Bei seinem Amtsantritt im Sommer 2014 erklärte Polizeipräsident Günther Freisleben die Bekämpfung von Einbrüche zur Chefsache. Erste Maßnahmen waren verstärkte Fußstreifen, die unter anderem die Wohnungseinbrüche eindämmen sollten. Bereits im Mai wurde die neue Organisationseinheit "BAO Eigentum" eingerichtet - die "Besondere Aufbau-Organsiation" soll die Zusammenarbeit der verschiedenen Referate verbessern und als Schnittstelle für Informationen dienen.
"BAO Eigentum": 50 Beamte bekämpfen Einbrüche
Nach knapp 12 Monaten zog Karl-Heinz Ruff, Leiter der Kriminalpolizeidirektion des Polizeipräsidiums Karlsruhe, zusammen mit dem Leiter der BAO ein erstes Fazit. "nach dem drastischen Anstieg der Fallzahlen im Jahre 2013 wurden alle bisherigen Maßnahmen auf den Prüfstand gestellt", so Ruff im Rahmen eines Pressegesprächs am Mittwoch. Rund 50 Personen sind an der BAO Eigentum beteiligt - damit sind deutlich mehr Beamte mit der Bekämpfung von Einbruchskriminalität beschäftigt als zuvor.
Dass man sich 2014 mit einer Steigerungsquote von 4,4 Prozent vom landesweiten Trend positiv absetzen konnte, rechnen die leitenden Beamten auch der neuen Organisationseinheit zu. Auch im ersten Quartal ist im Bereich des Polizeipräsidiums Karlsruhe ein "deutlicher Rückgang" der Einbrüche zu verzeichnen, so Ruff. Geleitet wird die BAO von Kriminaloberrat Alexander Ebert, der in Bezug auf die Wohnungseinbrüche klare Worte findet: "Uns sind 4,4 Prozent Steigerungsquote zu wenig, wir wollen eine signifikante Senkung der Fallzahlen erreichen."
Gleichzeitig merkt er jedoch an: "Wir werden die guten Zahlen nicht halten können." Der aktuelle Trend zeige zwar einen Rückgang der Einbruchszahlen, Polizeikräfte seien auch andernorts eingebunden beispielsweise durch Demonstrationen, Fußballspiele, Volksfeste und die Urlaubszeit.
Beamte verstärkt an Brennpunkten im Einsatz
Neben der Kräftekoordination, Monotoring von Einbrüchen sowie Fahndungshilfe sind sogenannte Brennpunkteinsätze ein Schwerpunkt der neuen Organisationseinheit - also verstärkte Präsenz von Beamten in Gebieten, wo es vermehrt zu Einbrüchen kommt. Diese Einsätze reichen von mobilen Autokontrollen, bei welchen vermeintliche Fluchtfahrzeuge aus dem Verkehr gezogen werden sollen bis zu Fußstreifen, welche die Bürger per Handzettel oder persönlichen Gespräch für das Thema sensibilisieren sollen.
Die Maßnahmen kämen gut bei der Bevölkerung an, so die Rückmeldung der Polizei, auch die Beratungsangebote werden wahrgenommen. Prävention bleibt für die Beamten weiterhin ein wichtiger Fokus im Kampf gegen die Einbruchskriminalität. Die Quote der Einbruchsversuche lag 2014 bei knapp 45 Prozent - um einige Prozentpunkte höher als in den Vorjahren. Ein Einbrecher lasse bereits nach drei bis fünf Minuten vom gewünschten Objekt an, wenn er keinen Erfolg hat.
Urlaubszeit = Einbruchszeit
Das bestärke den Ansatz, die Bürger zu ermutigen, mehr in die eigene Sicherheit zu investieren, so die Polizei. Gerade im Hinblick auf die herannahende Urlaubszeit rät die Polizei zu verstärkter Aufmerksamkeit - vor allem in der Nachbarschaft. "Bei einer verdächtigen Beobachtung ist jeder Anruf wichtig und keiner zu viel", macht Polizeisprecher Ralf Minet deutlich, "Handy in die Hand und 110 wählen."
Wie man darüber hinaus die Arbeit der Polizei in diesem Bereich verbessern könnte - dazu haben die Beamten einen Vorschlag: "Die Vorratsdatenspeicherung wäre für unsere Ermittlungen sehr hilfreich", so Kriminaloberrat Alexander Ebert. Mithilfe von Handydaten könne Tatverdächtigen nachgewiesen werden, dass sie sich zum Zeitpunkt des Einbruchs vor Ort befanden. "Die aktuelle Gesetzesvorlage sieht vor, dass die Daten vier Wochen gespeichert werden", sagt Eberts. Zu kurz, findet der Beamte: "Längere Fristen wären hier wünschenswert."
ka-news Hintergrund:
Im Jahr 2013 lag die Zahl der Wohnungseinbrüche im Bezirk des Polizeipräsidiums Karlsruhe, das unter anderen auch die Stadt Pforzheim und den Enzkreis sowie den Landkreis Calw umfasst, noch bei 1.927. Im vergangenen Jahr waren es 2.011 dieser Fälle - ein Anstieg um 4,4 Prozent.
Immer mehr Einbrüche also - doch auch die Zahl der aufgeklärten Fälle stieg 2014 deutlich. So konnten 13,2 Prozent aller Fälle geklärt werden, im Jahr zuvor waren es noch 6,2 Prozent. 2014 waren deutlich weniger Einbruchsversuche erfolgreich als im Vorjahr. Will heißen: Blieb es 2013 noch in 38 Prozent aller Einbruch-Fälle beim Versuch, waren es 2014 schon 44,8 Prozent.
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