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Bürgerverein Bulach schreibt 100 Jahre Stadtteilgeschichte in Karlsruhe

Karlsruhe

100 Jahre für die Bürger: Bolzplatz und Bahnprojekt bewegen Bulach

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    Andreas Bieberstein, Vorstand des Bürgervereins Bulach, weiß, was sein Stadtviertel bewegt.
    Andreas Bieberstein, Vorstand des Bürgervereins Bulach, weiß, was sein Stadtviertel bewegt. Foto: Tim Carmele/TMC-Fotografie/Bürgerverein Bulach

    Als am 12. Dezember 1925 200 Einwohner der Gemeinde Bulach südlich von Karlsruhe einen Bürgerverein gründen, ahnten sie wohl noch nicht, dass die Arbeit des Zusammenschlusses genau 100 Jahre später aus dem Stadtbild der Fächerstadt nicht mehr wegzudenken wäre.

    „Jede Zeit hatte ihre Herausforderungen“

    2025 feiert der Bürgerverein Bulach Jubiläum - und blickt zurück auf eine bewegte Geschichte. „Jede Zeit hatte ihre Herausforderungen“, erklärt der Vorsitzende Andreas Bieberstein im Gespräch mit ka-news. Seit 2017 ist er im Amt und weiß: die Interessen der Bürger vertreten, Projekte koordinieren, Feste organisieren und sich mit der Stadt Karlsruhe einig werden - die Liste an Aufgaben eines Bürgervereins sind lang.

    Kleine Historie: Bulach bekommt einen Bürgerverein

    Ende November 1925 versammelten sich über 200 Einwohner Bulachs - damals noch eine eigenständige Gemeinde - mit dem Wunsch, eine freie und unabhängige Bürgergemeinschaft zu gründen. Schon kurz danach, am 12. Dezember, fand die Gründungsversammlung statt.

    Als die Gemeinde Bulach sich im Zuge der Weltwirtschaftskrise wirtschaftlichen Schwierigkeiten ausgesetzt sah, wurde die Annäherung an die Stadt Karlsruhe vorangetrieben. Sie gipfelte in der Eingemeindung Bulachs am 1. April 1929. Zusammen mit Beiertheim bildete das Stadtviertel fortan den Stadteil Beiertheim-Bulach.

    Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten löste sich der Bürgerverein im Mai 1934 wieder auf. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs, genauer gesagt 1954, wurde die Wiedergründung am 21. August mit rund 50 Personen beschlossen. Heute zählt der Bürgerverein über 500 Mitglieder.

    Die Vorsitzenden des Bürgervereins:

    • 1925 bis 1934: Alfred Fichthaler und Gustav Martin
    • 1954 bis 1964: Rudolf Maier
    • 1964 bis 1992: Grete Vogt
    • 1992 bis 2005: Richard Haller
    • 2005 bis 2017: Friedbert Neumann
    • 2017 bis heute: Andreas Bieberstein

    Für ihn und seine Kollegen aber eine Selbstverständlichkeit - gerade im Stadtviertel Bulach, wie er betont: „Bei uns steht das Miteinander im Fokus. Bulach ist sehr dörflich - im besten Sinne. Wir haben viele Vereine und arbeiten alle eng zusammen.“

    Bürgerverein Bulach setzt auf Gemeinschaftsgefühl

    Das beziehe sich sowohl auf die Projekte des Bürgervereins sowie auf die organisierten Veranstaltungen. „Gerade nach Corona waren viele Leute froh, dass diesbezüglich wieder etwas gemacht wurde“, sagt er.

    Bezeichnend sind hierfür beispielsweise der alljährliche Wäscherinnenlauf - angelehnt an die jahrhundertealte Tradition der Bulacher Wäscherinnen -, das Adventssingen, Maibaumstellen oder der Sommertagszug. „Hier kommen die Bulacher zusammen“, so Bieberstein.

    Der traditionsreiche Wäscherinnenlauf in Bulach 2025.
    Der traditionsreiche Wäscherinnenlauf in Bulach 2025. Foto: Thomas Riedel

    Doch nicht nur Events kann der Bürgerverein - auch zahlreiche kleine und große Projekte hat er im Lauf seines Bestehens angestoßen oder umgesetzt.

    Das hat der Bürgerverein Bulach erreicht

    „Bulacher Loch“ Icon Pfeilspitze nach unten

    Nahezu jeder kennt es, Karlsruher Busfahrer hassen es: das „Bulacher Loch“: Die Unterführung unter der Südtangente wurde 1987 für den Verkehr freigegeben. Ursprünglich nur für den Rad- und Fußverkehr gedacht, setzten sich die Bürgervereine von Beiertheim und Bulach dafür ein, dass auch Autos, Busse und Co. die Unterquerung nutzen können. Das schreibt der Bürgerverein Bulach in seiner Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum.

    Kurios: Nicht alle Busse passten anfangs durch das „Loch“. Die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) mussten kleinere Fahrzeuge anschaffen, die die geringe Durchfahrtshöhe von 2,6 Metern einhalten konnten.

    Quartiersentwicklung Icon Pfeilspitze nach unten

    Auf dem Gelände des ehemaligen Kindergartens und Gemeindezentrums Sancta Maria in der Litzenhardtstraße soll eine Einrichtung mit barrierefreien Wohnungen und Serviceangeboten, eine Begegnungsstätte eine trägergestützte Pflegewohngemeinschaft und eine Tagespflege entstehen.

    Das Bündnis „Gut leben und älter werden in Beiertheim und Bulach“ setzt sich seit 2018 dafür ein und soll die Situation der Versorgung, Unterstützung und Pflege in den beiden Stadtvierteln verbessern. „Zusammen mit Beiertheim ist das ein Leuchtturmprojekt in Karlsruhe“, sagt Andreas Bieberstein gegenüber ka-news.

    Erhaltungssatzung Icon Pfeilspitze nach unten

    Der Bürgerverein bemüht sich nach eigenen Angaben für eine Erhaltung des historischen Ortskerns. 2010 wurde vom Karlsruher Gemeinderat eine Erhaltungssatzung hierfür verabschiedet. Neu- und Umbaumaßnahmen dürfen demnach das Ortsbild nicht negativ beeinflussen.

    Lärmschutzwände Icon Pfeilspitze nach unten

    Der Verkehr ist in Bulach ein großes Thema. Das bestätigt Andreas Bieberstein. Das Stadtviertel wird an zwei Seiten von der L605 sowie der Südtangente begrenzt. Und wo Verkehr ist, ist auch Lärm.

    2006 wurden auf Gesuch des Bürgervereins hin daher Lärmschutzwände entlang beider Strecken installiert. Auch lärmmindernder Straßenbelag wurde aufgebracht.

    Neuordnung Gehwegparken Icon Pfeilspitze nach unten

    2019 hat die Stadt Karlsruhe Schluss gemacht mit dem jahrzehntelang geduldeten Gehwegparken. Wer außerhalb von Markierungen auf dem Gehweg steht, muss mit einem Knöllchen rechnen - auch in Bulach.

    Um unter anderem in der Litzenhardtstraße die benötigten Parkplätze möglichst zu erhalten, hatte der Bürgerverein Bulach der Stadt ein Konzept vorgelegt, welches zum Teil berücksichtigt wurde, wie er in seiner Festschrift schreibt.

    Überdeckelung Edeltrudtunnel Icon Pfeilspitze nach unten

    Mit der Umsetzung des vierten und letzten Bauabschnitts der Südtangente ging 1988 auch der Edeltrudtunnel in Betrieb. Damit das südlich davon gelegene Bulach aber nicht von Karlsruhe abgeschnitten wird, hatten sich die Bürgervereine Beiertheim und Bulach dafür eingesetzt, dass die vierspurige Straße überdeckelt wird.

    Vier Millionen D-Mark hatte das Projekt gekostet. Für den Vorsitzenden des Bürgervereins Bulach, Andreas Bieberstein, ist der Tunnel dennoch bis heute ein Segen für das Stadtviertel. „Vorher herrschte ein unglaubliches Verkehrschaos, vor allem in der Litzenhardtstraße“, sagt er.

    Der grüne „Deckel“ des Edeltrudtunnels, dahinter die Einfahrt in den Tunnel, darunter das „Bulacher Loch“.
    Der grüne „Deckel“ des Edeltrudtunnels, dahinter die Einfahrt in den Tunnel, darunter das „Bulacher Loch“. Foto: Carmele/TMC-Fotografie

    „Uns motiviert die Chance, den Stadtteil mitzugestalten“

    „Wenn man genau hinschaut, erkennt man, dass der Bürgerverein an fast jeder Ecke in Bulach etwas vollbracht hat“, sagt Andreas Bieberstein. Hierfür seien neben der Zusammenarbeit mit Beiertheim sowie anderen Bürgervereinen und dem Arbeitsverband Karlsruher Bürgervereine (AKB) auch ein guter Draht zur Stadt Karlsruhe notwendig.

    „Hier muss man eine gewisse Hartnäckigkeit zeigen, dann klappt das schon“, sagt Bieberstein. Für „sein“ Bulach tut er das aber gerne: „Uns motiviert die Chance, den Stadtteil Beiertheim-Bulach mitzugestalten“, erklärt er gegenüber ka-news. Die Ideen für die Projekte entstehen dabei vor allem durch die Gespräche mit den Bürgern.

    Bahnprojekt Karlsruhe - Basel bleibt „Dauerbrenner-Thema“

    Daher gehen dem Bürgerverein die Themen auch in Zukunft nicht aus. Neben der Suche nach einem geeigneten Standort für einen Bolzplatz für die Bulacher Jugend und der kulturellen Erschließung der Grünwinkler Straße als sogenannte „Via Particularis“ (zu deutsch: Besondere Straße) bis 2029 liegt das Hauptaugenmerk laut Bieberstein aktuell auf dem Bahnprojekt Karlsruhe - Basel.

    Blick entlang der Rangiergleise, neben den Kleingartenanlagen, im Osten von Bulach.
    Blick entlang der Rangiergleise, neben den Kleingartenanlagen, im Osten von Bulach. Foto: Carmele/TMC-Fotografie

    Der Grund: Die zwei neuen Gütergleise zwischen Karlsruhe und Rastatt, die im Zuge des Projekts realisiert werden sollen, könnten Auswirkungen auf Bulach sowie andere südliche Karlsruher Stadtteile haben, so Bieberstein. Demnach würde sowohl der Güterverkehr als auch der Lärm durch das Stadtviertel steigen. „Das wird ein Dauerbrenner-Thema bleiben“, sagt Andreas Bieberstein.

    Bürgerverein veranstaltet Konzert am Samstag

    Der Vorsitzende des Bulacher Bürgervereins ist aber sicher, das auch das ein gutes Ende findet, denn: „Egal, was kommt, wir bleiben zuversichtlich. Das Miteinander trägt über alles hinweg.“ Im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums hat der Bürgerverein bereits im Mai ein Festwochenende veranstaltet. Zudem findet am Samstag, 18. Oktober, ein Konzert im Veranstaltungsraum P8 statt.

    • Was? Konzert - 100 Jahre Bürgerverein Bulach
    • Wann? Samstag, 18. Oktober, 17.30 bis 22 Uhr
    • Wo? P8, Schauenburgstraße 5, 76135 Karlsruhe
    • Eintritt? Der Eintritt ist frei
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