Brände während der trockenen Hochsommer-Phase sind keine Seltenheit. Wenn Brände allerdings so enorme Löschwassermengen fordern, die über die Standardanforderungen des Vorbeugenden Brandschutz hinausgehen, dann muss sich die Feuerwehr was einfallen lassen. Mit anderen Worten: Weiter entfernte Löschwasserentnahmestellen müssen angefahren werden.
Ab Montag, 10. Juli, herrschte in Oberderdingen der Ausnahmezustand. Ein riesiger Brand bei einer Recyclingfirma hielt die umliegenden Feuerwehren auf Trab. Denn das Feuer loderte nicht nur über Tag und Nacht, es verbrauchte auch enorme Mengen an Löschwasser.
"Eines der größten Feuer, das ich je erlebt habe"
"In diesem Fall waren die Landwirte und Winzer der Region eine große Hilfe und das kommt nur selten vor", sagt sogar Feuerwehr-Kommandant Thomas Meffle aus Oberderdingen. Er war während der Brandbekämpfung in der Einsatzleitung an vorderster Stelle mit dabei.
"Ich bin seit 28 Jahren bei der Feuerwehr aktiv und das war eines der größten Feuer, das ich bisher erlebt habe", erzählt Meffle. Eine verspätet einsetzende Brandmeldeanlage der Firma habe die Situation zusätzlich verschärft. Der Grund: Der Brand wurde erst gemeldet, als Bürger den Rauch bemerkten.
Brand verbrauchte knapp 500 Kubikmeter Wasser
Zur Erinnerung: In der Nacht von Montag, 10. Juli, auf Dienstag, 11. Juli, brach bei einem Recyclingunternehmen für Elektroschrott in Oberderdingen ein Feuer aus. Die dadurch entstandene Rauchwolke war sogar bis nach Karlsruhe zu sehen. Der Bundesschutz schickte sogar eine Warnung an den Karlsruher Landkreis raus, Türen und Fenster geschlossen zu halten. ka-news.de Leser meldeten, dass es penetrant nach verbranntem Plastik roch.
Schlussendlich konnten die 500 Kräfte vor Ort das Feuer am Dienstagnachmittag löschen. Doch die Brandbekämpfung verbrauchte immens viel Wasser: Zirka 500 Kubikmeter, wie Meffle auf Nachfrage der Redaktion schätzt.

Löschwasser bezieht die Feuerwehr in Industriegebieten aus dem örtlichen Hydrantennetz und somit aus den Hochbehältern der Gemeinde. Vorgeschrieben sind hier Löschwasserreserven von 192 bis 200 Kubikmetern für die Dauer von zwei Stunden. Ein Kubikmeter entspricht rund 1.000 Liter Wasser. Sind die erreicht, wird der "Hahn dicht gemacht".
Auflagen zur Entnahme von Löschwasser
"Die Auflagen vom vorbeugenden Brandschutz und der Umweltbehörde geben vor, dass nur diese Menge an Wasser verbraucht werden darf. Ansonsten wird die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser gefährdet", erläutert Meffle.
Das Problem: Der Feuerwehr wurde ziemlich schnell klar, dass diese 192 bis 200 Kubikmeter nicht ausreichen würden.

Für das Team rund um Meffle hieß es an dieser Stelle: Umdenken und Wasser beschaffen - am besten parallel von verschiedenen Stellen. So kam es, dass das nötige Löschwasser sowohl von den umliegenden Kommunen als auch aus öffentlichen Gewässern, der Kläranlage und sogar von den Landwirten angezapft wurde.
Aber welche Auswirkungen hat das Feuer auf die Wasserreserven? Gibt es jetzt überhaupt noch Wasser für weitere Brände?
In diesem Fall kann Meffle Entwarnung geben. "Die Reserven waren innerhalb einer Nacht wieder aufgefüllt. Die Trinkwasserversorgung wird davon auch nicht beeinträchtigt."