Startseite
Icon Pfeil nach unten
Karlsruhe
Icon Pfeil nach unten

Gastrokrise Karlsruhe: Wie der Bund den Gastronomen das Geld aus der Tasche zieht

Karlsruhe

Gastronomen in Karlsruhe: Wachsende Sorge wegen 19 Prozent Mehrwertsteuer

    • |
    • |
    Viele Angestellte können sich über einen Inflationsausgleich freuen.
    Viele Angestellte können sich über einen Inflationsausgleich freuen. Foto: Monika Skolimowska/dpa

    Klar ist: Um mit den erhöhten Abgaben durch die 19 Prozent Mehrwertsteuer mitzuhalten, bleibt Gastronomen keine andere Wahl, als die Preise ihrerseits hochzukurbeln. Mehr Geld für die Restaurants in Karlsruhe wirft dies jedoch nicht ab.

    "Wie viel sind Gäste noch bereit zu bezahlen?"

    "Die komplette Preiserhöhung wird an den Staat weitergeleitet", erklärt Nikola Kovacic, Kreisvorsitzender der DEHOGA Karlsruhe und Inhaber des Lacubanita in Ettlingen. "Wir haben absolut keinen Cent mehr davon."

    Umso bitterer, in Anbetracht der drohenden Folgen für die Betreiber: "Wir stellen uns zu Recht die Frage, wie viel der Gast noch bereit ist zu bezahlen. Erhöhungen können dazu führen, dass die Gäste seltener in die Gastronomie kommen. Dies führt unweigerlich zu weiteren Verkürzungen der Öffnungszeiten oder gar zu Schließungen", so Kovacic.

    Das hätte wiederum fatale Auswirkungen auf die Gastronomie an sich. Vor allem in ländlichen Gegenden ließen sich die Konsequenzen seit Jahren beobachten, meint der Kreisvorsitzende der DEHOGA. "Die krassen Fehlentscheidungen unserer derzeitigen Politik sind unverständlich. Gastronomie ist ein wichtiger Bestandteil unserer Kultur."

    Erholung von Corona bleibt aus

    Zur Entlastung während der Corona-Pandemie war die Mehrwertsteuer auf 7 Prozent herabgesetzt worden. "Die Senkung hat uns sehr geholfen, allerdings ist der gewollte Effekt nicht eingetreten", erklärt Kovacic.

    Die Mehrwertsteuer für Speisen in der Gastronomie steigt wieder auf 19 Prozent.
    Die Mehrwertsteuer für Speisen in der Gastronomie steigt wieder auf 19 Prozent. Foto: Sina Schuldt/dpa

    Eine Erholung von Corona bleibt aus. "Grund dafür sind diverse weitere Situationen, die unmittelbar nach der Pandemie eingetreten sind", so Kovacic. Auf Lockdown und leere Wirtsstuben folgen Energiekrise, Inflation und steigende Löhne.

    Erschwerend sei die zeitweilige Zurückhaltung der Gäste hinzugekommen, erklärt der Gastronom. "Dadurch erwirtschaften wir immer weniger Ertrag, auch wenn die Umsätze steigen. Der Kostendruck ist enorm."

    Preissteigerungen auf der Speisekarte

    Nun kommen 12 Prozent höhere Mehrwertsteuer obendrauf. Die offenbar unausweichliche Folge: Preissteigerungen auf der Speisekarte. "Ob die Preise schlussendlich erhöht werden, das muss jeder Betrieb selbst entscheiden. Wenn ein Betrieb die Preise erhöht, wird das bei den Speisen eben um die 12 Prozent sein", erklärt der DEHOGA-Vorsitzende.

    In der Gastronomie gilt vom 1. Januar 2024 an wieder der normale Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent statt vorübergehend 7 Prozent.
    In der Gastronomie gilt vom 1. Januar 2024 an wieder der normale Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent statt vorübergehend 7 Prozent. Foto: Sina Schuldt/dpa

    Ob höhere Preise oder nicht, eines stehe auf jeden Fall fest, meint Kovacic: "Wir müssen alle jedenfalls viel effizienter arbeiten und den Blick auf die Wirtschaftlichkeit unserer Betriebe schärfen." Denn, von den Preiserhöhungen haben die Gastronomen selbst nichts.

    "In meinem Betrieb habe ich die Preise bei allen Speisen um 12 Prozent erhöhen müssen, da wir die gewohnte Qualität liefern wollen", erklärt der Inhaber des Ettlinger Restaurants. Günstiges Einkaufen durch minderwertigere Waren käme für ihn nicht infrage.

    Lehners Wirtshaus: Längere Senkung gewünscht!

    Auch in Lehners Wirtshaus in Karlsruhe hat sich die zeitweilige Senkung der Mehrwertsteuer nur als teilweise wirksam gezeigt, so Restaurantchef Slaven Guida. "Aus der Energiekrise resultierende Kostensteigerungen sorgten für erhebliche Kostensteigerungen."

    undefined
    Foto: Lehners Wirtshaus

    Deshalb hätte eine längerfristige Senkung der Mehrwertsteuer - über weitere ein bis zwei Jahre - in den Augen des Restaurantbetreibers durchaus Sinn ergeben. Stattdessen muss nun auch das Lehners Wirtshaus seine Preise anziehen.

    Preise müssen Steuer auffangen

    "Um unseren Gästen keine signifikante Preiserhöhung zuzumuten, haben wir uns gegen eine vollständige Anpassung entschieden. Stattdessen erfolgte lediglich eine moderate Erhöhung, um die Auswirkungen auf den Preis für ein Mittagessen minimal zu halten", erklärt Guida. Langfristig müssen die 12 Prozent Mehrwertsteuer allerdings doch aufgefangen werden.

    "Die Erhöhungen werden jedoch behutsam gestaltet, um die finanzielle Belastung für unsere Gäste zu minimieren", heißt es vonseiten des Restaurant-Chefs. Welche Auswirkungen selbst eine geringe Preiserhöhung auf den Betrieb haben werde, sei gegenwärtig schwer einzuschätzen. "Nach drei äußerst turbulenten Jahren hoffen wir, dass keine großen nachteiligen Folgen eintreten", so Guida.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden