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"Wie im Brennpunkt"- ka-Reporterin klagt über Sperrmüll-Fiasko der Waldstadt

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Sperrmüll-Fiasko in der Karlsruher Waldstadt: "Wie im Brennpunkt"

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    Königsberger Straße: Die Anwohner klagen über nicht abgeholten Sperrmüll.
    Königsberger Straße: Die Anwohner klagen über nicht abgeholten Sperrmüll. Foto: privat

    "Ich wohne seit 49 Jahren in meiner Wohnung im A-Block der Königsbergerstraße 16, aber so etwas habe ich noch nie gesehen", meint Hildegard Klug im Gespräch mit ka-news.de. Direkt vor ihrem Fenster herrschte bis Anfang der Woche der Ausnahmezustand. "Ein Meer aus Sperrmüll, Mülleimern und Wertstofftonnen", klagt die Anwohnerin. Wie es zu solch einer Ansammlung kommen konnte, könne sie sich nicht erklären.

    "Schon sonntags haben die Leute angefangen, Sperrmüll für die Abholung am Mittwoch, 15. Februar, rauszustellen. Dann wurde es immer mehr", berichtet Klug. Das sei deutlich zu früh, erklärt die Stadt Karlsruhe. "Sperrmüll ist frühestens ab 19 Uhr am Vorabend des Abholtages, spätestens aber am Abholtag bis 6.30 Uhr am Straßen-/Gehwegrand des jeweiligen Grundstücks bereitzustellen." Das scheint so einige Anwohner nicht gekümmert zu haben.

    Michelle Klug, Hildegard Klugs Enkelin hält die Sauerei am 17. Februar fotografisch fest. "Am Ende war es so viel Sperrmüll, durchmischt mit anderem Abfall, dass das Team Sauberes Karlsruhe (ehemals: Amt für Abfallwirtschaft (Afa)) gar nicht mehr durch kam und den Müll am Mittwoch liegen lassen musste", meint die Anwohnerin.

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    Foto: Michelle Klug

    Das war jedoch nicht der einzige Grund, weshalb der Müllberg am Ende liegen blieb. "Wenn der Müll nicht mitgenommen wird, handelt es sich um Gegenstände, die nicht zum Sperrmüll gehören. Demzufolge gibt es keinen alternativen Abholtermin", erklärt die Stadt.

    "Als wohne ich im Brennpunkt"

    Zwar sammle sich zu den regelmäßigen Abholungen immer eine Menge Sperrmüll an - schließlich lebten 60 Familien in dem Gebäude - aber dieses Mal sei es besonders schlimm gewesen. "Ich weiß gar nicht, woher die Leute die ganzen Sachen nehmen", meint Klug. Sie selbst habe nicht genügend Möbel, um bei jeder Fuhre etwas rauszustellen. 

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    Foto: Michelle Klug

    Für den Anblick vor ihrer Haustüre schämt sich die Anwohnerin. "Ich empfange schon gar keinen Besuch mehr mit so viel Müll direkt vor der Nase. Ich habe das Gefühl, als wohne ich mitten im Brennpunkt", so Klug. Umso erleichterter ist sie seit Anfang der Woche, denn seitdem ist der Müllberg verschwunden. Der Vermieter des Gebäudes, die Volkswohnung Karlsruhe, hat augenscheinlich gehandelt. 

    Sonderabholung notwendig

    "Es war einfach viel zu viel und dazu nicht sortenrein mit untergemischten Hausmüll", erklärt eine Sprecherin der Volkswohnung gegenüber ka-news.de. Die regelmäßige Abholung, die eigentlich am 15. Februar hätte stattfinden sollen, sei schlichtweg undurchführbar gewesen. Deshalb sei eine Sonderabholung bei einem externen Dienstleister beantragt worden, so die Sprecherin. 

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    Foto: Michelle Klug

    Auch die Stadt Karlsruhe merkt auf Anfrage der Redaktion an: "Bei den in der Königsberger Straße 16 bereitgestellten Abfällen handelte es sich um Gegenstände, die nicht der Sperrmülldefinition entsprechen. Sperrmüll ist am Straßen-/Gehwegrand (auf öffentlicher Fläche) bereitzustellen." Unter anderem seien Kartonagen, Altkleider, Europaletten, Elektrogeräte und sonstiger Restmüll zum Sperrmüll hinzugestellt worden, erklärt die Stadt. Darüber hinaus befand sich der Müll auf Privatgelände.

    Das neue Logo der Volkswohnung.
    Das neue Logo der Volkswohnung. Foto: Carsten Kitter

    "Ab letztem Samstag, 18. Februar, wurde der Müll über mehrere Tage eingesammelt und fortgebracht." Die Kosten für die Sonderleerung blieben allerdings bei den Mietern hängen, erklärt die Sprecherin der Volkswohnungen. Deswegen der Appell vom Vermieter: "Bitte richtig trennen, denn Mülltrennung ist Pflicht."

    Gleiches Problem in der 8

    Ein paar Gebäude weiter bringt ein indirekter Nachbar von Frau Klug die gleichen Probleme an: "Mir in der 8 ging es genauso - der Sperrmüll wurde nicht abgeholt. Wie bei Klug, sei auch vor Gebäude 8 in der Königsberger Straße das reinste Chaos vorzufinden, meint der Anwohner, der namentlich nicht erwähnt werden möchte.

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    Foto: privat

    "In der ganzen Straße lag der Sperrmüll seitlich an den Häusern. Nur bei uns in der 8 wurde er nicht abgeholt", beklagt der Mieter. Dabei sei klar zu erkennen, dass ein Großteil des Mülls tatsächlich Sperrmüll gewesen sei. Allerdings nicht alles - und an dieser Stelle liegt das Problem.

    Problem ist bekannt

    Die Müllsituation an der Königsberger Straße 16 scheint verzwickt. Obwohl die Volkswohnungen für die Tonnen und Abstellflächen sorgten, werde immer wieder Müll außerhalb der Flächen abgelegt - teilweise auch Fremdmüll, so die Sprecherin.

    Mülltonnen in der Königsberger Straße 16.
    Mülltonnen in der Königsberger Straße 16. Foto: Theresa Thiem

    "Eine Beschwerde der Anwohner wurde uns dennoch nicht zugetragen, wir haben das Problem am Mittwoch mit eigenen Augen gesehen." Nachdem die regelmäßige Abfuhr nicht stattfinden konnte, sei unmittelbar eine Sonderleerung beauftragt worden, erklärt die Sprecherin.

    "In der Königsberger Straße, aber auch in anderen größeren Wohneinheiten ist der Anteil an Gegenständen, die kein Sperrmüll sind, relativ hoch", meint die Stadt Karlsruhe. Auch werde oftmals auf Privatgelände Müll zur Abholung abgestellt - teilweise in größerer Entfernung zum Straßenrand.

    "Deshalb werden Wohnbaugesellschaften - wie die Volkswohnung - immer wieder darauf hingewiesen, dass eine Abholung des Sperrmülls nur stattfinden kann, wenn dieser auf öffentlicher Fläche bereitgestellt ist", erklärt die Stadt.

    Drei Faustregeln der Stadt

    Damit es so weit künftig nicht kommt, gibt die Stadt Karlsruhe drei Tipps mit an die Hand, denn: "Nicht jeder sperrige Gegenstand ist Sperrmüll." Diese Kriterien müssen erfüllt sein:

    1. Es sind Dinge, die auch bei einem Umzug mitgenommen werden würden, also keine Gebäudebestandteile wie Türen, Waschbecken oder Gipsplatten.
    2. Es sind Abfälle, die nicht einfach zerkleinern und über die Restmülltonne oder die Wertstofftonne entsorgt werden können.
    3. Es sind keine Schadstoffe, Bauabfälle, Altreifen oder Elektrogeräte.
    Mülltonnen in der Königsberger Straße 16.
    Mülltonnen in der Königsberger Straße 16. Foto: Theresa Thiem

    Die Einzelteile dürfen die Länge von 2,20 Metern nicht überschreiten, so die Vorgaben der Stadt. Die Kriterien für den Sperrmüll sind für alle Bürgerinnen und Bürger auf karlsruhe.de/stadt-rathaus/service-buergerinformation/abfallwirtschaft einsehbar.

    Bonustipp

    "Zweimal im Jahr können private Haushaltungen ihren Sperrmüll kostenlos entsorgen. Einmal über den festgelegten Abholtermin der Straßensammlung und einmal über den Sperrmüll auf Abruf", erklärt die Stadt Karlsruhe.

    Beim Sperrmüll auf Abruf könne jeder Haushalt einmal im Jahr einen Termin nach eigenem Bedarf aus drei verschiedenen Terminvorschlägen wählen. Achtung: "Pro Haushalt und Abholung dürfen vier Kubikmeter Sperrmüll bereitgestellt werden."

    Am 15. Februar sollte der Sperrmüll eigentlich abgeholt werden, doch es lief nicht wie geplant.
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    Am 15. Februar sollte der Sperrmüll eigentlich abgeholt werden, doch es lief nicht wie geplant.
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