Aus rund 9.500 Personen zwischen 18 und 90 Jahren schöpfte die Stadt Karlsruhe die Daten für die Bürgerbefragung 2022. Dabei wählte sie unter anderem 17.000 zufällige Personen aus dem Melderegister aus, denen sie einen Brief mit Fragebögen und Anmeldedaten zukommen ließ.
Weiterhin berief sie sich auf die Ergebnisse einer Studie des Instituts für Handelsforschung (IHF) in Köln und führte Gespräche mit Passanten in der Innenstadt.

Das Ziel: Herauszufinden, wie wohl sich Einheimische und Besucher im Zentrum der Fächerstadt fühlen und was noch verbessert werden kann. Die Erkenntnisse wurden in einem Informationsheft namens "Stadtentwicklung aktuell – Umfragen zur Karlsruher City 2022" gesammelt und vom Gemeinderat am 25. April zur Kenntnis genommen.
Was auffällt: vor allem die Besucherfrequenz ist im Jahr 2022 deutlich nzurückgegangen.
Deutlich weniger Innenstadtbesucher seit 2016
Denn die Ergebnisse, wie regelmäßig die Innenstadt besucht wird, wirken in ihrer Tendenz schon beinahe ernüchternd. Nur 36,1 Prozent besuchen sie einmal die Woche. Mehrmals pro Woche sind es sogar nur 18,3 Prozent. Zum Vergleich: 2016 waren es noch 46 Prozent, die einmal in der Woche die Innenstadt besuchten - 25,2 Prozent sogar mehrmals im Sieben-Tage-Zyklus.

Was ist passiert? Sicherlich haben Corona und der fortschreitende Online-Handel ihren Anteil an diesem spürbaren Rückgang. Doch darauf zielt die Kritik der Bürger nicht ab.
Mehr Vielfalt im Einzelhandel gewünscht
Das vielkritisierte Thema des Einzelhandels sei zum Beispiel eine wichtige Komponente, die die zukünftige Gestaltung der Innenstadt bestimmt. Und wie nun durch empirische Zahlen bestätigt, ist die Mehrheit der befragten Karlsruher, genau gesagt 56, 5 Prozent, mit dem Angebot unzufrieden. Bei den befragten Anwohnern der Region waren es sogar 63,5 Prozent.
Was genau sie als unterrepräsentiert wahrnehmen, zeigt sich in folgender Grafik:
Laut Stadtverwaltung sei es dabei wichtig hervorzuheben, dass dies vor allem die Repräsentanten einer bestimmten Einkommensschicht betreffe. Befragte mit einem Einkommen von unter 1.000 Euro pro Monat geben zu 64,4 Prozent an, dass sie mit der Angebotsfülle der Innenstadt zufrieden seien, während es bei Personen mit einem Monatsgehalt von über 4.000 Euro nur 49 Prozent mit der derzeitigen Vielfalt zufrieden sind.
Wunsch nach mehr Grün- und Sitzflächen
Die lokale Wirtschaft sind allerdings nicht das Einzige, was in den Augen vieler Umfrageteilnehmer nicht genug aufblüht. Grünflächen und Bepflanzung sind vielen Passanten und Bewohnern ebenfalls ein Anliegen, wenn die Schienen aus der Fußgängerzone entfernt werden.
Bei all diesen Werten habe es auch signifikante Anteile gegeben, die überhaupt keine Erwartungen an eine umgestaltete Fußgängerzone haben - oder sie der Stadt zumindest nicht mitteilten, heißt es in dem Info-Heft weiter. 21,4 Prozent der Befragten in Karlsruhe und 26,8 Prozent aus der Region gaben keine Antwort darauf, was sie sich von der schienenlosen Innenstadt erhoffen.
Unterschiede mit dem Alter der Befragten
Was laut Stadtverwaltung ebenfalls nicht unterschätzt werden darf: Das Alter der Befragten. Denn je nach Altersgruppen sind auch die Prioritäten anders. Während jüngere Personen sich mehr Geschäfte zum Shoppen wünschen, bevorzugt die ältere Generation eher Sport und Spielangebote. Lediglich bei den Verweilmöglichkeiten sind die Jüngsten und Ältesten (fast) auf einem Nenner.
Inwieweit diese Daten und Wünsche in die künftigen Entscheidungen des Gemeinderats einfließen, ist bislang noch nicht abzusehen.