Startseite
Icon Pfeil nach unten
Karlsruhe
Icon Pfeil nach unten

Karlsruhe: "Erneute Versuchskaninchen": Autonome Shuttles in Dammerstock 2.0

Karlsruhe

"Erneute Versuchskaninchen": Autonome Shuttles in Dammerstock 2.0

    • |
    • |
    "Erneute Versuchskaninchen": Autonome Shuttles in Dammerstock 2.0
    "Erneute Versuchskaninchen": Autonome Shuttles in Dammerstock 2.0 Foto: Jeremy Gob

    Die FZI-Shuttles in Weiherfeld-Dammerstock fahren wieder. Frank Mentrup, Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe: "Es ist uns besonders wichtig, in diesem erneuten Projekt wieder ein Testfeld innerhalb der Stadt einzubetten." Die Integration in den alltäglichen Verkehr sei essenziell, um das autonome Fahren tatsächlich auf Herz und Nieren zu prüfen, so Mentrup. "Die Bewohner in Dammerstock sind also erneut unsere Versuchskaninchen."

    Von der Haltestelle bis zur Tür

    Den Spaß beiseite gelassen sei die Testphase nach Ansicht des Oberbürgermeisters eine wertvolle Gelegenheit an völlig innovativer Technik mitzuwirken. "Hinzu kommt ein Gewinn an Komfort. Wenn auch nicht ganz so schnell wie mit dem Fahrrad - dafür in neuer Form", meint Mentrup. Und mit deutlich geringerer Reichweite.

    Dr. Frank Mentrup (Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe).
    Dr. Frank Mentrup (Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe). Foto: Jeremy Gob

    Autonome Shuttle werden nicht plötzlich den Verkehr von Ettlingen nach Karlsruhe ablösen, so der Oberbürgermeister. Die letzte Meile - von Haltestelle bis zur Haustür - sei das angestrebte Ziel. "So, können wir die Qualität des Verkehrs für Karlsruhe verbessern. Vor allem für Menschen, die weniger mobil sind", so Mentrup. Es werde so eine Möglichkeit zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht.

    "Im Labor unmöglich!"

    Damit das gelingt, seien die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) eng in das Projekt integriert, erklärt Wolfgang Weiß, Projektleiter des Testfelds für autonomes Fahren der VBK. "So können wir die Experten von der IT mit unseren Erfahrungen aus dem ÖPNV unterstützen."

    Wolfgang Weiß (VBK und Projektleiter Testfeld für autonomes Fahren beim Karlsruher Verkehrsverbund).
    Wolfgang Weiß (VBK und Projektleiter Testfeld für autonomes Fahren beim Karlsruher Verkehrsverbund). Foto: Jeremy Gob

    Die "Experten von der IT" sind in dem Fall die Mitarbeiter des Forschungszentrums Informatik (FZI). FZI-Vorstand J. Marius Zöllner: "Technisch hat sich viel geändert, auch wenn es nach außen kaum sichtbar ist." Das Testfeld innerhalb der Stadt habe zu dieser rasanten Entwicklung in hohem Maß beigetragen. "In einem Labor ist der Verkehr mit seinen Unvorhersehbarkeiten einfach nicht nachstellbar", erklärt Zöllner.

    Sicherheitsfahrer "noch" an Bord

    Um in Zukunft noch mehr aus dem Testen unter realen Bedingungen zu gewinnen, sammeln die Fahrzeuge nun selbst Daten. Aus den so gewonnen Informationen erhofft man sich zukünftig nur noch über eine Kommandozentrale ein Auge auf die Fahrzeuge haben zu müssen. Derzeit befindet sich an Bord jedes Shuttles ein Sicherheitsfahrer.

    Prof. Dr.-Ing. J. Marius Zöllner (Vorstand FZI).
    Prof. Dr.-Ing. J. Marius Zöllner (Vorstand FZI). Foto: Jeremy Gob

    Davon wolle man langfristig loskommen, meint Zöllner. "Fahren mit Sicherheitsfahrer ergibt natürlich keinen praktischen Sinn. Da kann ich ihn gleich als Busfahrer einsetzen", sagt er. Noch sei die Technik allerdings nicht so weit entwickelt - "das müssen wir sozusagen komplett neu erfinden".

    Im Notfall muss Mark Heinrich vom Forschungszentrum Informatik (FZI) eingreifen können.
    Im Notfall muss Mark Heinrich vom Forschungszentrum Informatik (FZI) eingreifen können. Foto: Jeremy Gob

    Darüber hinaus stehen dieser Methode auch gesetzliche Vorgaben im Weg. "Wir brauchen die technische Umsetzung, um dem Gesetzgeber zu zeigen, dass das funktioniert", erklärt der Experte. Nur so könne man Standards etablieren, um langfristig die Zulassung für autonomes Fahren zu bewirken. "Davon sind wir allerdings noch weit entfernt", so Zöllner.

    Anwendungsbereiche erweitern

    Deshalb müsse fleißig weitergetestet werden, sagt der Vorstand des Forschungszentrums. "Feedback ist wichtig - wir lernen schließlich daraus." Für die kommende Funktion des Shuttles sei dieses ebenfalls essenziell. Mitte 2023 soll ein gemischter Cargo-Personen-Transport erprobt werden. "Dafür wird eine Sitzreihe ausgebaut und zur Packstation umgewandelt", erklärt Zöllner. 

    undefined
    Foto: Jeremy Gob

    Sollte das Konzept funktionieren, so sei man einen Schritt näher an einer weiträumigen Umsetzung von autonomen Shuttles. "Das ganze muss wirtschaftlich werden und dafür sind alternative Nutzungsmöglichkeiten wichtig", so Zöllner. Schließlich müsse man den Anreiz für Anbieter schaffen, einen großen Umfang anzubieten, nicht nur Einzelstücke wie im Fall des FZI.

    Anreize schaffen

    "So lange der Markt nicht da ist, ist Skalierbarkeit einfach schwierig", erklärt der Experte. Deshalb sei der Beginn der jetzigen Testphase ein Meilenstein. Ob das Angebot bei den Bewohnern von Weiherfeld-Dammerstock ankommt und überhaupt machbar ist, werde sich in den kommenden Wochen zeigen.

    Joachim Hornuff (Vorsitzender Bürgerverein Weiherfeld-Dammerstock).
    Joachim Hornuff (Vorsitzender Bürgerverein Weiherfeld-Dammerstock). Foto: Jeremy Gob

    Joachim Hornuff, Vorsitzender des Bürgervereins Weiherfeld-Dammerstock, wagt bereits jetzt eine Prognose, gestützt aus den bisherigen Eindrücken als "Testfeldbewohner": "Innovationen gehören hierher. Vielleicht schafft man es so sogar, dauerhaft auf Autos zu verzichten." Er könne sich Dammerstock durchaus als autofreien Stadtteil vorstellen, insofern die Voraussetzungen für die kritische Nahversorgung erfüllt werden, meint der Vorsitzende.

    Alle Bilder zum Termin als Galerie:

    Icon Galerie
    26 Bilder
    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden