"Das Abschalten der Fahrstühle ist undenkbar", klagt Thomas Fritz, Hausleiter des Betreuten Wohnens der Evangelischen Stadtmission Karlsruhe. 70 bis 80 Prozent seiner Bewohner seien im Gehen behindert, da wäre die Stadtmobilität ohnehin ein Problem. "An der Herrenstraße aussteigen, um am Marktplatz den Fielmann zu besuchen ist häufig schon zu viel," so Fritz im Gespräch mit ka-news.de.
"Vor zwei Wochen kamen die ersten Warnmeldungen"
"Aus Sicherheitsgründen muss das leider sein", erklärt Sarah Frick, Pressesprecherin der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK). In den betroffenen Fahrstühlen drohten unter den momentanen Temperaturen zwei elementare Bauteile zu überhitzen. "Vor zwei Wochen sind die ersten Störungen aufgetreten, seit dem arbeiten wir an einer Lösung", heißt es von Seiten der VBK.

"Wegen der direkten Sonneneinstrahlung meldet das fahrstuhlinterne Messgerät ab 32 Grad eine zu hohe Temperatur", erklärt die Pressesprecherin der VBK. Diese Warnmeldung werde dann von dem technischen Arbeitsplatz in der Leitstelle erhalten - und der Fahrstuhlbetrieb manuell eingestellt.

Bislang ist das jedoch nicht der Fall - das heißt am 5. August um die Mittagszeit waren die Fahrstühle noch im Gang. Die ka-news.de-Redaktion war an diesem Mittag an beiden Standorten zugegen und noch musste der Betrieb nicht eingestellt werden.
Erste Lösungsversuche sind gescheitert
Der erste Lösungsversuch für das Überhitzungsproblem erweist sich leider als Fehlschlag. "Wir haben zunächst eines des Teile nach unten verlegt, um nicht direkt der Sonne ausgesetzt zu sein", so Fricke. Nun soll in weiteren Umbaumaßnahmen auch das zweite Element - in Zusammenarbeit mit dem Hersteller - nach unten verlegt werden.

Zwar habe man mit hohen Temperaturen gerechnet, allerdings nicht in diesem Ausmaß und mit dieser Dauer, erklärt Fricke. "Die Fahrstühle sind noch sehr neu, wie Dinge reagieren lässt sich häufig vorab nicht sagen." Dass hohe Temperaturen und Sonneneinstrahlung also überhaupt ein Problem sein könnten, das merkt die VBK erst seit wenigen Wochen.

"Wir haben uns ad hoc um das Problem gekümmert, zum Glück betrifft es nur wenige Anlagen", so die Pressesprecherin der VBK. Allerdings müsse viel herumprobiert werden. Faktoren wie Kabellänge und Befestigungsmöglichkeiten erschweren den Umbau der Fahrstuhlteile.
"Bis zum Ettlinger Tor zu laufen ist absoluter Quatsch"
Bis die Fahrstühle wieder einsatzbereit sind, steht den Fahrgästen das Infopersonal bei. "Seit gestern haben wir Hilfe vor Ort, um Müttern mit Kinderwagen, Rollstuhlfahrern und älteren Menschen unter die Arme zu greifen", sagt die Pressesprecherin der VBK. Jeden Fahrgast könne man allerdings nicht zu den Fahrsteigen bringen.

"Während der Fahrt machen wir bereits mit Durchsagen auf den Ausfall der Fahrstühle aufmerksam", so Fricke. Es solle schließlich niemand an den Stationen "stranden". Die Ausweichmöglichkeiten - am Ettlinger Tor zum Beispiel - stoßen auf wenig Begeisterung.

"Bis zum Ettlinger Tor zu laufen, um Bahn zu fahren, ist absoluter Quatsch", meint Thomas Fritz, von der Stadtmission Karlsruhe. Er betreue in seinem Wohnheim fast ausschließlich über 80-Jährige, berichtet Fritz. Für die sei jeder Meter eine Herausforderung.
Barrierefreie Mobilität soll weiterhin gewährleistet werden
"Wir sind uns der schwierigen Situation bewusst", reagiert die VBK auf die Problemschilderung. Mit dem Beirat für Menschen mit Behinderungen Karlsruhe sei man bereits im Kontakt, um eine Lösung zu finden, heißt es.

"Mobilitätseingeschränkte Fahrgäste, die den Weg nach oben oder unten ohne Fahrstuhl nicht zurücklegen können, können sich zur Überbrückung von der letzten bis zur nächsten barrierefrei nutzbaren Haltestelle ein Taxi rufen und die Rechnung beim KVV einreichen", teilt Pressesprecherin Fricke mit.

Für die nächsten Tage sehen die Prognosen für den Fahrstuhlbetrieb allerdings gut aus. "Über das Wochenende wird es ja etwas kühler und wir hoffen, dass wir den Freitag ohne Fahrzugstopp überleben", so Fricke gegenüber der Redaktion.