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Karlsruhe: Fritz-Haber-Straße in Grünwinkel: Straßenname bekommt kritischen Hinweis

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Fritz-Haber-Straße in Grünwinkel: Straßenname bekommt kritischen Hinweis

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    Neues Hinweisschild zum Namen der Fritz-Haber-Straße in Grünwinkel.
    Neues Hinweisschild zum Namen der Fritz-Haber-Straße in Grünwinkel. Foto: (mw)

    Radiert man schlechte Erinnerungen aus dem Stadtbild oder genügen Hinweistafeln, die das Wirken des Neramens-Paten kritisch kommentieren? Bereits im Sommer dieses Jahres war die Grünen-Gemeinderatsfraktion mit dem Vorschlag an die Stadtverwaltung herangetreten, die Fritz-Haber-Straße in Grünwinkel mit einem  Zusatzschild zu versehen.

    "Beispiel für verantwortungslose Wissenschaft"

    Die Karlsruher Grünen setzten sich für eine "neuerliche geschichtliche Bewertung und Kommentierung" ein. Mit Erfolg: Am Dienstag brachte Baubürgermeister Michael Obert gemeinsam mit Mitarbeitern des Tiefbauamts die neue Hinweistafel in der Grünwinkler Fritz-Haber-Straße an. Darauf zu lesen:

    "Fritz Haber, 1868-1934, Chemiker, Nobelpreisträger. Die von ihm 1913 an der Technischen Hochschule Karlsruhe entwickelte Ammoniaksynthese ermöglichte die Produktion von Düngemittel ebenso, wie die von Sprengstoff. Im Ersten Weltkrieg war er maßgeblich am Einsatz von Giftgas als Waffe an der Front beteiligt. Dieses Kriegsverbrechen gilt heute als Beispiel für verantwortungslose Wissenschaft."

    "Eine sehr ausführliche und große Infotafel", kommentiert Obert mit Blick auf den Straßenpfeiler - "das ist das Maximum, was einen Hintergrundkommentar zu einem Straßennamen angeht, länger hätte der Text nicht sein dürfen." 1976 wurde die Straße in Grünwinkel, die heute vor allem Industriegebiet kennzeichnet, "getauft". Heute, 39 Jahre später, wolle man den umstrittenen Straßentitel nicht mehr unkommentiert stehen lassen.

    Umbenennung wäre bürokratischer Aufwand

    Was sprach gegen eine Umbenennung der Straße? "Es ist immer eine Abwägungssache und von Fall zu Fall unterschiedlich, wann man in Erwägung zieht, einen Straßennamen durch einen neuen zu ersetzen", so Obert. Zum Einen gehe eine Umbennung immer auch mit bürokratischem Aufwand einher, müssen bei einem neuen Namen schließlich auch alle vorhandenen Adressen abgeändert werden. "Im Falle der Fritz-Haber-Straße haben wir uns auch gegen eine Umbennung entschieden, da der Namensgeber, obwohl sein Lebenslauf kritische Facetten aufweist, auch ein anerkannter Chemiker und Nobelpreisträger war und die Forschung maßgeblich geprägt hat", erklärt Obert. Haber wurde 1918 mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet.

    Ein Beispiel für die Umbenennung einer Straße war jene der Carl-Peters-Straße in Karlsruhe, fügt Obert hinzu: "Hier war der Fall eindeutig, die negativen Assoziationen zu groß." Peters war ein deutscher Politiker und Kolonialist, und für seine rassistische Haltung bekannt.

    Bei Karlsruhe handele es sich jedoch um keine Stadt, die durch Weg- oder Platztitel besonders negativ auffalle - ein Großteil der Umbenennungen von mit negativen Ereignissen belasteten Namen habe man hier bereits in den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg in Angriff genommen, so Obert abschließend.

    Fritz-Haber-Weg auf dem KIT-Gelände

    Im vergangenen Jahr hatte zudem die Kult-Fraktion in einem Antrag konkret die Umbennung des Fritz-Haber-Wegs auf dem Campus-Gelände des KIT gefordert. Beim Fritz-Haber-Weg am KIT sieht die Stadt Karlsruhe sich allerdings nicht zuständig, da dieser keine städtischer Weg sei.

    Die Diskussion über zweifelhafte Namenspaten ist in der Fächerstadt nicht neu. Bereits 2010 forderte die Grüne-Gemeinderatsfraktion,dass umstrittene Namen wie die Treitschkestraße, Lüderitzstraße oder die Wißmannstraße umbenannt oder kritisch kommentiert werden sollten.

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