Es ist kurz vor 19 Uhr am Freitagabend, als die Evakuierung des Gebiets abgeschlossen ist und mit der Entschärfung der Bombe begonnen wird. Über eine Stunde zieht sich diese.
Um 19.59 Uhr teilt die Stadt Karlsruhe auf ihrer Webseite mit: Die Bombe ist entschärft und kann nun sicher abtransportiert werden. Zunächst hatte es geheißen, dass der Sprengkörper lediglich "teilentschärft" sei.
Warum aber hat die Entschärfung so lange gedauert?
Zuvor waren am frühen Abend Teile der Südoststadt evakuiert worden. Mehr als 2.000 Menschen mussten ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Wieso aber zog sich die Entschärfung so in die Länge?
Wie die BNN berichten, habe es bei der Entschärfung der Weltkriegsbombe technische Schwierigkeiten gegeben. So sei die Entfernung beziehungsweise Unterbrechung des Zündmechanismus eine Herausforderung gewesen.

Bei dem Sprengkörper soll es sich nach Informationen der BNN um eine sogenannte GP 500 lbs gehandelt haben. Das Kürzel "GP" stehe dabei für den englischen Begriff "General Purpose", was die universelle Einsetzbarkeit der Bombe bezeichnet. Der Zusatz "500 lbs" gebe das Gewicht an. 500 Pfund entsprechen demnach einer Masse von rund 230 Kilogramm.

Nach Erkenntnissen des Kampfmittelbeseitigungsdienstes handelte es sich bei dem Blindgänger am Freitag um eine Standardbombe aus US-amerikanischer Produktion. Der Zünder der Karlsruher Bombe stammt dabei nach Informationen der BNN aus den Serien M103 und M100. Von sogenannten Kopfzündern ist hierbei in Fachkreisen auch die Rede. Kopfzünder, die üblicherweise an der Vorderseite des Sprengkörpers angebracht sind.
Blindgänger auch über 70 Jahre nach Kriegsende gefährlich
Noch heute, über 70 Jahre nach Kriegsende haben Blindgänger, wie die am Freitag, 5. Mai, entschärfte Karlsruher Bombe nichts an Gefahr verloren. Ganz im Gegenteil. Sowohl die Verrottung von Zünder-Sicherungen als auch das Auskristallisieren von Sprengstoffen und die Reaktion von Initialsprengstoffen mit Metallumhüllungen würden den Erfolg der Arbeiten mitunter schwer kalkulierbar machen, so die BNN weiter.

Ein Fakt, auf den das Land Baden-Württemberg reagiert habe. So besäße der Kampfmittelbeseitigungsdienst mittlerweile mehrere Geräte zur Fernentschärfung von Bombenzündern. Diese sollen den Ausbau der häufig verrosteten Sprengkörper erleichtern und das Risiko für Experten verringern. Die Bilder des Sprengsatzes würden dabei per Videokamera übertragen und so für die Fachleute jederzeit genau beobacht-und mitverfolgbar sein.
Entschärfung bleibt dennoch gefährlich
Dennoch bliebe immer ein gewisses Restrisiko, auch wenn die eigentliche Entschärfung im besten Fall dadurch aus sicherer Entfernung erledigt werden könne. Gewisse Vorarbeiten, wie etwa die Anbringung der Entschärfungsgeräte an der Bombe brauche es zuvor nämlich trotzdem.

Wie das Regierungspräsidium Stuttgart, welches mit der Kampfmittelbeseitigung beauftragt war, auf Anfrage von ka-news.de mitteilt, wurden am Freitag, 5. Mai, aber kein Fernentschärfungsgerät eingesetzt, sondern die Bombe manuell vor Ort entschärft. "Die Entschärfung war besonders anspruchsvoll, da der Kopfzünder stark beschädigt war", erklärt Christoph Rottner vom Kampfmittelbeseitigungsdienst gegenüber ka-news.de. Insgesamt waren fünf Männer vom Kampfmittelbeseitigungsdienst am Freitag, 5. Mai, vor Ort im Einsatz.
Erst Ende letzten Jahres im November war in Karlsruhe schon einmal eine Fliegerbombe gefunden und entschärft worden.