"Die derzeitige Stimmung bei der AVG ist sehr geladen und die Belastbarkeit der meisten Fahrer ist ausgereizt", so S-Bahnfahrer Falk. Viele Fahrer müssten Überstunden schieben, um dem akuten Fahrermangel gerecht werden zu können. Freiwillig würde das aber geradezu niemand mehr machen. "Jeder ist froh um einen Ruhetag, weit weg von der Arbeit und dem zunehmenden Stress."
Fahrer werden zum Frust-Ventil
Der Stress entstehe vor allem dadurch, dass aufgrund der vielen Baustellen in der Region die Fahrer mit vielen Verspätungen zu kämpfen hätten. Die führende Geschäftsebene würde diese Probleme aber nicht gelöst bekommen.
Falk fordert, die Fahrzeiten in der Innenstadt etwas zu entschärfen und die Fahrer früher über Baustellen zu informieren - dies geschehe nach seinen Angaben häufig erst einen Tag vorher. Mit mehr Informationen könnten die Fahrer viel entspannter fahren und der Fahrermangel würde vermutlich auch etwas vermindert werden, so Falk. Die Fahrer könnten wieder mehr Freude am Fahren haben und müssten nicht mehr mit der "Angst fahren, dass man bei zu großer Verspätung gar keine Pause und noch mehr Stress hat."
"Das Schlimme an derartigen Fehlern in der Planung ist für die Fahrer, dass sie vor Ort sind und für den Frust der Fahrgäste als Ventil dienen. Es ist schon sehr unfair, dass die, die nichts dafür können, für die Fehler von anderen gerade stehen sollen", finder der AVG-Fahrer.
Fehlerhafte Planungen und Verspätungen
Als Beispiel nennt Falk eine Situation Anfang Oktober. Am ersten Oktoberwochenende fanden im Bahnhof Rastatt Bauarbeiten an Weichen statt. Daher konnte die Stadtbahn S41 nicht zwischen Rastatt und Kuppenheim verkehren. Als Ersatz fuhren Busse. "Die Fahrgäste haben mir an diesem Wochenende sehr Leid getan", so Falk.
So habe es im Vorfeld gehießen, dass der Übergang von der S-Bahn zu den Bussen gewährleistet sei. In der Realität habe aber weder der Schienenersatzverkehr (SEV) noch die S-Bahn nach Freudenstadt/Karlsruhe gewartet. Der Fehler sei aber nicht bei den Fahrern zu suchen, sondern die Übergangszeiten seien einfach viel zu kurz und undurchdacht gewesen, so die Auffassung Falks. "Man kann doch nicht einen Übergang von nur wenigen Minuten zwischen Bahn und Bus planen, wenn die S-Bahn durch die vielen innerstädtischen Baustellen bedingt fast immer mindestens um fünf Minuten verspätet ist", sagt er.
AVG: Betriebsklima leidet nicht
Auf ka-news Nachfrage erklärt die AVG: "Neu eingerichtete Baustellen in der Karlsruher Innenstadt und in der Region sowie in den vergangenen Monaten ebenfalls aufgrund von Baumaßnahmen häufige Umleitungen bildeten in der Tat für die Fahrer der AVG (aber auch der VBK) eine außergewöhnliche Belastung."
Die Situation habe sich aber stabilisiert, da die Baustellen nun eingerichtet seien und sich der Fahrweg nicht mehr wesentlich ändere. In der Region seien wegen des bevorstehenden Winters nur noch wenige Maßnahmen abzuschließen, so dass auch hier eine Entspannung eintrete. "Dass das gesamte Betriebsklima darunter leidet, ist nicht feststellbar", so die AVG.
Fahrer fürchtet Konsequenzen
Sebastian Falk will nicht mit seinem richtigen Namen genannt werden, da er Angst hat seinen Job zu verlieren. "Bitte ersetzen Sie meinen richtigen Namen durch einen Fantasienamen, sonst muss ich wohl arbeitsrechtliche Konsequenzen fürchten", befürchtet er.
Erst kürzlich kündigte AVG- und VBK-Geschäftsführer Walter Casazza in einem internen Schreiben an VBK-Mitarbeiter "arbeitsrechtlichen Maßnahmen" an, sollten "innerbetriebliche Probleme und Auffälligkeiten" an die Öffentlichkeit getragen werden. Casazza reagierte damit auf einen Artikel bei ka-news.de, in dem im Rahmen der Streik-Berichterstattung der VBK-Betriebsrat Jean-Claude Durand seinen Unmut über das Unternehmen äußerte und der VBK-Führung mangelndes Fingerspitzengefühl beim Umgang mit Fahrern vorgeworfen hatte.
Sebastian Falk ist nicht der erste Fahrer, der sich in dieser Art gegenüber ka-news.de äußert. Bereitsim April hatte ein AVG-Fahrer in einem Interview gegenüber ka-news die Arbeitsbedingungen bei der AVG kritisiert.
Siehe auch:
An der GDL-Front: " Wir fahren seit Jahren nur noch auf Überstunden"
VBK-Betriebsrat Durand: Aus Überzeugung für den Streik
Nach ka-news-Bericht: Maulkorb für VBK-Mitarbeiter?