1. Die aktuelle Corona-Lage in Karlsruhe: Teststellen für Urlauber 

In Deutschland steigen die Infektionszahlen weiter an. Auch in Karlsruhe ist der Aufwärts-Trend zu spüren: Am Mittwoch, 12. August, sind 56 Personen aus dem Stadt- und Landkreis infiziert. In der Vorwoche waren es lediglich 47, vor einigen Wochen lag die Zahl auf ihrem Tiefstand bei rund 30. 

"Diese Entwicklung ist sehr beunruhigend", so das Robert Koch-Institut in seinem aktuellen Situationsbericht. Eine weitere Verschärfung der Situation müsse unbedingt vermieden werden. Als Gründe für die vermehrten Neuansteckungen mit dem Erreger Sars-CoV-2 werden zum einen Ausbrüche bei Familienfeiern, an Arbeitsplätzen oder in Gesundheitseinrichtungen genannt. Zum anderen schleppen Urlauber die Infektion aus den Reisegebieten ein.

Das ist auch in Karlsruhe der Fall: "Wir stellen fest, dass sich die Neuinfektionen immer wieder auf Reiserückkehrer zurückführen lassen", teilt das Gesundheitsamt auf Nachfrage von ka-news.de mit. Die Mehrzahl der Ansteckungen finde dann in der Folge innerhalb der Familien statt. Inwieweit sich dies auf die gesamten Fallzahlen auswirkt, ließe sich schwer abschätzen.

Corona-Test am Flughafen Hannover.
Corona-Test am Flughafen Hannover. | Bild: Moritz Frankenberg/dpa

Seit vergangenen Samstag müssen sich alle Urlauber aus Risikogebieten verpflichtend testen lassen. Das hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn entschieden. Die Konsequenz: An Orten, an denen viele Reisende ankommen, werden von der Kassenärztlichen Vereinigung Teststationen installiert - so auch am Baden-Airpark in der Nähe von Karlsruhe

Bis Dienstag wurden am Baden-Airpark für jedes ankommende Flugzeug zwischen 70 und 80 Corona-Pflichttests durchgeführt. "Es kommen schätzungsweise zwei Flieger pro Tag aus Risikogebieten an", teilt die Kassenärztliche Vereinigung auf Nachfrage von ka-news.de mit. 

Wie läuft der Test ab? Die Passagiere müssen zuerst ihre Gesundheitskarte vorlegen. Wer keine hat, bei dem werden die Daten händisch erfasst. Die Abstriche gehen dann ins Labor, dort werden sie untersucht und innerhalb von zirka 48 Stunden liegt das Ergebnis vor. "Die Personen bekommen einen Code und werden auf jeden Fall über ihr Ergebnis vom Labor informiert, sei es positiv oder negativ", teilt der Flughafen mit.

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Auch am Karlsruher Hauptbahnhof kommen zahlreiche Urlauber aus dem Ausland an . Wird auch hier eine Teststation errichtet? Geplant sei das derzeit nicht, teilt das Sozialministerium auf Nachfrage von ka-news.de mit. "Zunächst war es uns wichtig, schnell Testmöglichkeiten an den Flughäfen zu schaffen, da hier die meisten Reisenden aus Risikogebieten ankommen", so Pascal Murmann, Sprecher des Ministeriums.

Ein Schild weist Reisende in einem Flughafen auf das Corona-Testzentrum hin.
Ein Schild weist Reisende in einem Flughafen auf das Corona-Testzentrum hin. | Bild: Moritz Frankenberg/dpa

Für den Bahnverkehr werde am Donnerstag eine Teststelle am Stuttgarter in Betrieb gehen und noch in dieser Woche sei ein Testzentrum an der A5, Raststätte Neuenburg-Ost, angedacht. Weitere Teststationen könnten bei Bedarf zeitnah aufgebaut werden. "Dies hängt auch von der Infektionslage und den sich gegebenenfalls ändernden Risikogebieten ab, auf die wir im Zweifel schnell und flexibel reagieren müssen", teilt das Gesundheitsministerium abschließend mit.

2. Entwicklung der Neuinfektionen in Karlsruhe

Die Infektionszahlen in Karlsruhe haben sich stabilisiert. Haben sich zu Spitzenzeiten pro Woche über 100 Menschen in der Stadt mit dem Virus angesteckt, haben sich die Zahlen über mehrere Wochen im einstelligen Bereich bewegt. In den vergangenen sieben Tagen kletterte die Zahl der Neuinfektionen erstmals wieder über die Zehner-Marke.

Der derzeitige Anstieg könnte einen dritten Höhepunkt der Neuansteckungen für Karlsruhe bedeuten. Nach dem großen Ausbruch in März und April hat die Fächerstadt bereits eine zweite, kleinere Spitze hinter sich: Nachdem das Infektionsgeschehen über mehrere Wochen nahezu zum Stillstand kam, stiegen Ende Juni die Zahlen wieder an. Die Kurve der gemeldeten Fälle verdeutlicht diesen zweiten Höhepunkt:

Wie konnte es zu einem zweiten Anstieg kommen? Im Wesentlichen steht das Infektionsgeschehen Ende Juni mit den Vorfällen in einer Karlsruher Freikirche in Zusammenhang, teilt das Gesundheitsamt Karlsruhe mit. Während eines Gottesdienstes hatten sich 22 Menschen mit dem Corona-Virus infiziert. Familiäre Kontakte hatten die gegenseitige Ansteckung begünstigt.

Fast zeitgleich war das Virus unweit von Karlsruhe am Edith-Stein-Gymnasium in Bretten ausgebrochen. Hier haben sich fünf Personen - vier Schüler und eine Lehrerin - mit dem Virus infiziert. Nach wenigen Tagen Schulschließung und über 60 negativen Tests wurde der Unterricht wieder aufgenommen.

3. So erfolgreich waren die Maßnahmen in Karlsruhe

Die lokalen Ausbrüche zeigen, dass das Corona-Virus bei unachtsamem Verhalten rasch wieder größere Kreise ziehen kann. "Wir müssen mit der Pandemie leben", brachte es Bundeskanzlerin Angela Merkel in einer Pressekonferenz Mitte Juni auf den Punkt.

Die übergeordnete Strategie heißt demnach "Containment" - zu deutsch: Eindämmung. Dahinter verbirgt sich das Ziel, Infektionsketten schnell zu unterbrechen und alle Kontakte lückenlos nachzuverfolgen.

Ob Schließung des Einzelhandels, Fernunterricht oder die Maskenpflicht: All diese Maßnahmen zielen darauf ab, das Corona-Virus in seine Schranken zu weisen. Wie die Grafik zeigt, haben die verschiedenen Beschränkungen ihre Wirkung entfaltet.

Jeweils nach rund einer Woche ist die Zahl der Neuinfizierten rückläufig. Dieser zeitliche Verzug ist durch die Inkubationszeit zu begründen. Im Mittel beträgt die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch von Covid-19 laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) fünf bis sechs Tage.

Das bedeutet: Sollte es nun aufgrund der Urlaubsrückkehrer und der Vernachlässigung der Corona-Vorschriften wieder zu vermehrten Ansteckungen kommen, kann dies erst rund eine Woche später festgestellt werden. 

Zum aktuellen Bericht des Robert-Koch-Instituts: https://www.rki.de/

Dieser Artikel wurde nachträglich um das Statement der Kassenärztlichen Vereinigung ergänzt. 

 
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