Jürgen Wenzel, Stadtrat der Freien Wähler im Karlsruher Gemeinderat, ist verärgert. Der Grund dafür kostet rund 1,2 Millionen Euro und steht hinter dem Karlsruher Schloss: Der KA300-Pavillon, welcher eigens für den Stadtgeburtstag errichtet wurde. Ginge es nach Wenzel und dem parteilosen Stadtrat Stefan Schmitt, würde dieser auch nach dem 300. Jubiläum erhalten bleiben.
Die Stadt hatte den beiden Stadträten allerdings für dem Vorschlag, den Pavillon an anderer Stelle wieder aufzubauen, eine Abfuhr erteilt. Der Pavillon, so heißt es in einer Stellungnahme im Juni, ist als Temporärbau angelegt. Das bedeutet, dass sich der Festival-Pavillon nicht im Besitz des Stadtmarketings Karlsruhe befindet. "Mit Erstaunen haben wir Freien Wähler [...] zur Kenntnis genommen, dass der mit 1,2 Millionen Euro angesetzte Pavillon zum Stadtgeburtstag nur eine Leihgabe der Herstellerfirma ist", so Wenzel.
12.000 Euro Tagesmiete für Geburtstagspavillon?
Tatsächlich geht der gesamte Bau inklusive Holz nach dem Festivalsommer an die Rubner Holzbau GmbH zurück. Für den Auf- und Abbau des Pavillons fallen wie kalkuliert Kosten in der Höhe von 1,2 Millionen Euro an. Das bekräftigt ein Sprecher des Karlsruher Stadtmarketings auf Nachfrage von ka-news. Der Umkehrschluss laut Wenzel: Der Pavillon als Leihgabe koste die Stadt bei 100 Festivaltagen 12.000 Euro pro Tag.
Weder die Tatsache, dass es sich beim Pavillon um eine Leihgabe handle noch die täglichen Kosten waren dem Gemeinderat oder den Bürgern bekannt, kritisiert Jürgen Wenzel in einer Stellungnahme auf der Internetseite der Freien Wähler.
Dabei sind es nicht die einzigen Kosten, die hier fällig werden: Für Technik, Mobiliar, Gastronomie und den Standort fallen Miete an, wie der Pressesprecher des Stadtmarketings auf Nachfrage von ka-news bestätigt. Kostenpunkt: In etwa 500.000 Euro, das heißt rund 5.000 Euro täglich. "Vergleicht man dies mit der Anmietung vergleichbarer Veranstaltungsräume, ist dies ein normaler Mietpreis", erklärt der Sprecher.
Stadtmarketing hält an Leihgaben-Verfahren fest
"Da das Konzept des Festivalsommers einen temporären Veranstaltungsraum vorsah, wurde die Ausschreibung auf Europaebene entsprechend formuliert", meint er weiter. Aber warum geht das Holz nach dem Festivalsommer an die Herstellerfirma zurück? "Dass die verwendeten Materialien im Eigentum der Baufirma verbleiben, ist ein übliches Verfahren und werde daher auch bei Messen, Events oder Großveranstaltungen angewandt", erklärt der Stadtmarketing-Sprecher.
Und noch ein anderer Grund spricht aus Sicht des Pressesprechers für diese Entscheidung: "Letztlich ist für den Nutzer nach Ablauf des Veranstaltungszeitraums das Material nicht weiter verwertbar und ein Abkauf hätte hier unnötige Zusatzkosten verursacht."
Auch ein Aufbau an anderer Stelle wäre nicht ganz billig: Hier hatte die Stadtverwaltung in ihrer Stellungnahme 900.000 Euro als Kosten für den Ab- und Wiederaufbau genannt. Über die Folge- und Unterhaltungskosten für den einen wiederaufgebauten KA300-Pavillon konnte die Stadt keine weiteren Aussagen machen.
Aufbau des Pavillons verpasst? Hier gibt's ihn nochmal im Zeitraffer-Video!
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Der Pavillon im Schlossgarten soll Ende September nach dem Stadtgeburtstag wieder abgebaut werden. Er ist eine Leihgabe und gehört nicht der Stadt Karlsruhe. Sollte er ein dauerhafter Teil der Stadtlandschaft werden, indem die Stadt ihn nachträglich erwirbt? Oder finden Sie, der Pavillon hat lange genug gestanden und wird nach dem Stadtgeburtstag nicht mehr benötigt? Teilen Sie Ihre Meinung unter dem Debatten-Artikel!
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