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Durlach: Freie Aussicht oder Hotelbau: Durlach kämpft um seinen Turmberg

Durlach

Freie Aussicht oder Hotelbau: Durlach kämpft um seinen Turmberg

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    Der Turmberg: Hausberg für Karlsruher und Durlacher
    Der Turmberg: Hausberg für Karlsruher und Durlacher Foto: ONUK Fotografie

    Ursprünglich hatte die Stadt 2008 auf Drängen des Ortschaftsrates ein erstes Konzept zur Sanierung der Aussichtsterrasse vorgestellt, man fand dann jedoch heraus, dass das Bauwerk massive statische Mängel aufweist, die eine Sanierung im geplanten Umfang unmöglich machen. 2009 wurde die Terrasse dann provisorisch abgesichert, weiter hat sich jedoch nichts getan.

    Wie die Stadtverwaltung in einer Stellungnahme erklärt, sollte ursprünglich das unverbindliche Konzept eines Investors Anfang 2012 im Durlacher Ortschaftsrat vorgestellt werden, um danach zu entscheiden, ob oder wie das Projekt weiterverfolgt werden soll. Daran hatte dann aber der Zentrale Juristische Dienst der Stadt Bedenken angemeldet, da nach geltendem Vergaberecht für ein Projekt dieser Größenordnung mit Veräußerung des Grundstücks eine öffentliche, wenn nicht sogar europaweite Ausschreibung nötig wäre. Da dieser Sachverhalt nun erst geklärt werden muss, stagniert das Projekt "Terrassensanierung" am Durlacher Turmberg im Moment.

    Alle weiteren Diskussionen zu diesem Thema fanden bisher in nichtöffentlichen Sitzungen statt, allerdings war zu vernehmen, dass der bisher interessierte Investor einen Hotelneubau am Turmberg plane. Dieses Vorhaben stößt jedoch bei den Durlachern eher auf wenig Gegenliebe.

    Ein Blick in die Historie

    Schon seit den 1870er Jahren gab es auf dem Durlacher Turmberg Ausflugsgastronomie. Was zuerst mit kleinen Bretterverschlägen anfing, verwandelte sich mit dem wachsenden Ausflugsverkehr schon bald in Gastronomie. Zum einen war das das Lokal "Burghof" und zum anderen der Gasthof "Friedrichshöhe", ein zweigeschossiger Bau mit Tanzsaal und unterkellerter Terrasse, die später überdacht und verglast wurde.

    Das Gebäude wurde bei einem Fliegerangriff im April 1944 komplett zerstört. Allein der Keller und die Aussichtsterrasse darüber blieben bestehen, 2009 musste diese durch eine Notsanierung mit Stützelementen im Keller gesichert werden.

    Pro und contra Hotelbau: Das denken die Parteien

    Die Ortschaftsratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen spricht sich gegen die Pläne der Verwaltung zur Errichtung eines Hotels am Turmberg aus. "Wir streben eine Lösung an, welche vor allem den Karlsruhern zur Verfügung steht: Eine Aussichtsplattform, ein barrierefrei zugängliches WC, auch ein Kiosk mit Gastronomiebetrieb wäre eine Bereicherung. Aber kein Übernachtungshotel", erklärt des Fraktionsvorsitzende Martin Pötzsche.

    Hotel möglicherweise, aber nicht auf Kosten der Aussichtsterrasse

    Die CDU möchte zwar die jetzige Sicht auf den Turmberg erhalten, kann sich aber durchaus eine größere Gastronomie vorstellen, ein Hotel, würde sie, wenn überhaupt, nur an anderer Stelle, weniger exponierter Stelle auf dem Turmberg befürworten. "Wir wollen den Turmberg auf keinen Fall so verändern, dass er am Ende nicht mehr oder nur noch eingeschränkt sichtbar ist. Das jetzige Erscheinungsbild muss erhalten bleiben. Die Durlacher hängen an ihrem Turmberg. Mit uns nicht zu machen ist auch ein Grundstücksverkauf, der Turmberg soll in städtischem Eigentum bleiben. Zum heutigen Tag, ohne irgendwelche Pläne gesehen zu haben, könnten wir uns auch eine irgendwie geartete Bewirtung vorstellen, im Stile eines Ausflugscafés, so wie es früher einmal der Fall war. Ein Kiosk scheint uns hier nicht ausreichend. Auf jeden Fall muss auch die Aussichtsterrasse weiter erhalten bleiben. Den Bau eines Tagungshotels an Stelle der heutigen Terrasse lehnen wir ab, gleichwohl könnten wir uns auf dem Turmberg an anderer Stelle, falls baurechtlich möglich, durchaus solch ein Projekt vorstellen", erklärte Michael Griener, Fraktionsvorsitzender der CDU im Durlacher Ortschaftsrat gegenüber ka-news.

    Den Schandfleck beseitigen

    "Beugt man sich über das Geländer der Aussichtsterrasse blickt man im Winter auf eine Mülldeponie, die im Sommer sanft von grünem Bewuchs überdeckt ist", erzählt Günther Malisius, der Fraktionsvorsitzende der Durlacher FDP. Die FDP hatte schon vor einigen Jahren einen Ideenwettbewerb zur Neugestaltung gefordert. Da die Stadt aber Geld sparen wolle, seien private Investoren um Ideen gebeten worden. Ein Bauträger habe seine Ideen für einen Hotelbau an dieser Stelle vorgestellt, ein Modell, das der Durlacher FDP zu massiv war.

    Lediglich die alte Aussichtsplattform auf dem maroden Keller des ehemals beliebten Ausflugs- und Tanzlokals 'Friedrichshöhe' einfach noch einmal zu ertüchtigen und ansonsten alles beim Alten zu belassen, geht der FDP jedoch nicht weit genug, wie der Fraktionsvorsitzende Günther Malisius ausführt, denn der "Schandfleck unter der Terrasse" bliebe dann erhalten. Deshalb fordert die Durlacher FDP weiter einen Ideenwettbewerb, bei dem es die klare Forderung zum Erhalt zumindest eines Teils der Terrasse gibt. Nach einer öffentlichen Diskussion sollte dann im Ortschaftsrat erörtert werden, welche Ideen eine Mehrheit bekommen könnten. Anschließend wäre dann der Gemeinderat am Zuge, wie Malisius ausführt.

    Kein Hotel an exponierter Stelle

    Auch die Durlacher SPD spricht sich vehement gegen einen Hotelbau an Stelle der Aussichtsterrasse aus. Es solle die freie Sicht auf und vom Berg erhalten bleiben, außerdem sieht die SPD einen solchen Bau im Widerspruch zum "Landschaftsschutz- und Naherholungsgebiet Turmberg". "Wir stehen einer Bebauung generell sehr kritisch gegenüber. Wohl wissend, dass es dort in früheren Zeiten schon eine Bebauung gab, hat der Turmberg mit seiner freien Aussichtsterrasse in den letzten Jahrzehnten jedoch ein Gesicht bekommen, das wir gerne in seiner jetzigen Form erhalten wollen. Insofern ist für uns eine Bebauung zu kommerziellen Zwecken nicht wünschenswert", erklärt der Vorsitzende der SPD im Durlacher Ortschaftsrat, Hans Pfalzgraf auf ka-news-Nachfrage.

    Und weiter: "Die Durlacher SPD wünscht sich für den Turmberg eine schnellst mögliche Sanierung der Terrasse mit einer ordentlichen und vor allen Dingen auch mit einer behindertengerechten Toilettenanlage, unabhängig von einer eventuellen Bebauung. Der Turmberg mit seiner Aussichtsterrasse muss seiner Situation als Naherholungsgebiet und Ausflugsziel gerecht werden, und das ist nur in einem ansprechenden Zustand möglich."

    Gesprächsbedarf besteht

    Die Meinung im Durlacher Ortschaftsrat geht demnach tendenziell eher gegen einen großen Neubau am Turmberg und damit gegen die Idee der Stadt, einen privaten Investor in die Planungen einzubinden.Vielmehr sollte im Idealfall dort, wo es schon früher Ausflugsgastronomie gab, wieder ein attraktives Angebot für Besucher entstehen, mit dem sich dann auch die Fraktionen im Durlacher Ortschaftsrat anfreunden könnten. Damit würde dann auch der Anblick des Durlacher und Karlsruher Wahrzeichens weitgehend unverändert bleiben.

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