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Karlsruhe: Besuch von Mister Wildschwein: Wildtier-Plage in Karlsruhe nimmt zu

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Besuch von Mister Wildschwein: Wildtier-Plage in Karlsruhe nimmt zu

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    (Symbolbild)
    (Symbolbild) Foto: Marius Becker, dpa

    Erst vor Kurzem erregte ein Vorfall in der Karlsuher Südstadt Aufsehen: Eine Marderfamilie hatte sich in einem leerstehenden Einfamilienhaus eingenistet. Kein Einzelfall, so die Stadtverwaltung: Auch die Sportanlagen in der Waldstadt stellten sich in der Vergangenheit immer wieder als "Treffpunkt" von Wildschweinen aus dem Hardtwald heraus. In Durlach und Grötzingen komme es zudem oft zu Besuchen von Dachsen.

    Unerwünschtem Besuch vorbeugen: Tiere nicht mit Essensresten locken

    Ein Herbstproblem? "Ja, gerade in der dunklen Jahreszeit haben wir Jäger alle Hände voll zu tun mit Wildtieren, die das Stadtgebiet unsicher machen", erklärt Thomas Hauck von der Karlsruher Jägervereinigung. Das liege zum einen an dem jahreszeitlich bedingten Wegfallen des Elterntierschutzes und zum anderen an der Jagdzeit der Marder. Aber auch generell sei eine Zunahme der Wildtierpopulation und den damit zusammenhängenden Sachbeschädigungen zu verzeichnen, so die Stadt Karlsruhe.

    Nicht nur innerstädtisch, sondern auch landesweit könne man diese Beobachtung bestätigen. "Die Beschwerden über Schäden insbesondere durch Schwarzwild haben im Laufe der Zeit zugenommen", so Cornelie Jäger, Landestierschutzbeauftragte, zur Situation in Baden-Württemberg. Im Gespräch mit ka-news gibt sie an, dass besonders Landwirte von der ansteigenden Wildtierpopulation betroffen seien - so komme es vor, dass sich, zum Ärgernis des Pächters, Wildschweine in das Maisfeld "verirren".

    Aber auch Wohngebiete sind betroffen: Hier locken laut Jäger vor allem fehlgenutzte Kompostanlagen die Tiere aus der Wildnis: "Viele kompostieren nicht richtig und werfen beispielsweise Essensreste, die eigentlich in den Biomüll gehören, auf den Haufen im Garten - das ist natürlich ein reich gedeckter Tisch und im wahrsten Sinne des Wortes ein gefundenes Fressen für Wildtiere aller Art." Auch das unkontrollierte Abstellen von Katzenfutter vor der Haustür sei nicht zu empfehlen - "zwar meinen es die Leute gut und wollen Igel und streunende Katzen füttern, aber das treibt Füchse und Co. in die Wohngegenden", erklärt Jäger weiter. Das kann gefährliche Folgen haben: Wer beispielsweise in Kontakt mit einem Fuchs gerät, könne sich mit Tollwut oder dem Fuchsbandwurm anstecken. Zum anderen haben es Marder und Co. auf Autoschläuche abgesehen und machen den fahrbaren Untersatz in nur einer Nacht werkstattreif.

    Novellierung des Landesjagdgesetzes: Totschlagfallen - ja oder nein?

    Mit Flötenmusik eines Rattenfängers lassen sich die unerwünschten Gäste nicht aus der Stadt treiben, das weiß Hauck von der Kreisjägervereinigung Karlsruhe. "Betroffene finden die Füchse oder Waschbären plötzlich gar nicht mehr niedlich und wenden sich an uns Jäger, damit wir Abhilfe schaffen." Dabei sei die Jagd der scheuen Tiere sehr aufwendig und zeitintensiv - und darüber hinaus aktuell sehr diskussionsgeladen: Seitens der Jäger setze man seit Jahren auf die sogenannte Bau- und Fangjagd. Eine Methode stellt dabei das Aufstellen von Totschlag-Fallen dar. Diese könnte jedoch bald, im Rahmen einer, von der rot-grünen Regierung veranlassten, Novellierung des Landesjagdgesetzes, verboten werden - das bestätigt das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz. Tierschützer, darunter auch Cornelie Jäger, monieren, dass die besagten Fallen nicht zwischen streunenden Haustieren und tollwütigen Füchsen unterscheiden - so könne es beispielsweise auch Nachbars Katze erwischen.

    Die Sorge um eine akute Gefahr kann Hauck hingegen nicht bestätigen - "dies ist eine Maßnahme, auf die wir bei der effektiven Jagd nicht vollständig verzichten können." Seiner Ansicht nach könnten Haustiere in der Regel nicht in die aufgestellten Fallen geraten, da diese durch entsprechende Aufstellvorrichtungen gesichert seien und nur Wildtiere anlockten. Alternativen für die umstrittenen Fallen, die gesetzlich verboten werden könnten, seien laut Jäger die bereits genutzte Lebendfangfallen, die einem Tüv unterzogen werden müsste. Hierbei werden die Tiere gefangen und in der Wildnis wieder ausgesetzt.

    In wie weit sich das Gesetz und die damit verbundenen Richtlinien für die Jäger ändern, ist noch unklar. Einig ist man sich letztlich jedoch auf beiden Seiten, dass, in Hinblick auf die Zunahme von Beschwerden über Wildtiere in den (Rand-)Gebieten der Stadt, etwas getan werden muss. Gespräche zwischen den Jägervereinigungen des Landes und des Ministeriums für Ländlichen Raum und Umweltschutz seien zwar hitzig, jedoch sehr effektiv verlaufen, so die Landestierschutzbeauftragte abschließend - "ich bin sicher, wir finden einen Kompromiss."

    Mehr zum Thema Wildtiere in der Stadt:

    Ratten, Marder, Füchse: GfK fragt nach Wildtieren in der Karlsruher City

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