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Karlsruhe: Karlsruher Gastro-Krise: Wie Gastronomen trotz Herausforderungen neue Wege finden

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Karlsruher Gastro-Krise: Wie Gastronomen trotz Herausforderungen neue Wege finden

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    Marc Frederick Leuwer besitzt mehrere Lokale im Karlsruher Hirschhof.
    Marc Frederick Leuwer besitzt mehrere Lokale im Karlsruher Hirschhof. Foto: Thomas Riedel

    Darüber sprach ka-news.de am 17. April mit Marc Frederick Leuwer. Der junge Gastronom betreibt gleich vier Lokale im Karlsruher Hirschhof und steht mit vielen Kollegen aus der Branche im Austausch. Für ihn ist klar: "Die Mehrwertsteuersenkung ist nicht der Rettungsanker für die Gastronomie."

    Enttäuscht von der Politik

    "Wir haben ursprünglich darauf vertraut, dass der Mehrwertsteuersatz in der Gastronomie nach der Corona-Krise nicht wieder angehoben wird", berichtet Leuwer. Dabei habe man sich auf das Wort des ehemaligen Bundeskanzlers verlassen – und wurde enttäuscht.

    Kanzler Scholz nutzt die Hannover Messe, um für fairen Welthandel zu werben.
    Kanzler Scholz nutzt die Hannover Messe, um für fairen Welthandel zu werben. Foto: Michael Matthey/dpa

    "Die Rücknahme der Senkung hat uns hart getroffen. Wir hatten nach der Pandemie unser Personal aufgestockt. Durch die Rücknahme mussten wir schwere Einsparungen vornehmen", so Leuwer. 

    Kommt die Steuersenkung zu spät?

    Im April 2025 folgt nun die Kehrtwende. Denn laut des neuen Koalitionsvertrages zwischen CDU und SPD soll die Mehrwertsteuer in der Gastronomie ab Frühjahr 2026 dauerhaft auf sieben Prozent gesenkt werden.

    Marc Frederick Leuwer möchte im Karlsruher Hirschhof ein neues Lokal eröffnen. Im Gespräch mit ka-news.de spricht er über seine Pläne.
    Marc Frederick Leuwer möchte im Karlsruher Hirschhof ein neues Lokal eröffnen. Im Gespräch mit ka-news.de spricht er über seine Pläne. Foto: Thomas Riedel

    Ein Schritt in die richtige Richtung, findet Leuwer. Doch für viele seiner Kollegen kommt das leider zu spät, wie der gut vernetzte Gastronom weiß. "Durch Preisanpassungen konnte man die Rücknahme nicht kompensieren. Das trieb viele Läden in die Insolvenz. Viele werden bis 2026 nicht durchhalten".

    Die Steuersenkung hätte seiner Meinung nach nie zurückgenommen werden dürfen: "Meiner Einschätzung nach steht das große Gastrosterben noch bevor", schätzt Leuwer.

    Überall fehlt Personal - Gastro-Jobs sollten attraktiver werden

    Ein weiterer Punkt, der den Gastronomen das Leben schwer macht: Der Personalmangel. "Wie alle Betriebe suchen auch wir händeringend nach Mitarbeitenden", erklärt Leuwer. Durch Corona sei der Gastronomie ein ganzer Ausbildungsjahrgang "durch die Lappen gegangen".

    Marc Frederick Leuwer möchte im Karlsruher Hirschhof ein neues Lokal eröffnen. Im Gespräch mit ka-news.de spricht er über seine Pläne.
    Marc Frederick Leuwer möchte im Karlsruher Hirschhof ein neues Lokal eröffnen. Im Gespräch mit ka-news.de spricht er über seine Pläne. Foto: Thomas Riedel

    Daher sei es für ihn enorm wichtig, sein Personal zu fördern und – wo möglich – selbst auszubilden: "Wir haben derzeit drei Azubis in unseren Betrieben", so Leuwer. Das wolle man auch künftig beibehalten. Doch generell müsse die Gastro für Arbeitnehmer wieder attraktiver werden.

    Leuwer will mit Vorurteilen der Gastro aufräumen

    Schlechte Arbeitsbedingungen, Wochenendarbeit, späte Arbeitszeiten und ein rauer Umgangston – das seien nur einige der Vorurteile, mit denen potenzielle Arbeitnehmer die Gastronomie verbinden. "Die Arbeit in der Gastronomie hat mit schwierigen Stereotypen zu kämpfen. Daher ist es wichtig zu zeigen, dass es auch anders geht", sagt Leuwer.

    Marc Frederick Leuwer möchte im Karlsruher Hirschhof ein neues Lokal eröffnen. Im Gespräch mit ka-news.de spricht er über seine Pläne.
    Marc Frederick Leuwer möchte im Karlsruher Hirschhof ein neues Lokal eröffnen. Im Gespräch mit ka-news.de spricht er über seine Pläne. Foto: Thomas Riedel

    Ihm sei es zum Beispiel wichtig, dass seine Mitarbeitenden ihre Arbeitszeiten flexibel gestalten können: "Wo es möglich ist, gehen wir immer auf die Wünsche unserer Mitarbeitenden ein", erklärt er. Dass er als Arbeitgeber damit in der Gastronomie fast schon Neuland betritt, ist ihm bewusst: "Die Branche liegt hier weit hinter anderen zurück – es fehlt an Flexibilität."

    Bei der Personalfrage sieht Leuwer eine positive Tendenz

    Es gibt aber auch gute Nachrichten: "Wir merken, dass allmählich viele Arbeitskräfte nach der Corona-Pandemie wieder in die Gastronomie zurückkehren", berichtet der Manager. Diese Entwicklung erklärt sich Leuwer wie folgt: "Durch das Grundgehalt und die Trinkgelder ergeben sich bei uns sehr gute Verdienstchancen".

    Marc Frederick Leuwer möchte im Karlsruher Hirschhof ein neues Lokal eröffnen. Im Gespräch mit ka-news.de spricht er über seine Pläne.
    Marc Frederick Leuwer möchte im Karlsruher Hirschhof ein neues Lokal eröffnen. Im Gespräch mit ka-news.de spricht er über seine Pläne. Foto: Thomas Riedel

    Maßnahmen zur Unterstützung der Gastronomie in Karlsruhe

    Die Stadt Karlsruhe setzt auf verschiedene Ansätze, um die lokale Gastronomieszene zu stärken und gleichzeitig zur Belebung der Innenstadt beizutragen. Zwei Maßnahmen stechen dabei besonders hervor.

    Anmietungsmodell zur Zwischennutzung leerstehender Flächen

    Mit einem sogenannten Anmietungsmodell will die Stadt der zunehmenden Leerstandsproblematik in der Innenstadt begegnen. Dabei werden leerstehende Ladenlokale durch die Stadt temporär angemietet und zu vergünstigten Konditionen an soziale, kreative oder gastronomische Projekte weitervermittelt. Eines dieser Projekte ist das Integrationscafé "Sekas" in der Kaiserpassage, das auf inklusive Beschäftigung und regionale Produkte setzt.

    Erweiterte Nutzung von Außenflächen für die Gastronomie

    Im Zuge der Corona-Pandemie hatte die Stadt den Gastronomiebetrieben die erweiterte Nutzung öffentlicher Flächen – etwa durch die Umwidmung von Parkplätzen – ermöglicht. Ziel war es, wirtschaftliche Einbußen abzufedern und mehr Raum für Gäste zu schaffen. Die Maßnahme wurde positiv aufgenommen und soll laut Stadtverwaltung auch über die Pandemie hinaus bestehen bleiben.

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