Am Donnerstag haben es Bund und Länder in ihrer Sitzung entschieden: Schwimmbäder dürfen auch weiterhin nicht für Besucher geöffnet werden. Wann das Verbot aufgehoben wird, ist noch nicht absehbar. Damit steht auch der Start der Karlsruher Freibad-Saison am 9. Mai auf der Kippe - für Bäderchef Oliver Sternagel wäre das ein herber Schlag.
"Wir wären bereit zu öffnen"
Der Grund: "Wir wären bereit zu öffnen, wie wir es ursprünglich für den 9. Mai geplant hatten", erklärt er im Gespräch mit ka-news.de. Die Becken seien zum Teil schon gefüllt, die Wasserwerte gemessen und die Beckenheizungen in Betrieb. "Wir müssen so tun, als würden wir in die Saison starten. Wir können ja nicht auf das Go der Landesregierung warten und dann erst mit den Vorbereitungen starten", so Sternagel.

Das Problem daran: Vier Frei- und sechs Hallenbäder dauerhaft im Leerlauf zu betreiben - "das kostet richtig Geld", sagt der Bäderchef. Hinzu kommt der fehlende Umsatz aus den Kartenverkäufen. Über 20.000 Besucher pro Tag könnten es in allen vier Freibädern zusammengerechnet an einem heißen Tag schon einmal werden.
"Allein im Europabad fehlen uns pro Monat eine halbe Million Euro an Umsatz"
Wie viele Gäste den Bäderbetrieben 2020 fehlen werden, kann Oliver Sternagel aktuell noch nicht abschätzen, "aber eine solche Zahl dieses Jahr zu erreichen, das halte ich für illusorisch". Unter den fehlenden Besuchern würden besonders die umsatzstärksten Bäder - das Fächerbad und das Europabad - finanziell leiden.

"Allein im Europabad fehlen uns pro Monat eine halbe Million Euro an Umsatz - das tut richtig weh", so Sternagel gegenüber ka-news.de. Man habe zwar bereits Saisonkarten verkauft, aber auch diese Einnahmequelle könnte die Krise zum Versiegen bringen.
"Bis wir öffnen dürfen, macht es vielleicht schon gar keinen Sinn mehr, Saisonkarten zu verkaufen", sagt der Chef der Bäderbetriebe. Sollte eine Öffnung auch weiterhin nicht in Sicht sein, werde man den Betrieb und die Wartung der Becken auf einen Minimalwert herunterfahren - "wir sparen natürlich, wo es geht."
"Es gibt noch viele offene Fragen"
Ganz abgeschrieben hat Oliver Sternagel seine Hoffnung, die Karlsruher Bäder in naher Zukunft wieder für große und kleine Schwimmer öffnen zu können, dabei aber natürlich nicht. Man befinde sich bereits in einem stetigen Austausch mit anderen Bädern Baden-Württembergs, wie man - im Falle der Öffnung - mit den dann eventuell kommenden Hygienemaßnahmen, etwa Abstandsregeln, Desinfektion und Mundschutzpflicht, umgehen könnte.

Doch das Problem: Bei zu vielen Punkten fehlen klare Vorgaben des Landes. "Wie sollen wir beispielsweise Abstandsregeln in den Schwimmbecken, im Kleinkinderbereich oder im Wellenbecken kontrollieren?", meint Sternagel. "Wie sollen wir das Anstehen an den Rutschen regeln oder die Schrankbelegungen und müssen wir vielleicht die Sammelumkleiden sperren? Es gibt noch viele offene Fragen."
Klarer Impuls des Landes fehlt
Offen sei auch noch die Frage, ob für Bäder Einlassbeschränkungen gelten könnten. "Und was passiert dann mit den Menschen, die nicht hineinkommen? Hier sehen wir uns noch vor Probleme gestellt, hier fehlt ein klarer Impuls des Landes."

Um sich dennoch so gut wie möglich auf eine baldige Öffnung vorzubereiten, habe man nicht nur Desinfektionsmittel und Atemschutzmasken für die Mitarbeiter bestellt, sondern tüftele bereits intern an einigen Plänen, spruchreif ist laut Sternagel aber - ohne die Vorgaben des Landes - keiner davon. "Sobald das Go dann kommt, müssen wir eben schnell losrennen und uns den Vorgaben anpassen", sagt er.
Bäder putzen sich für künftige Besucher heraus
Bis es aber soweit ist, nutzen der Karlsruher Bäderchef und seine Mitarbeiter die besucherfreie Zeit, um längst fällige Sanierungsarbeiten durchzuführen oder Neuinvestitionen zu tätigen. So soll beispielsweise das Europabad bis zum Sommer die erste Stehrutsche Süddeutschlands bekommen. Aber auch der Wildwasserfluss wurde neu beschichtet, eine Sauna ersetzt und die Eislounge hat eine neue Optik bekommen. "Wir arbeiten aktuell mit Hochdruck", sagt Sternagel im Gespräch mit ka-news.de.

So soll alles bereit sein, wenn die Landesregierung den Startschuss für die Badesaison 2020 gibt - sofern das in naher Zukunft überhaupt geschehen wird. Oliver Sternagel aber will weiter auf das heiß ersehnte "Go" hoffen - und warten. Dass seine Bäder bis zum offiziellen Beginn der Freibadsaison am 9. Mai öffnen können, "das halte ich aktuell aber nicht durchführbar".
