Warum wird Cannabis legalisiert?
"Der Cannabiskonsum hat trotz des derzeitigen Verbots von Erwerb und Besitz in den letzten Jahren zugenommen", so die Bundesregierung auf der Informationsseite zur Legalisierung von Cannabis. Der Konsum sei bei jungen Menschen in den letzten Jahren gestiegen. Ebenso sei der Cannabis-Schwarzmarkt "häufig mit einem erhöhten Gesundheitsrisiko verbunden." Außerdem würde durch die Teil-Legalisierung die zeitintensive Strafverfolgung wegfallen.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach betont, dass das neue Gesetz ein "wichtiger Wendepunkt in unserer Drogenpolitik" sei. Es gehe der Bundesregierung allerdings nicht nur um einen kontrollierten Konsum von Cannabis, sondern auch um präventive Maßnahmen, besonders für Kinder und Jugendliche.
Zentrale Ziele der Legalisierung von Cannabis
- Der Gesundheitsschutz für sämtliche Konsumenten
- Die Aufklärung über Risiken
- Den Schwarzmarkt des Cannabishandels eindämmen
- Der Schutz von Kindern und Jugendlichen
- Die Verstärkung präventiver Maßnahmen
Was ist das Zwei-Säulen Modell der Bundesregierung?
Um die Pläne der Legalisierung umsetzen zu können, wurde das sogenannte "Zwei-Säulen-Modell" entwickelt, festgehalten auf einem zwölfseitigen Eckpunktepapier. Die Nutzung von Cannabis soll im privaten sowie kommerziellen Kontext erlaubt werden.

Die erste Säule begrenzt sich auf den "privaten Eigenanbau durch Erwachsene zum Eigenkonsum" und soll Anfang 2024 in Kraft treten.
- Alle ab 18 Jahren dürfen bis maximal drei Cannabispflanzen zu Hause anbauen
- Täglich dürfen Erwachsene bis maximal 25 Gramm Cannabis straffrei besitzen
- Es gibt ein Werbeverbot für Cannabis und die Anbauvereinigungen
- In einem Umkreis von 200 Metern von Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen, Spielplätzen oder Sportstätten ist der Cannabiskonsum nicht gestattet
Die zweite Säule betrifft den "kontrollierten Verkauf" von Cannabis. Konsumenten sollen Cannabis künftig in Fachgeschäften erwerben können.
- Unternehmen können die Cannabisprodukte "in einem lizensierten und staatlichen kontrollierten Rahmen" produzieren und verkaufen.
Welche Risiken gibt es bei einem Cannabiskonsum?
Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) sowie die Techniker Krankenkasse (TKK) haben die Risiken des Cannabiskonsums in kurzfristige und chronische Risiken unterteilt.
Kurzfristige Risiken und negative Effekte von Cannabis
- Angst- und Panikgefühl
- Orientierungslosigkeit
- Verminderte Reaktionszeit
- Erinnerungslücken
- Herzrasen, Übelkeit und Schwindel
Chronische Risiken von Cannabis
- Beeinträchtigung der Gehirnleistung, vor allem bei jungen Menschen
- Depressionen
- Ein erhöhtes Risiko für Krebserkrankungen und einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD)
- Schädigungen der Atemwege
- Während der Schwangerschaft kann es zu einer gestörten Entwicklung des ungeborenen Kindes kommen
Sowohl die DHS als auch die TKK weisen darauf hin, dass die körperliche und geistige Entwicklung insbesondere bei Kindern und Jugendlichen durch Cannabis beeinträchtigt werden kann.
Wo darf ich Cannabis konsumieren?
Prinzipiell dürfe Cannabis nach dem neuen Gesetz (fast) überall von Erwachsenen konsumiert werden. Es gibt jedoch Ausnahmen.
- Kein Konsum in unmittelbarer Nähe von Personen unter 18 Jahren
- Kein Konsum in Anbauvereinigungen und in einem Abstand von bis zu 200 Metern zum Eingangsbereich von Anbauvereinigungen
- Kein Konsum in Fußgängerzonen zwischen 7 und 20 Uhr
- Kein Konsum 200 Meter um den Eingangsbereich von Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen, Kinderspielplätzen sowie auf öffentlich zugänglichen Sportstätten.
Wer darf Cannabis anbauen?
Volljährige dürfen bis zu drei Cannabispflanzen "je Person eines Haushaltes" zu Hause anbauen. Auch Anbauvereinigungen, die sogenannten Cannabis Social Clubs, dürfen Cannabis anpflanzen.
Ab wann kann ich Cannabis legal in Karlsruhe kaufen?
Cannabis könnte voraussichtlich zum Jahresstart 2024 legal im Verkauf erhältlich sein. Dazu muss ein entsprechender Gesetzesentwurf
Wo liegt der Unterschied zwischen medizinischem und nicht-medizinischem Cannabis?
Der Unterschied zwischen medizinischem und nicht-medizinischem liegt Art wie konsumiert wird. Die verschreibungspflichtige Droge wird nur über Vaporisatoren eingenommen, während die nicht-medizinische Konsumierung geraucht wird. Auch der THC- und CBD-Wert ist unter Umständen für medizinische Zwecke anders eingestellt, als für illegale.
Was ist ein Cannabis Social Club?
Cannabis Social Clubs - auch Anbauvereinigungen genannt - sind "eingetragene, nicht-wirtschaftliche Vereine oder eingetragene Genossenschaften". Maximal 500 Vereinsmitglieder dürfen in so einem Club eintragen sein. Die Mitglieder zahlen einen monatlichen Beitrag an den Club. Wie hoch dieser ist, entscheidet jede Anbauvereinigung für sich.
Gibt es auch in Karlsruhe einen Cannabis Social Club?
Ja, in Karlsruhe gibt es seit Frühjahr 2023 einen Cannabis Social Club. Die Beiträge für Voll- und Fördermitglieder sowie juristische Personen beziehungsweise Unternehmen liegen zwischen 160 und 320 Euro pro Jahr. Vollmitglieder müssen zudem eine ehrenamtliche Arbeit von zirka 10 Stunden im Monat leisten.
Was ist der Unterschied zwischen THC, CBD?
Die zwei Abkürzungen CBD und THC werden in der Regel mit Cannabis in Verbindung gebracht. Bei beiden Stoffen handelt es sich um chemische Verbindung, welche von der Pflanze reproduziert wird. Allerdings ist die Wirkung der beiden Stoffe sehr unterschiedlich.
Tetrahydrocannabinol oder auch THC genannt, kann psychoaktiv, also bewusstseinsverändernd, wirken. Aufgrund der Wirkung wird es als Betäubungsmittel eingeordnet. Anders als THC hat das Cannabidiol (CBD) keine berauschende Wirkung und wird bisweilen in der Medizin angewendet. So wird CBD zur Bekämpfung von Depressionen, Angststörungen, Suchterkrankungen oder Epilepsie eingesetzt. CBD ist frei verkäuflich, solange der THC-Wert unter 0,2 liegt.
Was sagt die Polizeigewerkschaft zur Cannabis-Legalisierung?
Die deutsche Polizeigewerkschaft (DPoIG) hat sich zur aktuellen Drogenpolitik mit viel Kritik geäußert. Sie positionieren sich deutlich gegen die Legalisierung von Cannabis. "Die Droge zu legalisieren ist der falsche Weg, mit ihr umzugehen", heißt es auf der Internetseite der Gewerkschaft. Der Staat müsse eine konsequente Drogenpolitik schaffen und würde durch die Legalisierung vor allem jungen Menschen ein falsches Bild von Drogen vermitteln.
Weiter sieht die Polizei den Umgang mit Cannabis im Straßenverkehr kritisch. "Wir rechnen damit, dass die Fallzahlen drastisch ansteigen werden", so Marco Schäler beim NDR Info Live Format "Bekifft am Steuer - Null Toleranz für Cannabis".

Daher lehne die Polizeigewerkschaft auch die Anhebung des bisherigen THC-Grenzwertes ab, welcher zurzeit bei 1,0 Nanogramm pro Milliliter Blutserum liege. Die DPoIG macht deutlich, dass Cannabis trotz Legalisierung einen Straftatbestand darstelle.
Wie werden Kinder geschützt?
Um Kinder und Jugendliche vor dem Besitz oder Konsum zu schützen, wurden präventive Maßnahmen festgelegt.
- Die Vergabe von Cannabis an Minderjährige ist strafbar
- Der Handel mit Cannabis durch Kinder und Jugendliche ist nicht erlaubt
Zudem soll "bei Gefährdung des Wohls des Kindes oder Jugendlichen der zuständige örtliche Träger der öffentlichen Jugendhilfe informiert" werden. Der legale Konsum gilt ausschließlich für volljährige Personen.
Wie viel Gramm darf ich im öffentlichen Raum bei mir tragen?
Bis zu 25 Gramm dürfen Erwachsene täglich im öffentlichen Raum bei sich tragen.
Wie wird der Konsum und Anbau von Cannabis kontrolliert?
Die Polizei wird den Konsum sowie Anbau von Cannabis kontrollieren.