Zwischen der Badischen Backstub und dem Kaffee Elite verläuft in Karlsruhe Mühlburg die "kleine" Rheinstraße entlang. Doch hinter dem "Rheingold", über die quer verlaufende "Hardtstraße hinweg, wird die Rheinstraße zur verkehrsberuhigten Zone - und zur Einbahnstraße. Das heißt: Die Straße darf bis zur dazwischenliegenden Fabrikstraße nur über die Lerchenstraße befahren werden. Eigentlich.
"Niemand nimmt darauf Rücksicht, dass hier eine Spielstraße ist"
Allerdings ergibt sich ka-news.de ein anderes Bild, als wir uns mit einem Anwohner zum Interview treffen. Zwei falschherum geparkte Autos und mindestens zwei Fahrzeuge, die in die entgegengesetzte Richtung fahren, können wir in der kurzen Zeit feststellen. Laut den Anwohnern, deren Namen wir auf Anfrage geändert haben, gehört das zum Alltag.

"Das ist hier normal. Die rasen teilweise sogar mit 50 Stundenkilometern durch und wenn man sie zurechtweist, wirst du noch blöd angemacht", erzählt Matthias* im Gespräch mit ka-news.de. Eine Nachbarin von Matthias bestätigt dies. Sie lebt mit ihrer Familie in der Wohnung gegenüber von Matthias.
"Teilweise parken sie auch direkt vor dem Hauseingang, sodass ich mit dem Kinderwagen gar nicht rauskomme. Hier kommen auch die Kinder entlang, wenn sie von der Schule nach Hause laufen. Da nimmt niemand darauf Rücksicht, dass hier eine Spielstraße ist", sagt sie.
Von der Spielstraße zur Sackgasse?
Doch nach Angaben der beiden Rheinstraßen-Bewohner bleibt es häufig nicht dabei, dass die Fahrer jemanden "blöd anmachen". Tatsächlich musste aufgrund des teilweise aggressiven Verhaltens der Fahrer schon die Polizei verständigt werden.
"Meinem Mann ist es schon passiert, dass er ein paar Halbstarke angehalten hat und einer von denen meinte, er müsste einen Metallbaseballschläger aus dem Kofferraum auspacken", erzählt die Nachbarin im Gespräch mit ka-news.de. "Am liebsten wäre es uns, wenn sie aus der Spielstraße eine Sackgasse machen."

Auch Matthias spricht sich für eine Sackgasse aus: "Ich lebe schon etwas länger hier. Zuerst war es eine normale Straße, dann wurde es zu einer verkehrsberuhigten Zone. Aber dann ging es erst richtig los."
Auf Nachfrage der Redaktion, ob denn die Stadt darüber Bescheid wüsste, bekommen wir die Antwort: "wir haben alle schon lange Nachrichten an die Stadt geschrieben. Manchmal kommt das Ordnungsamt zum Blitzen, Samstagmittag kontrolliert auch jemand die Falschparker. Aber das ist die falsche Zeit. Die Stadt macht nicht nichts, aber sie machen zu wenig."
Anzeigetafeln sollen Abhilfe schaffen
Mit diesen Vorwürfen wendet sich ka-news.de an die Stadt Karlsruhe. Tatsächlich wisse man über die Raser vor Ort Bescheid und plane weitere Maßnahmen, um der Situation Herr zu werden.

"Die Datenauswertung aus Verkehrserhebungen und -beobachtungen haben gezeigt, dass Vorkehrungen wie die Plateaukissen nicht zu einer signifikanten Reduzierung des Geschwindigkeitsniveaus beigetragen haben, weshalb die Plateaukissen wieder entfernt werden.
Anschließend ist die Anbringung einer Geschwindigkeitsanzeigetafel in der Kleinen Rheinstraße geplant. Durch den Einsatz solcher Anzeigetafeln konnten im Stadtgebiet Karlsruhe bereits positive Effekte einer nachhaltigen Geschwindigkeitsreduktion festgestellt werden", heißt es in einer E-Mail der Stadt an die Redaktion.
Problem mit Falschfahrern ist der Stadtverwaltung unbekannt
Hinsichtlich der Problematik mit der Einbahnstraße sieht die Stadt die Situation ein wenig anders. Zum einen verweist sie darauf, dass die Einbahnstraßenregelung nicht zwischen der Lerchenstraße und der Fabrikstraße nicht bestehe. Heißt: Lediglich zwischen Hardtstraße und Fabrikstraße sei die "kleine Rheinstraße" als Einbahnstraße ausgeschildert.

Darüber hinaus ergibt sich aus der E-Mail der Stadt nun auch ein Bild, weshalb wohl "zu wenig" gegen die Falschfahrer vorgegangen wird. Die Beschwerden sind ihnen unbekannt. "Der Verwaltung liegen auch keine vermehrten Beschwerden zur Missachtung der Einbahnstraßenregelung in diesem Bereich vor, die entsprechende Kontrollen oder weitergehende Maßnahmen erfordern würden." Auch, dass die Kontrollen lediglich samstags erfolgen, könne die Stadt nicht nachvollziehen.

"Der ruhende Verkehr in der kleinen Rheinstraße wird im Rahmen der personellen Möglichkeiten zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichen Abständen kontrolliert. In vielen Fällen finden die Kontrollen an Werktagen auch erst nach 16 Uhr und damit während des Feierabendverkehrs statt. Die Verkehrsüberwachung wird auch weiterhin zu verschiedenen Zeiten Kontrollen in der Straße durchführen", heißt es.
Kleine Rheinstraße wird keine Sackgasse
Doch damit nicht genug. Die Bitte der Anwohner, dass die Straße zu einer Sackgasse werden sollte, erteilt die Stadt ebenfalls eine Abfuhr. Der Grund: Die Gefahrenlage sei nach Ansicht der Stadtverwaltung nicht entsprechend hoch, um einen derartigen Eingriff vorzunehmen.

Die Straßenverkehrsbehörde kann die Benutzung einer Straße nur aus Gründen der Sicherheit oder Ordnung des Verkehrs beschränken. Dies erfordert besondere Umstände, die auf Grund einer besonderen örtlichen Gefahrenlage das Aufstellen von Verkehrszeichen zwingend notwendig machen. Diese Voraussetzungen liegen für die kleine Rheinstraße nicht vor.
Des Weiteren müsste durch die Errichtung einer Sackgasse mit Verdrängungseffekten in andere umliegende Straßenabschnitte gerechnet werden.
Fazit: Stadtverwaltung gibt Anwohnern teilweise recht
Aus der erhaltenen Rückmeldung durch Stadtverwaltung/Ordnungsamt geht hervor, dass den Anwohner bezüglich der zu schnell fahrenden Autofahrern recht gegeben wird. Ein Problem mit Falschfahrern sei dort jedoch nicht bekannt, weshalb die kleine Rheinstraße eine Spielstraße bleiben wird.

Anwohner Matthias zeigt sich über die Aussage der Stadtverwaltung enttäuscht: "das mit der Fabrikstraße ist ja keine Rechtfertigung, die Einbahnstraße zu ignorieren", teilt er der Redaktion auf Nachfrage mit.
Er und die anderen Anwohner überlegen sich nun, ihr Anliegen dem Bürgerverein von Mühlburg vorzutragen.
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