Ein Schild, das einen Straßenabschnitt für verkehrsberuhigt erklärt, ist noch lange kein Garant für tatsächliche Sicherheit auf dem Asphalt - vor allem nicht für Kinder, wie die ka-news.de-Leserin Veronika Wagner erklärt.

"In zehn Jahren habe ich hier noch nie einen Blitzer stehen sehen"

Ihre Kinder nämlich, seien in der Städtischen Kindertagesstätte in der Sybelstraße beim Citypark in der Südstadt angemeldet. "Das Tor des Kindergartens mündet direkt in den verkehrsberuhigten Bereich", so Wagner. "Das wäre auch ideal, wenn sich die Fahrer auch an das Tempo-Limit halten würden."

Spielstraßen um Sybelstraße
Die Kindertagesstätte in der Sybelstraße 9. | Bild: Lars Notararigo

Laut mehreren Eltern, deren Kinder in der Kita angemeldet sind, gebe es immer wieder Autos, die sowohl die Schrittgeschwindigkeit in den Spielstraßen als auch die sonst in der Sybelstraße und dem Citypark geltende Dreißigerzone ignorieren würden. "Eigentlich ist die Sybelstraße so eng und zugestellt, dass man langsam durchfahren müsste. Allerdings rauschen die Autofahrer auch da gerne viel zu schnell durch. Von den neuen, weiten Straßen nahe dem Citypark ganz zu schweigen", so Wagner.

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Bei diesen Bedingungen bliebe die ka-Reporter nicht ohne Sorge um die Sicherheit der Kinder: "Wenn ein Kind mit dem Fahrrad über den Gehweg neben der Tagesstätte fährt und dann ein Auto angeschossen kommt, wird einem schon Bange", sagt sie. Die Hauptursache dieser Geschwindigkeitsübertretungen sehe sie dabei in mangelnden Kontrollen. "Ich wohne nun seit zehn Jahren zwischen dem Citypark und der Kita und ich habe noch nicht einmal einen Blitzer in der Umgebung gesehen."

"Man muss genau aufpassen, wenn man über die Spielstraße geht"

Und mit dieser Beobachtung sei sie nicht alleine. Der im Kindergarten wirkende Elternbeirat habe bereits in einem Protokoll festgehalten, dass das Problem neben den fehlenden Kontrollen auch von den "nicht eindeutig platzierten Schildern herrührt, die die verkehrsberuhigten Bereiche nur wenig kennzeichnen".

Entlang der
Die Luisenstraße entlang endet der verkehrsberuhigte Bereich, in alle anderen Richtungen bleibt er bestehen. Die Straßenbeschaffenheit bleibt dabei in allen Richtungen identisch. | Bild: Lars Notararigo

Laut Wagner wirken die Schilder nämlich "fast schon wie willkürlich gesetzt. Außerdem weisen die verkehrsberuhigten Abschnitte beim um die Sybelstraße keine Unterschiede zur restlichen Straße auf und sind nur sehr schwer zu überblicken."

Mit der Absicht, sich selbst ein Bild zu machen, untersucht ka-news.de die Geschehnisse vor Ort. Tatsächlich ist schon anfangs zu erkennen, dass die Autofahrer etwa in der quer verlaufenden Luisenstraße nur selten der vorgeschriebenen Schrittgeschwindigkeit folgen, wenn sie ein Spielstraßen-Schild passieren. "Man muss auch hier genau aufpassen, wenn man über die Straße geht, obwohl es eigentlich ein verkehrsberuhigter Bereich ist", fassen es zwei Passanten zusammen.

An jeweils einem Ende der Sybelstraße und der Rankestraße steht ein Anzeigeschild für einen verkehrsberuhigten Bereich.
An jeweils einem Ende der Sybelstraße und der Rankestraße steht ein Anzeigeschild für einen verkehrsberuhigten Bereich. Wo die Straßen aneinandergrenzen, ist allerdings keines zu sehen. | Bild: Lars Notararigo

Zu dieser Aussage fällt auf, dass die Schilder zwar rund um den ausgedehnten verkehrsberuhigten Bereich aufgestellt sind, aber in einigen Straßenkreuzungen im Übergang von einer in die andere Straße kein Schild zu sehen ist - ein Umstand, der laut Wagner für noch mehr Verwirrung unter den Fahrern sorgt und ihrer Aussage nach sogar rechtliche Problematiken nach sich ziehe. Sie selbst habe bereits bei der Polizei angerufen, um auf das Problem aufmerksam zu machen.

Radarkontrollen sind sinnlos?

"Sowohl dort als auch beim Ordnungsamt habe ich nach Lösungen angefragt. Seitens des Ordnungsamtes hieß es, man wolle die Kontrollen künftig verstärken. Bemerkt habe niemand der Eltern etwas.

Spielstraßen um Sybelstraße
Zu Beginn der Sybelstraße ist das Schild bestens zu erkennen. | Bild: Lars Notararigo

Die Polizei wiederum sprach sogar davon, dass es nichts bringt zu blitzen, die meisten Knöllchen würden ohnehin später zurückgenommen, weil die Betroffenen erfolgreich argumentierten, die Beschilderung der verkehrsberuhigten Zonen sei teils nicht oder schlecht als solche zu erkennen, wie man bereits gesehen hat", erklärt Wagner.

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Dieses Statement sorgte bei der Karlsruher Polizei jedoch für einige Verwirrung. "Die Antwort, welche die Leserin bekommen hat, ist natürlich nicht zufriedenstellend", so ein Sprecher der Polizei. "Generell wird in der Sybelstraße geblitzt. Aber sie ist polizeilich bislang nicht wesentlich in Erscheinung getreten und auch liegen uns keine weiteren Beschwerden bezüglich massiver Geschwindigkeitsüberschreitungen in diesem Bereich vor."

Spielstraßen um Sybelstraße
Bild: Lars Notararigo

Gleichzeitig bekundete die Polizei, sich einen genauen Überblick über die Situation beim Citypark beziehungsweise die Sybelstraße und ihre Umgebung verschaffen zu wollen. Die ka-Reporterin Wagner stellt diese Antwort allerdings nicht zufrieden: "Eine erstaunliche Rückmeldung, immerhin hat sich der Elternbeirat des Städtischen Kindergartens mehrfach mit Stadt und Polizei in Verbindung gesetzt. Wenn die Polizei dort aber nicht mithilft, hoffe ich wenigstens, dass die Stadtverwaltung sich etwas mehr um Spielstraßen kümmert."

Gemeinderat plant temporäre Spielstraßen

In der Tat ist das Thema des verkehrsberuhigten Bereichs eines, das jüngst im Gemeinderat diskutiert wurde. Am Dienstag, 22. Februar, brachten die Grünen einen Antrag in den Gemeinderat ein, dass die Stadt gemeinsam mit der Initiative "Karlsruhe spielt" das Spielstraßenangebot auszuweiten soll, indem im Sommer mehrere Straßen der Fächerstadt temporär zu verkehrsberuhigten Bereichen umfunktioniert werden. Der Antrag blieb ohne Abstimmung, jedoch sei geplant, im Jahr 2022 ein Reallabor für eine temporäre Spielstraße in der oberen Kaiserstraße einzurichten.

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Bei dieser Aktion müsse laut dem Gemeinderat aber betont werden, dass  die Straßenverkehrsordnung dabei nicht außer Kraft gesetzt werden darf". Ein Problem, dass die ka-Reporterin Wagner in ihrer Umgebung explizit ungelöst sieht. "Bisher haben wir zu den Spielstraßen nahe dem Citypark keinerlei Rückmeldung bekommen. Wir würden es sehr begrüßen, wenn erstens Kontrollen und zweitens eine bessere Beschilderung der Straßen vorgenommen werden."