Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg werden die ersten Denkmäler an die Gefallenen errichtet. Obwohl Deutschland enorme Reparationszahlungen an die westlichen Siegesmächte bezahlen muss, werden die Mittel gefunden, Bildhauer und Steinmetzen für ein Kunstwerk oder auch nur um einen schlichten Steinblock mit den Namen der im Krieg gefallenen Soldaten aus der Ortschaft zu bezahlen.
Denkmäler in der Kirche St. Georg
In Völkersbach bei Malsch sind die Denkmäler an die gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs etwas anders. Sie befinden sich alle in der Pfarrkirche St. Georg oder in der Nähe, mitten im Ort. Das erste Denkmal wird 1922, vor genau einhundert Jahren, vom Bildhauer Otto Feist aus Karlsruhe geschaffen.
Feist wird beauftragt, ein Ehrenmal für die 36 Gefallenen des Ersten Weltkriegs aus Völkersbach zu errichten. Dieses besteht aus einer Marmortafel mit einem Relief des auferstandenen Christus, links und rechts je eine Tafel mit den Namen der Toten und der Aufschrift "Auferstandener Heiland erwecke die abgeschiedenen Helden zum ewigen Leben."
Das Ehrenmal entsteht in Zusammenhang mit dem ebenfalls 1922 entstandenen großen Deckengemälde des Barockmalers Josef Mariano Kitschker in der Kirche. Das Bild zeigt im Barockstil die Figur des St. Georg, der den Drachen besiegt.
St. Georg und der Drache
Die Szene wird als eine Allegorie verstanden, da der Drachen den Krieg darstellt. Über St. Georg schwebt ein Engel. Im oberen Bildteil nimmt der auferstandene Christus die toten Soldaten auf – dabei entspricht er der Bitte, die am Ehrenmal steht.

Links und rechts der Christusfigur reihen sich insgesamt 18 Soldaten in feldgrauer Uniform – jedoch hat Kitschker die Anweisung bekommen, "dass jene nicht Bildnisähnlichkeit mit den gefallenen Kriegern erhalten." Unten rechts im Bild sieht man eine ganz ungewöhnliche Figur. Das ist die Heilige Barbara, die Patronin der Gefangenen, die mit einem Kreuz und einer Lampe direkt vor St. Georg steht.

In diesem Kontext steht die Schutzheilige als Gedenken an die vermissten und eventuell noch gefangen gehaltenen Soldaten des Ersten Weltkriegs. Unter den Nationalsozialisten werden die Themen Tod und Trauer, Pièta oder Christusfigur als Denkmalskonzepte gemieden und verpönt und es wird in Völkersbach ein neues, dem Zeitgeist und vor Allem der Ideologie entsprechendes Kriegerdenkmal gefordert.
Die Christusfigur
Bildhauer Karl Wahl, der bereits einige Male den 2. Preis für seine Denkmalentwürfe in und um Karlsruhe herum gewonnen hat, wird deshalb 1938 mit der Errichtung eines neuen Denkmals beauftragt. Wahl ist ein freischaffender Bildhauer aus Karlsruhe, der unter Herman Volz studiert hat.

Die Marmortafel mit dem Relief der Christusfigur wird entfernt und zusammen mit den zwei Namenstafeln hinter der Kirche aufgestellt. Heute ist der Verbleib dieser beiden Tafeln unbekannt – und es ist davon auszugehen, dass sie nicht mehr vorhanden sind.
Krieger aus Sandstein
Wahls übergroßer, imposanter Krieger aus rotem Sandstein im Feldmantel, mit einem Speer, der noch größer ist als er selbst, wird neben dem Rathaus aufgestellt und neben ihm die Tafeln mit den Namen der Gefallenen.

Der Krieger ähnelt sowohl den Denkmälern in Grötzingen und Östringen von Egon Gutmann, mit dem Karl Wahl auch immer wieder in Wettbewerben konkurriert, als auch dem Denkmal von Karl Seckinger in Berghausen.
Denkmäler unbeschädigt
Heute befindet sich das große Völkersbacher Kriegerdenkmal mit den Gefallenentafeln, unbeschädigt – wie manche anderen ähnlichen Denkmälern – in der Nähe der St. Georg Kirche unweit des Rathauses in Völkersbach.
Das Mittelstück des ursprünglichen Denkmals, die Marmortafel mit dem auferstandenen Christus, steht, fast vergessen, nicht weit von ihm entfernt.



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