Nach tödlichen Unfällen beginnt die Suche nach dem Warum - bei Jagdunfällen wie jüngst im Main-Tauber-Kreis endet diese Frage oftmals in der Sinnhaftigkeit der Tätigkeit an sich. Während die einen mit den Wildschäden wie umgepflügten Sportplätzen zu kämpfen haben, ist das Abschießen von Wild vielen Tierschützern ein Dorn im Auge. Tiere töten als blutiges Hobby - ein Vorurteil mit dem sich viele Jäger auseinandersetzen müssen.
"Es gibt keine Hobbyjäger"
Dabei lässt sich Jagd nicht nur auf das Totschießen reduzieren. "Das sind keine zehn Prozent unserer Tätigkeit", so Hauck. Auch dem Begriff "Hobbyjäger" stehe man in Jagdkreisen ablehnend gegenüber. "Es gibt heutzutage kaum noch Berufsjäger, das ist eine verschwindende Anzahl. Ich wüsste beispielsweise nicht, dass wir im Landkreis einen haben."
Berufsjäger werden noch im Alpenraum oder zur Unterhaltung von Jagdflächen eingesetzt, die die Besitzer selbst nur selten pflegen können oder wollen. Vielfach werde der Beruf des Försters mit einem Jäger gleichgesetzt. "Es gibt aber auch Förster, die nicht jagen", erklärt Hauck.
Für den Fuchs auf dem Spielplatz ist die Stadt zuständig
Zur Jagd verpachtet werden nur Flächen außerhalb der Stadt. Bei sogenannten befriedeten Flächen ist die Ortspolizeibehörde zuständig, im Falle der Stadt Karlsruhe das Ordnungsamt. Sieht dieses die öffentliche Sicherheit und Ordnung durch Wildtiere gefährdet, beauftragt sie einen Jäger.
Salopp gesagt: Geht es darum einen Fuchs auf dem Spielplatz tot zuschießen, ist die Stadt zuständig. In erster Linie ist jedoch ein Besitzer selbst für sein Grundstück verantwortlich. "Wenn ich nicht möchte, dass ein Wildschwein meinen Garten umgräbt, muss ich einen entsprechenden Schutz, beispielsweise einen Zaun anbringen", so Jäger Hauck.
Im Wald - sprich im unbefriedeten Gelände - sieht die Sache schon wieder anders aus. Hier bestimmt der Jagdleiter, in der Regel der Jagdpächter, wann gejagt wird und vor allem wer jagen darf. Treffen sich die Jäger zu Gesellschaftsjagden wie es beim tödlichen Jagdunfall der Fall war, ist der Jagdleiter für die richtige Einweisung über die Besonderheiten des Jagdreviers verantwortlich: Wo verlaufen Wege, wo sind die Hochsitze, wie wird die Jagd ablaufen. Bei Versäumnissen, die zu einem Unfall führen, trägt er eine Mitschuld. Ansonsten gilt: Jeder ist für seinen Schuss selbst verantwortlich.
Eine Jagd muss gut organisiert sein
"Sicherheit bei der Jagd ist das oberste Gebot", so lautet die Vorgabe vom Landesjagdverbands Baden-Württemberg. Dazu gehören des Weiteren Sicherheitsvorkehrungen wie Warnwesten. Zudem muss jedem Jagdbeteiligten klar sein: Waldbesucher können jederzeit auftauchen. Mit der Aufstellung von Schildern, die auf eine gerade stattfindende Jagd hinweisen, ist es nicht getan - denn "viele Spaziergänger ignorieren diese Warnschilder einfach", weiß Kreisjägermeister Thomas Hauck.
Der Vorstand der Jägervereinigung Karlsruhe organisiert selbst Jagden: "Jeder Jagdbeteiligte ist mit einer orangefarbenen Weste gekennzeichnet - sowohl Treiber als auch Jäger." Darüber hinaus gibt es vorgegebene Schussfelder und Positionen der Teilnehmer. Reduziert wird das Restrisiko durch das Nutzen von Hochsitzen: Dann ist ein sicherer Kugelfang gegeben - wie es im Jägerjargon heißt. Bedeutet: Wird das Ziel verfehlt, trifft die Kugel den Boden.
Geschosse fliegen bis zu drei Kilometer weit
Und die Geschosse sind nicht zu unterschätzen: "Bei einem ungünstigen Winkel, kann das Geschoss zwei bis drei Kilometer weit fliegen", so Hauck, "stehen die Leute erhöht, schießen sie automatisch in den Boden." Im Jahr gibt es laut Haucks Einschätzung maximal zwei Unfälle dieser Art im Jahr. "Jeder Unfall ist einer zu viel. Es darf nichts passieren." Dennoch stünde man im Vergleich zu anderen Freizeitaktivitäten gut da.
"Das Risiko ist im Vergleich zu anderen Betätigungen wie Autofahren, Bergsteigen oder sogar Hausputz um ein Vielfaches geringer", bestätigt auch der Landesjagdverband. "Toi, toi, toi - in Verbindung mit Schusswaffen sind Unfälle äußerst selten", sagt Jäger Hauck. Häufiger seien leichte Verletzungen wie verknackste Knöchel.
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