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Karlsruhe: Sauerei in der Stadt: Hat Karlsruhe eine Wildschweinplage?

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Sauerei in der Stadt: Hat Karlsruhe eine Wildschweinplage?

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    (Symbolfoto)
    (Symbolfoto) Foto: Fredrik von Erichsen

    "Anfang August bekamen wir auf unserem Gelände mehrfach Besuch der Schwarzkittel", schreibt uns eine ka-Reporterin, "dabei wurden der Fächerbadplatz und das umzäunte Nordstern-Stadion von den Wildschweinen beschädigt."

    Eine trächtige Bache sei sogar in den Morgenstunden im Stadion gesichtet worden. Fußball spielen fiel für die Jugendfreizeit des Karlsruher Sportclubs (KSV) aufgrund der Wildschweinschäden daraufhin aus. Über vier Wildschweinbesuche innerhalb von zwei Wochen - hat Karlsruhe mit einer Wildschweinplage zu kämpfen?

    Hauck: "Wir haben keine Wildschweinplage"

    "Ich wehre mich gegen den Begriff Wildschweinplage", so Kreisjägermeister Thomas Hauck, "es handelt sich um eine generell sehr starke und witterungsbedingte Populationsschwankung." Klare Ursache: Der Klimawandel. Milde Winter sorgen für einen reich gedeckten Wildschwein-Tisch: Denn Eicheln und Bucheckern sind die bevorzugten Mahlzeiten der Vierbeiner. "Vollmast" heißen die ertragreichen Bäume im Jäger-Jargon.

    "Früher kam die Vollmast aufgrund der kalten Winter alle zehn Jahre vor. Heutzutage ist sie alle zehn Jahre nicht der Fall", erklärt Jäger Hauck, "plus: Der Wildschwein-Nachwuchs hat durch die warmen Winter eine erhöhte Überlebenschance", so Hauck, "der größte Feind des Wildschweins ist nasskaltes Wetter und der Mensch."

    Wildschweine graben nach Regenwürmern

    Doch nicht nur die Baumfrüchte sind des Wildschweins Gaumenschmaus: Als Allesfresser zeigen sie sich Mäusen, Rehkitzen oder Biokompost ebenfalls nicht abgeneigt. Letzteres ist jedoch nicht der Hauptgrund für Wildschweine im Stadtgebiet: "Es ist die reine Gewöhnung an den Menschen, nicht die Nahrung", so Hauck, "Das einfache und interessante Nahrungsangebot ist nur einer von vielen Gründen. Nicht das Wild kommt zum Menschen, sondern der Mensch kommt zu Wild, indem er sich dessen Lebensraum annähert. Allein wegen der Nahrung müssten die Wildschweine nicht in die Städte kommen."

    An der Frage, warum die Schwarzkittel die Rasenflächen umgraben, scheiden sich die Geister: Eiweißreiche Nahrung wie Regenwürmer oder das Wetter und die Jahreszeit - es sind unterschiedliche Faktoren, die zusammenkommen. Festzustellen ist laut Hauck: Die Schweine sind Wiederholungstäter, denn auf denselben Wiesen werden immer wieder dieselben Flächen von den Tieren  umgegraben.

    Für den Menschen nur bedingt gefährlich

    Gefährlich für den Menschen sind die Tiere nur bedingt. Wildschweine warnen ihr Gegenüber mit Blasen und Schnauben vor, bevor sie angreifen. Die Ausnahme bilden Bachen mit ihren Frischlingen oder verletzte Wildschweine - hier heißt der Ratschlag des Jägers: "Hände weg, denn wenn der Frischling einmal schreit, ist es vorbei." In der Regel hilft bei einer persönlichen Wildschwein-Begegnung langsames Rückwärtsgehen und das Weite suchen, denn eine Wildsau bringt gut 80 bis 100 Kilos auf die Waage.

    Wenn Menschen von Wildschweinen angegriffen würden, habe dies meist einen Hunde-Hintergrund, weiß Hauck: Der beste Freund des Menschen trifft beim Gassigehen im Wald auf eine Bache, diese wird wütend, der Hund bekommt Panik und versteckt sich hilfesuchend hinter seinem Herrchen...

    Jäger kümmern sich um geregelten Wildschweinbestand

    Um einen geregelten Wildschweinbestand kümmern sich in und um Karlsruhe rund 1.500 Jäger, so Hauck. Im vergangenen Jagdjahr 2013/2014 seien 3.500 Schwarzkittel erlegt worden, im Jahr zuvor waren es gar 5.500. Gejagt werden die Säue einzeln: "Sogenannte Drückjagden sind in Karlsruhe aufgrund der vielen Straßen und Menschen nicht machbar", sagt Hauck, "Richtung Albtal, Kraichgau und Bruchsal sieht das wieder anders aus."

    Gejagt wird meistens nachts - wenn der Mond scheint und so für gute Sichtverhältnisse sorgt. Dementsprechend erleichtert wird die Jagd in den Hauptmonaten November bis Januar durch Schnee.  Wie viele Wildschweine in der kommenden Saison erlegt werden, steht noch nicht fest. Allerdings: "Ausgehend vom vergangenen Winter dürfte die Anzahl der Frischlinge relativ groß sein", so Jäger Hauck.

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