in Betrieb gehen. Bis dahin wollen wir auch komplett fertig sein", so Winkel, während wir die Treppen zum U-Strab-Tunnel hinabsteigen. "Und wenn ich mir erlauben darf anzumerken: Es sieht gut aus, wir liegen gut in der Zeit." Tatsächlich: Als sich das Rolltor zu den Bahnkatakomben des Kronenplatzes öffnet, ist der Fortschritt deutlich zu erkennen.

Haltestelle Kronenplatz: Drei Zugänge
Ein makellos sauberer Korridor aus hellem Beton tut sich vor uns auf, als wir das Rolltor passieren. "Die Rolltore werden nur nachts, ungefähr zwischen 1.30 Uhr und 4 Uhr geschlossen sein, sobald die U-Strab in Betrieb ist", erklärt Winkel. "Ansonsten stehen sie den Fahrgästen natürlich jederzeit offen." Genau diesen Weg der Fahrgäste gehen wir nun ab. Eines fällt mir sofort auf: Baustelle kann man die Umgebung nur noch mit gutem Willen nennen.

"Die Mülleimer müssen noch ausgepackt werden. Und auch die Notrufsäulen sind noch in Karton eingepackt", so Winkel. "Einige Notrufsäulen sind allerdings schon einsatzbereit." Hier und da sind immer noch die ein oder anderen Anzeichen für letzte Arbeiten zu erkennen - sei es durch Farbdosen und Pinsel, durch offen hängende Kabel oder durch offene Deckenklappen.

Von dort aus geht es für uns direkt an den Bahnsteig - das Herzstück der Station, das wir nun zum ersten Mal seit dem Stresstest in einem Zustand nahe der Fertigstellung sehen. "Hier unten beim Kronenplatz gibt es, da er sehr stark besucht sein wird, gleich drei Zugänge. Außerdem verläuft er unterhalb der Fächerstraßen, weshalb auch einer der Zugangskorridore schräg verläuft", erklärt Winkel.

Neben ihrer zentralen Lage und der Form ihres Korridors steche die Haltestelle Kronenplatz noch aufgrund einer anderen Eigenschaft hervor: Hier befindet sich ein bereits fertiggestelltes Relief von Markus Lüpertz' Genesis-Projekt. "Ursprünglich sollte es an der Haltestelle Europaplatz hängen, aber der Künstler entschied sich dafür, es auf den Kronenplatz zu verlegen." Auch zeitlich verschiebe sich das Projekt, das nun erst Mitte 2022 fertig werde.

Was allerdings schon jetzt gut sichtbar an die Wand angebracht wurde, sind die neuen Fahrpläne. Sobald die U-Strab ab dem 12. Dezember in Betrieb genommen werde, stünde ihr nämlich auch ein Fahrplanwechsel bevor. Die neuen Fahrpläne hängen schon jetzt an den Wänden der unterirdischen Bahnsteige.

Neben dem Kronenplatz entscheiden wir uns auch noch andere Haltestellen zu besichtigen, weshalb uns der Freitagmorgen auch noch zum Marktplatz führt - beziehungsweise zu seinem subterranen Neubau.
Haltestelle Marktplatz: Immer Informiert
Die Distanz zwischen den Haltestellen ist vergleichsweise kurz. Kaum 300 Meter Luftlinie haben wir zurückzulegen. "Karlsruhe hatte schon immer eine sehr hohe Haltestellendichte. Der maximale Haltestellenabstand dürfte bei ungefähr 400 Metern liegen. Das wird sich mit der Kombilösung auch nicht ändern, nur dass die Haltestellen eben unter die Erde verlegt werden", erklärt Winkel.

Als wir nun am Marktplatz ankommen und die Rolltreppen abwärts gehen, erklärt Winkel die genaue Funktion der Informationsbildschirme, die nicht nur über dem Eingang jeder U-Haltestelle hängen sollen, sondern an allen strategischen Punkten der U-Strab platziert wurden. "Auf diese Weise sollen die Fahrgäste von jedem Punkt der Haltestelle aus überblicken können, wann ihre Bahn fährt", erklärt der Pressesprecher.

Mit Erreichen des Bahnsteigs an der Haltestelle Marktplatz fallen auch die Lichtverhältnisse auf, die den unteren Teil des Raumes sehr stark, den oberen Teil dagegen kaum ausleuchten. "Das liegt daran, dass das sogenannte Lichtgespinst, also die spinnennetzartig aufgebaute Deckenbeleuchtung zu zwei Dritteln nach unten und zu einem Drittel nach oben strahlt", sagt Winkel dazu.

Die Stadt habe dazu mehrere Lichtkünstler beauftragt, um durch die Beleuchtung die Aufenthaltsqualität an den Haltestellen zu vergrößern. Dazu zählten auch die symmetrisch aufgehängten Deckenstrahler, die in rotem, blauen und grünen Licht in Richtung Boden leuchten.

"Gebündelt werfen die drei Strahlen einen weißen Lichtkegel auf den Boden", so Winkel. "Stellt man sich allerdings unter die Strahler, wird die Bündelung des mehrfarbigen Lichts teilweise verhindert und es erzeugt verschiedene Farbmuster in Form des eigenen Schattens", so Winkel weiterhin. Besonders hohe Kosten seien durch die Lichtspiele nicht entstanden, wie Winkel anfügt.

Bei allen künstlerischen Finessen sollte der Hauptzweck der Haltestellen - die Bahnen nämlich - nicht außer acht gelassen werden. Tatsächlich wird unser Gespräch immer wieder vom geräuschvollen Donner einer anrollenden Straßenbahn unterbrochen. Die Straßenbahnfahrer stünden derzeit inmitten einer Fortbildung, um sowohl oberirdisch als auch unterirdisch fahren zu können.

"Alle 1.200 Bahnfahrer der Verkehrsbetriebe und der Verkehrsgesellschaft müssen eine bestimmte Stundenzahl zur Weiterbildung ableisten", so Winkel. "Natürlich sind das größtenteils keine Anfänger sondern gestandene Bahnlenker, aber beim unterirdischen Fahren sind die Gegebenheiten nun mal ein wenig anders, sodass jeder noch einmal eingewiesen wird."

"Bis ein oder zwei Wochen vor der Einweihung dürfte auch der Letzte von ihnen fertig sein", meint der Pressesprecher weiterhin. Die Gleise innerhalb der Tunnel seien mittlerweile auch vollständig und vollends bereit zur Inbetriebnahme. "Das gilt auch für die neuen Trassen auf der Kriegsstraße", so Winkel. An einer Probefahrt dürfen wir aber bedauerlicherweise nicht teilnehmen.

"Bevor wir Fahrgäste jedweder Art mitnehmen dürfen, muss die Technische Aufsichtsbehörde in Stuttgart uns noch die Genehmigung erteilen", erklärt Winkel. Die entsprechenden Dokumente seien allerdings schon von VBK und Kasig eingereicht worden. "Wir haben die Behörde von Anfang an auf dem Laufenden gehalten. Es geht jetzt nur noch um die letzten Formulare. Im Idealfall muss nur noch ein Häkchen gesetzt werden", sagt er.

Zusammenfassend laufen also noch drei parallele Prozesse bis zur Vollendung der U-Strab: die letzten Detailarbeiten, die Ausbildung der Fahrer und das Abklären der Formalitäten. "Es ist schon überwältigend, zu sehen wie das Projekt, das man zwölf Jahre lang begleitet hat fertig wird. Es waren zwölf aufregende Jahre, die auch sehr viel Spaß gemacht haben, aber zwölf Jahre sind auch wirklich genug", sagt Winkel.

"Damals, vor zehn Jahren konnten die Leute kaum glauben, dass die Kombilösung je fertig wird. Jetzt, wenn ich von der Eröffnung im Dezember erzähle, heißt es manchmal 'Was, ihr öffnet schon?'", meint der Pressesprecher scherzhaft, als wir den Rückweg an die Oberfläche antreten. "Aber eins können Sie mir glauben: Am 12. Dezember, wenn der Tunnel in Betrieb geht, werde ich massiv aufatmen."
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