Auch einige Monate nach der ersten Spinnensichtung kann sich Höfer das enorme Interesse und den Medienrummel nicht wirklich erklären. Eine Sache steht für den Arachnologen jedoch fest: Die Spinne hat den Forscher in diesem Jahr ganz schön auf Trab gehalten.
Woran arbeiten sie normalerweise, wenn nicht gerade die Sichtungen der Nosferatu-Spinne die Öffentlichkeit aufschrecken?

Neben Referats- und Abteilungsleitung bin ich immer mit dem Management der Sammlungen und der dazugehörigen Daten beschäftigt (Spinnen bestimmen, Daten erfassen und importieren, bearbeiten, publizieren). Zu dem Zeitpunkt auch mit der Entwicklung eines Metadatenkonzepts für die arachnologischen Daten, einsehbar auf www.aramob.de.
Wie wirkte sich das "Drama“ um die Nosferatu-Spinne auf Ihre Arbeit aus?
Die Meldungen und vor allem die Nachfragen durch die Presse und Privatleute haben explosionsartig zugenommen. Über Interesse freuen wir uns natürlich immer und geben bereitwillig (individuell) Auskunft. Als es dann zu viele wurden, musste ich dann eher auf vorbereitete Antworten und Informationen zurückgreifen. Da wir die Art bereits auf verschiedenen Webseiten des Museums und der Arachnologischen Gesellschaft beschrieben haben, war das glücklicherweise nicht schwer. Vorhandene Texte haben wir dann nochmal überarbeitet und aktualisiert.

Ist Ihr wissenschaftliche Interesse an der Nosferatu-Spinne ebenfalls gestiegen?
Als Wissenschaftler hat man ja sofort die Datenlage im Blick und fragt sich, ob da wertvolle Daten anfallen oder, ob es sich zum Beispiel um eine scheinbare Zunahme handelt. Gestiegen ist das Interesse eigentlich nicht. Es kamen ja auch sehr selten neue Informationen.

Hat Sie das Öffentlichkeitsinteresse an der Nosferatu-Spinne überrascht?
Spinnen tauchen regelmäßig im "Sommerloch“ auf, häufig die "Bananenspinnen“, aber dass das Interesse so lange anhielt und so viele Redaktionen (bundesweit) erfasste, hat schon erstaunt.

Was fasziniert so viele Menschen an der Nosferatu Spinne?
Natürlich ist eine (für einheimische Verhältnisse) so große und auffällig gefärbte Spinne für viele Menschen faszinierend. Auch in den Jahren davor hat sich immer wieder Mal jemand ganz besonders interessiert und die Tiere beobachtet. Aber sicher wurde das von den Pressemeldungen (Giftspinne, invasive Spinne …) richtig angeheizt. Wenn man jeden Tag in der Presse über die Spinnen was liest/hört, dann schauen auch Menschen hin oder suchen, die sich sonst nicht interessieren. Wir hatten ja zeitgleich eine eigene Sonderausstellung zu Neobiota im Naturkundemuseum, die über viele der (anderen) "neuen“, zum Teil invasiven Arten informiert hat, von denen ja viele viel mehr Probleme verursachen. Hier konnten wir keine gesteigerte Sensibilität oder Interesse an dem Thema feststellen.
Sind sie das Thema mittlerweile leid? Hat der Hype Ihrer Begeisterung gegenüber den Nosferatu-Spinnen einen Abbruch getan?
Gar nicht. Es bleibt interessant, die Entwicklung/Ausbreitung dieser und anderer Arten und auch die Reaktionen darauf zu beobachten. Wir denken darüber nach, wie wir effektiver damit umgehen, evtl. Daten wissenschaftlich erfassen können. Insgesamt werden wir uns (Museum) als Artenkenner-Zentrum im Rahmen eines Projekts und mit einer neuen Mitarbeiterin neu aufstellen und noch besser Auskunft geben und auch Artenkenntnis vermitteln.