Zwei jüdische Fußballer liefen in der Geschichte der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft bisher auf: Julius Hirsch und Gottfried Fuchs, beide aus den Reihen des ehemaligen Spitzenclubs Karlsruher FV. Zusammen errangen sie mit dem KFV im Jahr 1910 die Deutsche Meisterschaft, ein Jahr nach dem großen Karlsruher Kontrahenten Phoenix Karlsruhe.
Verfolgt: KFV-Spieler mussten flüchten
Noch heute hält Fuchs mit zehn Toren gegen Russland beim 16:0 Sieg im Jahr 1912 bei den Olympischen Spielen einen deutschen Rekord - Hirsch erzielte als erster deutscher Spieler vier Tore in einem Länderspiel. In Karlsruhe sorgten die Stürmer zusammen mit Fritz Förderer für Aufsehen. Der spätere Nationaltrainer Sepp Herberger persönlich war tief beeindruckt von den Karlsruhern.
Die Machtübernahme Hitlers und die Diktatur der Nationalsozialisten ließen den Stern der jüdischen Ausnahmefußballer jäh sinken. 1933 erklärten zahlreiche Vereine, darunter auch der KFV, keine jüdischen Mitglieder mehr in ihren Reihen zu dulden. Fuchs und Hirsch mussten flüchten. Während Fuchs es bis nach Kanada schaffte, wurde Hirsch 1943 in Auschwitz-Birkenau von den Nationalsozialisten ermordet.
Auf Initiative der CDU-Weststadt und auf Beschluss des Karlsruher Gemeinderats erinnert die Stadt nun an die beiden jüdischen Fußballer. An dem Ort in der Nordweststadt, an dem der KFV einst seine größten Erfolge feierte, wurde ein Teil des Karlsruher Wegs am Donnerstag, 20. Juni, nun offiziell in Julius-Hirsch-Straße umbenannt. Der Platz vor dem Seniorenheim trägt ab sofort den Namen Gottfried-Fuchs-Platz. In einer feierlichen Zeremonie weihte Oberbürgermeister Frank Mentrup zusammen mit Angehörigen von Fuchs und Hirsch die Straße und den Platz ein. Auch der ehemalige DFB-Präsident Theo Zwanziger und Begründer des Julius-Hirsch-Preises ließ es sich nicht nehmen, der Veranstaltung beizuwohnen.
"Mehr als überfällig" nannte OB Mentrup die Ehrung für Fuchs und Hirsch, die sich nun im Karlsruher Stadtbild mit einer Straße und einem Platz bemerkbar macht. Die Benennungen erinnerten nicht nur an "zwei hervorragende Sportler ihrer Zeit", sondern auch an zwei Mitglieder der Karlsruher Gesellschaft, vor denen der Nationalsozialismus keinen Halt machte. "Julius Hirsch und Gottfried Fuchs kehren nun an den Ort zurück, wo sie ihre größten sportlichen Erfolge feiern durften", so Mentrup. Gleichzeitig bekräftigte er, dass die Lebens- und Leidensgeschichten der beiden jüdischen Fußballer die Gesellschaft mahnen sollen.
Ausstellung im Haus Karlsruher Weg erinnert an Karlsruher FV
Auch die Angehörigen von Fuchs und Hirsch, teilweise aus Kanada nach Karlsruhe gereist, freuten sich über die Wertschätzung, die die Ehrung der Stadt Karlsruhe ihren Vorfahren entgegenbringt. Für Hirsch-Enkel Andreas Hirsch war der Donnerstag "ein besonderer Tag für die deutsche Fußballgeschichte. Es ist ein guter Ort und ich hoffe, dass die beiden mit unserer Wahl einverstanden sind." Theo Zwanziger bedankte sich bei Mentrup für dieses wichtige Zeichen und für das Engagement der Stadt. Für Ende August kündigte er gegenüber dem OB zudem an, dass die Jurysitzung des Julius-Hirsch-Preis in Karlsruhe stattfinden werde.
Im Seniorenheim "Haus Karlsruher Weg" wurde zudem eine Ausstellung über die Geschichte des Karlsruher FV eröffnet. Sie ist unter der Woche von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Wie ein Sprecher des Badischen Landesvereins für Innere Mission erklärte, soll die Ausstellung in Zukunft vielleicht als Dauerausstellung fungieren. Die Ausstellung "Ein Stadion schreibt Fußballgeschicht" kann nach Rücksprache mit der Hausleitung auch außerhalb der Öffnungszeiten besucht werden.
Siehe auch:
Straßennamen: Karlsruhe erinnert an Julius Hirsch und Gottfried Fuchs
Fußball-Gedenkstein für Karlsruhe: KFV will an Erfolge erinnern
Gemeinderat: Karlsruhe soll Julius-Hirsch-Straße bekommen
ka-news-Buchtipp: Julius Hirsch - Nationalspieler.Ermordet
CDU-Weststadt fordert Julius-Hirsch-Straße