Seit 2015 verwandelt sich die Fassade des Karlsruher Schlosses an den Sommerabenden in die größte Kinoleinwand weit und breit. Die Schlosslichtspiele haben sich als ein festes Event im städtischen Veranstaltungskalender etabliert. Auf der Picknickdecke an lauen Sommerabenden die Projektionen betrachten, das gehört für viele Karlsruher zum Sommer in der Stadt dazu.
Doch die Corona-Pandemie zwingt die Veranstalter, im Jahr 2020 vom Schlossplatz in die digitale Welt auszuweichen. Vom 5. August bis zum 13 September werden die Lichtprojektionen zum ersten Mal auf Smartphone, Tablet und Co. abrufbar sein.
Kein Ersatztermin im Herbst oder Winter
Doch die Atmosphäre und die Kulisse des Karlsruher Schlosses wird auf dem Bildschirm wohl kaum eingefangen werden können. Fans der "realen" Schlosslichtspiele hatten wohl bereits Hoffnungen geschürt, als die Veranstalter im April in Erwägung zogen, einen Ersatztermin im Herbst oder Winter zu finden.

Doch die Pläne eines späteren Termins wurden wieder beiseitegelegt: "In diesem Jahr werden wir die Schlosslichtspiele komplett in die digitale Welt verlagern, der nächste Termin vor dem 'echten' Schloss wird erst im Jahr 2021 sein", sagt Martin Wacker, Geschäftsführer der Karlsruhe Marketing und Event GmbH (KME), bei einem Pressegespräch am Mittwoch.

22,5 Stunden Drohnenflug fürs digitale Schloss
Um den Liebhabern der Karlsruher Schlosslichtspiele auch im Corona-Jahr eine beeindruckende Kulisse zu bieten, wurde der Schlossplatz 1:1 als digitale Animation "nachgebaut". Insgesamt 22,5 Stunden war eine Drohne hoch oben über dem Areal unterwegs, um Material für die aufwändige Erstellung der 3D-Simulation zu sammeln. Darüber hinaus wurden 72.000 Einzelbilder erstellt.

"Wenn wir die Menschen nicht zum Schloss bringen können, bringen wir das Schloss eben zu den Menschen", sagt Benjamin Brostian vom Unternehmen Av Active GmbH, das für die technische Umsetzung verantwortlich ist. Beim virtuellen Nachbau des Schlosses hätten die Programmierer sogar "gegärtnert": Über 2.000 Unikate wurden erstellt - vom digitalen Busch über die Steinskulpturen bis hin zu den Bäumen.
"Der beste Platz ist direkt hinter der Treppe"
Während in den letzten Jahren die besten Plätz vor dem Schloss oftmals schon belegt waren, können die Besucher der digitalen Veranstaltung selbst Bildregie führen und aus sechs verschiedenen Perspektiven ihren Lieblingsstandort auswählen, Ein Tipp von Programmierer Benjamin Brostian: "Der beste Platz ist direkt hinter der Treppe."

Zwei neue Shows wird es in diesem Jahr geben. Unter dem Titel "Attitude Indicator" beschäftigt sich eine der Projektionen mit den Auswirkungen des Klimawandels. Darüber hinaus werden die beliebtesten Stücke der letzten Jahre gezeigt. Nicht fehlen darf dabei "300 Fragments", das Jubiläumsstück zum 300. Stadtgeburtstag und Geburtsstunde der Schlosslichtspiele.

Nach der Eröffnung am 5. August wird es trotz der Verlagerung ins Netz feste Spielzeiten geben. Jeden Abend - wie bei den "realen" Schlosslichtspielen auch - werden die Shows ab 20.15 Uhr beginnen. Auch wenn die Animation täuschend echt wirkt: Es handelt sich nicht um einen abgefilmten Livestream vom Schloss. Fans der Lichtspiele werden aus Gründen des Infektionsschutzes gebeten, die Örtlichkeit nicht aufzusuchen.



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