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Karlsruhe: Kampf um Karlsruhes Straßenstrich – Verbot, Versprechen, Vertrauensbruch?

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Kampf um Karlsruhes Straßenstrich – Verbot, Versprechen, Vertrauensbruch?

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    Symbolbild. Foto: Stevica Mrdja (171019430) Microgen @Adobe

    "Es braucht vor allem einen politischen Willen die Frauen zu unterstützen", sagt David Ostern von der Beratungsstelle Luise in Karlsruhe im gemeinsamen Gespräch mit der Redaktion am 24. März 2025.

    Verbot erschwert  Hilfe

    Die Beratungsstelle Luise die Lösung in keinem Verbot, sondern primär in der Aufstockung der Hilfsangebote. Ostern ist der Überzeugung, dass ein Verbot nicht der richtige Ansatz ist: "Für uns stehen die Frauen im Vordergrund. Denen wollen wir helfen. Ein Verbot sorgt nur dafür, dass sie sich andere Orte suchen."

    Das erschwert die Arbeit der Beratungsstelle. Sie wollen den Frauen in erster Instanz neutral begegnen und Vertrauen aufbauen. 

    Bürger für Prostitutionsverbot

    Einer der größten Fürsprecher für ein generelles Verbot der Prostitution ist die Bürgerinitiative Durlach gegen Prostitution. "Wir verbuchen das sechsmonatige Verbot als unseren Erfolg", erklärt Vorsitzende Ulrike Schulte im Interview mit ka-news.de. Die Initiative wurde 2023 gegründet, nachdem bekannt wurde, dass in der Ottostraße 4 ein Bordell entstehen könnte.

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    Foto: Jeremy Gob

    Nachdem die Initiative mit Anwohnern am Straßenstrich ins Gespräch kam, berichteten diese von verdächtigen Fahrzeugen aus Ungarn, die Frauen abholten und neue absetzten.  Später deckte die Polizei einen ungarischen Menschenhändlerring auf. Kurz darauf verkündete die Stadt das sechsmonatige Verbot für Straßenprostitution.  

    "Es sind die Freier, die für die Gewalt und den Menschenhandel verantwortlich sind"

    Schulte beschreibt die belastende Situation für Anwohner: "Sie sehen alles, was mit den Frauen geschieht. Zudem bleibt überall Müll liegen, den morgens ein Kindergarten aufräumt." Die Initiative macht die Freier für das Problem verantwortlich. "Es sind die Männer, die bestraft werden müssen, nicht die Frauen", betont Schulte.

    Unter dieser Prämisse funktioniert das sogenannte nordische Modell, das die Initiative unterstützt. "Freier sind für die Gewalt und den Menschenhandel verantwortlich", so Schulte weiter. Darum brauche es hier wesentlich größere Finanzierungen und staatliche Unterstützungen, um den Frauen nachhaltig zu helfen.

    Es brauche mehr staatliche Unterstützung für den Ausstieg

    Eine Forderung, die ebenfalls die Beratungsstelle Luise teilt, wenn auch in einem etwas anderen Sinne. "Wir haben zwei Appartements, mit welchen wir Ausstiegshilfe anbieten können. Doch dabei handelt es sich um einen sehr schwierigen und auch oft nicht erfolgreichen Prozess", erklärt David Ostern.  Nur mit mehr politischer, insbesondere finanzieller Unterstützung könne den Frauen nachhaltige Hilfe angeboten werden. 

    Kaum zumutbar: Die Durlacher Freien Wähler halten die Situation in ihrem Stadtteil für nicht länger tragbar. Nun fordern sie ein Prostitutionsverbot für ganz Durlach.
    Kaum zumutbar: Die Durlacher Freien Wähler halten die Situation in ihrem Stadtteil für nicht länger tragbar. Nun fordern sie ein Prostitutionsverbot für ganz Durlach. Foto: Boris Roessler/ Symbolbild

    Zusammen mit der Karlsruher Liste brachte die Beratungsstelle im September 2022 einen Antrag für mehr Sicherheit für Prostituierte auf dem Straßenstrich in den Gemeinderat ein. Die Beratungsstelle sieht ihr oberstes Ziel ihrer Arbeit darin, den Frauen eine Stimme zu geben - auch politisch.

    Der Antrag beinhaltete konkret die Forderung, einen Arbeitskreis "Straßenprostitution" mit Vertretern aus Politik, Stadtverwaltung und Beratungsstellen zu gründen, um den Wünschen der Frauen nachzukommen. Diese waren:

    • Großer, zentraler Straßenprostitutionsbereich, der den Kunden bekannt, gut gepflegt und sauber ist.
    • Mülleimer, Kondom-Automaten, gute Beleuchtung und Arbeitsnischen, damit sexuelle Dienstleistungen auch vor Ort und nicht nur im Auto stattfinden müssen.
    • Frauencafé als Aufenthaltsort mit Getränken, Essen, Toilette, Dusche und Beratung.

    "Wenn wir die Prostitution abschaffen wollen, müssen wir die Armut in den Herkunftsländern der Frauen abschaffen"

    Die Stadt Karlsruhe hat den Antrag in einer Folgesitzung am 11. Juli 2023 abgelehnt. Die Begründung: Es könne nicht davon ausgegangen werden, dass das Einrichten einer solchen Zone die gewünschte Sicherheit schaffe. Die gewünschten Mülleimer könnten aufgestellt werden. Auch die Einrichtung eines Cafés oder das Aufstellen von Verrichtungsboxen lehnte die Stadt ab.

    Die Silhouette einer Frau (Symbolbild).
    Die Silhouette einer Frau (Symbolbild). Foto: pixabay

    Ein weiteres Argument: Der Straßenstrich soll durch solche Zonen keine Attraktivität erfahren. Dafür spricht sich auch die Initiative gegen Prostitution aus: "Die Straßenprostitution darf nicht normalisiert werden." Darum fordern sie ein striktes Verbot für Freier. Ostern hingegen ist der Meinung: "Wenn wir die Prostitution abschaffen wollen, müssen wir die Armut in den Herkunftsländern der Frauen abschaffen."

    Wer sind die Frauen auf dem Karlsruher Straßenstrich?

    Denn deutsche Frauen gebe es im Grunde keine auf dem Karlsruher Straßenstrich. Die Frauen kommen größtenteils aus den Ostländern, um Geld zu verdienen. Es sei die Armut, die sie in die Prostitution führt, so Berater Ostern.

    "Das macht den Ausstieg so schwierig. Einen Ausstieg aus der Prostitution bedeutet für die Frauen auch die Lösung aus ihren sozialen Beziehungen in Deutschland", sagt Ostern. Die Beratungsstelle befürworte darum pragmatische Lösungen - für die Frauen. 

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