Für die CDU/CSU ist es ein Traumergebnis: 41,5 Prozent - gut 8 Prozentpunkte mehr als vor vier Jahren. Auch die SPD gewinnt leicht an Stimmen, bleibt aber weit hinter den Erwartungen zurück: 25,7 Prozent - ein plus von 2,7 Prozent und dennoch lange nicht genug, um mit den Grünen eine Mehrheit im Bundestag zu bilden. Die landen bei schwachen 8,4 Prozent und bleiben damit nicht nur um über 2 Prozentpunkte hinter dem Vorjahresergebnis zurück, sondern auch weit hinter den eigenen Zielen.
Besonders herb traf es die FDP: 4,8 Prozent - erstmals in ihrer Geschichte sind die Liberalen nicht mehr im Deutschen Bundestag vertreten - und somit auch kein möglicher Koalitionspartner für die CDU/CSU.
Verluste fährt auch Die Linke ein: Sie kommt auf 8,6 Prozent, mehr als 3 Prozentpunkte weniger als vor vier Jahren. Nicht für den Bundestag gerreicht hat es bei der Alternative für Deutschland: die neu gegründete Partei scheitert mit 4,7 Prozent knapp an der 5-Prozent-Hürde. Die Piratenpartei verbessert sich im Vergleich zum Vorjahr leicht und kommt auf 2,2 Prozent (Vorjahr: 2,0 Prozent).
Die Ergebnisse der Bundestagswahl in der grafischen Übersicht gibt es hier. Hier außerdem:die Sitzverteilung im Bundestag in der grafischen Übersicht.
Frustrierte Grüne - zerknirschte FDP
Die Südwest-Grünen haben nach den ersten Prognosen und Hochrechnungen von einem bitteren Ausgang der Bundestagswahl gesprochen. "Unser Ziel war es, Schwarz-Gelb abzulösen durch Rot-Grün, das ist uns nicht gelungen", teilten die Landeschefs Thekla Walker und Chris Kühn am Sonntag mit. "Selbstkritisch müssen wir sagen, dass es uns nicht gelungen ist, unsere Kernthemen Ökologie, ökologische Modernisierung und Energiewende in den Vordergrund zu stellen." Die Grünen-Fraktionschefin Edith Sitzmann beklagte, dass Inhalt und Stil des Wahlkampfs bei den Menschen nicht angekommen sei. "Die Argumente zu Steuern und Umverteilung waren zum Teil überzogen." Auch Grünen-Geschäftsführerin Steffi Lemke sprach von einem enttäuschenden Ergebnis für ihre Partei bei der Bundestagswahl. Man habe die Wahlziele, eine rot-grüne Koalition sowie ein besseres Ergebnis als 2009 zu erreichen, nicht geschafft. Das müsse nun kritisch analysiert werden.
Die Liberalen sind zum ersten Mal in ihrer Geschichte aus dem Bundestag geflogen. Als Regierungspartei ereilte dieses Schicksal bisher nur die damalige Kriegsgeschädigten- und Vertriebenenpartei Gesamtdeutscher Block/BHE (GB/BHE) 1957 in der jungen Bundesrepublik. Baden-Württembergs FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke hält das Ergebnis der Liberalen bei der Bundestagswahl für eine historische Schlappe. "Es ist sicherlich die größte Wahlniederlage in der Geschichte der FDP und auch für uns in Baden-Württemberg", sagte Rülke am Sonntagabend in Stuttgart. "Es ist wohl nicht gelungen, die Erfolge der Bundesregierung mit der FDP zu verknüpfen. Man hat wohl die Erfolge der Kanzlerin zugeschrieben und die Misserfolge mit der FDP verbunden. Dies ist das Los des kleineren Koalitionspartners."
Linken-Fraktionschef Gregor Gysi hat das Ergebnis seiner Partei als herausragend gewürdigt. Zwar habe die Linke nicht das von ihm ausgegebene Ergebnis im zweistelligen Bereich erreicht, sagte er im ZDF. "Wer hätte das 1990 gedacht, dass diese Partei die drittstärkste politische Kraft der Bundesrepublik Deutschland wird. Das haben wir geschafft."
Der Vorsitzende der Piratenpartei hat enttäuscht auf das schlechte Abschneiden der Piraten bei der Bundestagswahl reagiert. "Ich hatte mir ein besseres Ergebnis gewünscht", sagte Parteichef Bernd Schlömer am Sonntag. Es habe keine Wechselstimmung im Land gegeben, sagte Schlömer. Selbstkritisch merkte er an: "Wir müssen überlegen, wie wir unsere Positionen einfacher, verständlicher und klarer an die Bürger bringen."
Oettinger rät Merkel zu Schwarz-Grün
Baden-Württembergs ehemaliger Ministerpräsident Günter Oettinger (CDU) hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) geraten, auch über eine schwarz-grüne Koalition im Bund nachzudenken. "Man sollte Schwarz-Grün nicht ausschließen, aber ich glaube, dass derzeit mehr dafür spricht, dass die beiden großen Parteien ins Gespräch gehen", sagte Oettinger am Sonntag im Südwestrundfunk (SWR) beim Blick auf die ersten Hochrechnungen.
CDU-Fraktionschef Peter Hauk hat von einem "sensationellen Ergebnis" seiner Partei bei der Bundestagswahl gesprochen. "Das wird sich in Richtung große Koalition bewegen", sagte er am Sonntag in Stuttgart mit Blick auf das voraussichtliche Ausscheiden der FDP aus dem Bundestag. CDU-Landeschef Thomas Strobl hat das gute Abschneiden seiner Partei bei der Bundestagswahl auch als Denkzettel an die baden-württembergische Landesregierung gewertet. "SPD und Grüne haben zusammen weniger Stimmen als die CDU", sagte er am Sonntag laut Mitteilung.
Rösler und Brüderle deuten Rücktritt an
FDP-Chef Philipp Rösler und Spitzenkandidat Rainer Brüderle übernehmen nach eigenen Worten die politische Verantwortung für das Debakel ihrer Partei bei der Bundestagswahl. Beide deuteten in Berlin ihren Rücktritt an. Das sei das schlechteste Ergebnis, das sie bislang mit der FDP erreicht hätten, sagte Brüderle vor Parteifreunden. Über persönliche Konsequenzen sprach der FDP-Vize nicht direkt.
SPD-Landeschef Nils Schmid wertet das Wahlergebnis seiner Partei im Südwesten als reine bundespolitische Entscheidung der Wähler. "Offenbar überstrahlt der 'Merkel-Effekt' alles", erklärte er am Sonntagabend laut Mitteilung.
Der Artikel wurde im Laufe des Abends stetig aktualisiert.ka-news vor Ort: So ist die Stimmung im Rathaus und bei den Karlsruher Kandidaten
Ergebnisse der Bundestagswahl im Wahlkreis Karlsruhe Stadt
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