Karlsruhe ist im Allgemeinen wohl eine ehrgeizige Stadt. Das zeigt sich hier und da, beispielsweise wenn Teile des Gemeinderats die Regentschaft der "Internetstädte" als Ziel ausgeben. Und auch "Fahrradhauptstadt" will die Fächerstadt bald sein. Immerhin rangiert Karlsruhe in dieser Disziplin nach Münster und Freiburg schon auf Rang drei - zumindest wenn man nach dem "Fahrradklimatest" des ADAC aus dem Jahre 2012 geht.
Dass es einer Stadt nicht schaden kann, Hauptstadt von irgendwas zu sein, liegt auf der Hand. Damit kann man sich immerhin brüsten, eine Art Gütesiegel also. Doch: Wer verleiht diese Titel eigentlich? Und was sind sie wert? Im Bereich der "Fahrradhauptstadt" gibt es mit dem Klimatest des ADAC immerhin einen Leitfaden mit objektiven Kriterien. Ob man das Ergebnis letztlich so unterschreibt, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Deutlich nebulöser ist die Frage nach der "Internethauptstadt": Objektive Auswahlkriterien lassen hier eher zu wünschen übrig. Kein Wunder also, dass im Internet wild diskutiert wird. Neben Köln, Hamburg, München und anderen fällt immerhin auch der Name Karlsruhe. Immerhin. Und wer weiß: Wenn es bald ein kostenfreies und funktionierendes W-Lan-Netz geben sollte, könnte die Fächerstadt tatsächlich ein heißer Tipp unter Internetfreunden werden.
Grundsätzlich gilt aber: Einen Titel sollte man sich nicht selbst verleihen, einen Titel sollte man verliehen bekommen. Nennt man sich selber "Weltmeister der Herzen", so klingt das irgendwie ein bisschen armselig. Taufen einen andere so, kann man sich immerhin der aufrichtigen Sympathie anderer sicher sein. Es könnte sich also lohnen, weniger auf Titel, als vielmehr auf ein Ziel hinzuarbeiten. Und wenn das (Beinah-) Erreichen dann einen Titel einbringt, umso besser. Da stellt Karlsruhe keine Ausnahme dar.
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