Als Zeitzeuge der zweiten Generation erzählt er in unnachahmlicher Weise lebendige und authentische, jüdische Geschichten gegen das Vergessen – und die Besucher hängen dem Mann, der 1958 in New York geboren wurde, bei seinen Vorträgen an Schulen und Einrichtungen an den Lippen.
Herman Zimmerman bekam das Bundesverdienstkreuz
Bernard Zimmerman ist ein Menschenfänger, der die Tradition seines Vaters Herman fortführt und nicht müde wird, seine "Geschichten aus zwei jüdischen Generationen" zu erzählen. Sein 2011 verstorbener Vater, der für seine Verdienste um Aussöhnung und Völkerverständigung im Jahre 2003 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, hatte im Buch "Der Engel an meiner Seite" ohne Hass oder Schuldzuweisung die Überlebensgeschichte seiner Familie im Dritten Reich geschildert und in vielen Vorträgen, vor allem in Bildungseinrichtungen, die Erinnerung an diese schreckliche Zeit, die Millionen von unschuldigen Opfern forderte, wachgehalten.
Der frühere Bundespräsident Johannes Rau schrieb in einem Geleitwort, dass dieses emotionale, aufwühlende Lesewerk Zeugnis davon ablege, "dass es auch in schlimmer Zeit Menschen gab, die sich den Mut zur Menschlichkeit bewahrten."

Tatsache ist, jede einzelne Person die in den Konzentrationslagern, auf der Flucht oder bei den Todesmärschen starb, eine Familie und eine Geschichte hatte. Und alle Nachgeborenen müssen sich mit der Frage beschäftigen: Wie konnte so etwas entsetzliches passieren? "Vielleicht wird ihr Tod zum Geschenk des Lebens für künftige Generationen", heißt es abschließend.
So lief die Flucht damals
Die Geschichte von Bernard Zimmermans Vater beginnt so: Im Jahre 1925 in Köln geboren und aufgewachsen, hatte der kleine, fußballbegeisterte Herman schon bald den Hass der aufkommenden Nationalsozialisten gegen die Juden gespürt. Besonders in Erinnerung geblieben sind ihm die prügelnden Hitler-Jungen.

Ende der 30-er Jahre, als die Nazis an der Macht waren und sich der Antisemitismus immer weiter ausbreitete, wagte die Familie die jahrelange Flucht quer durch Europa über Holland, Belgien und Frankreich, die schließlich vorübergehend in der Schweiz endete. Doch Herman Zimmerman wollte, wie so viele in dieser Zeit, nach Amerika, was 1949 auch gelang.
In New York heiratete er seine Frau Eliane, die er in Paris kennengelernt hatte und die heute 92-Jährig wieder hier in der Region lebt, und gründete eine Familie. 1958 wurde Sohn Bernard in Queens geboren.

1964 zog die Familie jedoch wieder zurück nach Deutschland und wurde in Karlsruhe sesshaft. Bernard Zimmerman blieb in der Region fest verwurzelt, ist mit Ulrike verheiratet, Vater der beiden Töchter Olivia (22) und Vivien (18) und lebt seit einiger Zeit in Kraichtal. Der Kreis hatte sich geschlossen.
Das macht Zimmermann heute
Bernard hatte zunächst das Gymnasium an der Europa-Schule in Karlsruhe besucht und ging nach dem Abitur kurzzeitig wieder zurück in die USA, um an der University of New Haven/Connecticut ein Studium in "Medical Illustration" anzugehen. Medizinische Illustration ist eine Form der biologischen Illustration, die hilft, medizinisches, anatomisches und verwandtes Wissen aufzuzeichnen und zu verbreiten. Dabei werden verschiedene anatomische Systeme wie Kreislauf, Nerven oder das Urogenitalsystem, Pathologien oder Behandlungsmethoden anschaulich dargestellt.

Nach dem Bachelor-Abschluss arbeitete Zimmerman, der fließend Deutsch, Englisch und Französisch spricht, freiberuflich als wissenschaftlicher Zeichner, Grafiker oder Event-Manager in Heidelberg und Karlsruhe.

Seit 2010 ist er zudem als selbstständiger Sprachtrainer mit Schwerpunkt Englisch-Conversation unterwegs, gibt Nachhilfeunterricht für Schüler, Weiterbildung für Erwachsene als Einzelunterricht oder in Gruppen. Weiterhin organisiert der begeisterte Sportler Baseball-Events für Firmen, Schulen, Vereine oder private Gruppen in der Region rund um Karlsruhe.
Mit Vorträgen erinnern
Bei seinen Vorträgen, so wie kürzlich am Heisenberg-Gymnasium in Bruchsal, erzählt Bernard Zimmerman sehr lebendig, leidenschaftlich und spannend anhand von großformatigen Porträts und Dokumenten über das Schicksal der Familie in Deutschland oder das Leben in New York und sagt: "In unserer Familie wurde bei aller leidvollen Erfahrung auch viel gelacht."

Mit diesem Humor, der bei den Vorträgen stets gegenwärtig ist, geht der Mann mit der positiven Ausstrahlung auch durch das Leben, frei nach dem Motto "It's great to be alive." Bei seinen Referaten und Rezitationen wird er nicht müde, die Geschichte des jüdischen Volkes zu erzählen, bezieht die Schüler stets mit ein, stellt Fragen wie "Was wisst ihr über den Holocaust, die Reichskristallnacht?"oder "Wer war Anne Frank, wer Sophie Scholl?"

Auch Sätze wie: "Hat schon jemand das Wort Deportation gehört?" und "Was würdet ihr mitnehmen, wenn ihr plötzlich flüchten müsstet?" Bernard Zimmerman hat die wichtige Botschaft: "Wir dürfen nicht vergessen und müssen die Geschichte weitererzählen“."
Und zu den jungen Menschen gewandt: "Ihr habt keine Schuld an dem was geschah, doch eine gewisse Verantwortung, dass so etwas nie wieder geschieht." Bernard Zimmerman zeigt am Ende seiner Vorträge meist einen kleinen Film mit Passagen aus dem Leben seiner Familie und zitiert auch gerne John Lennons Song "Imagine", wo es heißt:"Stell dir vor, alle Völker würden in Frieden miteinander leben."