"Normalerweise beginnen wir zu dieser Zeit, den Festival-Sommer zu spüren", so Festival-Chef Martin Wacker in einer Online-Pressekonferenz am Mittwoch, "dieses Jahr ist einiges anders. Was sich nicht geändert hat, ist unsere Motivation."

"Ein Jahr Planungen über den Haufen geworfen"

Ganz unerwartet kam die Absage aller Großveranstaltungen bis Ende August für die Veranstalter nicht, so Projektleiter Sven Varsek, Im europaweiten Festivalverbund hat man sich seit März mit einem solchen Szenario beschäftigt. Dennoch sind die Auswirkungen des Corona-Virus COVID-19 für das Veranstalter-Team der Karlsruher Marketing und Event (KME) GmbH nicht einfach. Am 15. April gaben die Macher die Absage des Festivals bekannt.

Das Fest Kick off 2020
Fest-Veranstalter beim Kick Off im Dezember 2019. | Bild: Eric Reiff

"Die Veranstaltungsbranche ist wohl mit am härtesten betroffen", sagt Wacker, "ein Jahr Planungen sind über den Haufen geworfen worden und wir müssen uns der Herausforderung stellen, in kürzester Zeit eine neue Planung aufzusetzen." Er stellt aber auch klar: "Keiner zweifelt an der Notwendigkeit dieser Maßnahme."

Krisen-erprobtes Fest-Team

Beim KME-Team ist man Krisen-erprobt: Einige außergewöhnliche Situationen hat man bereits hinter sich. "2009 war das Fest tot. Wir standen vor dem sicheren Aus und Sie wissen alle, wo wir heute stehen." Im angesprochenen Jahr war das Gelände beim Hauptact Peter Fox gefährlich überfüllt - Einlässe mussten geschlossen werden.

Das Fest 2019: Impressionen, Freitag
Bild: Paul Needham

Der damalige Veranstalter Stadtjugendausschuss zieht sich aus der Organisation zurück und sieht sich den neuen Herausforderungen von Finanzierung und Sicherheitsaspekten nicht gewachsen. Die städtische Gesellschaft - damals noch Das Fest GmbH - übernimmt und rettet so die traditionelle Familienveranstaltung in der Günter-Klotz-Anlage. Ab 2010 wurden geringe Ticketpreise für den Bereich vor der Hauptbühne eingeführt, um den Zugang zu begrenzen - sie kosten derzeit zehn Euro pro Tag.

Absage bedeutet nicht Stillstand

Die Absage des Fests trifft nicht nur emotional Fans und Veranstalter, sondern auch wirtschaftlich einen breiten Kreis beteiligter Unternehmen. Dazu gehören über 8.500 Mitarbeiter, darunter 100 Dienstleister und Lieferanten und über 1.000 Künstler - viele davon aus der Region: "90 Prozent unserer Partner sind regional", so Wacker. 

Das Fest 2019: Impressionen, Samstag
Die DJ-Bühne im Woodstock-Stil 2019. | Bild: Paul Needham

Ist die Saison für die Event-Gesellschaft damit beendet? Die Antwort lautet Nein: "Absagen bedeuten für uns nie Stillstand", so Wacker. Man arbeite an neuen Konzepten und Ideen - wie derzeit der Umsetzung der Schlosslichtspiele im digitalen Erlebnisraum - oder unterstütze andere Gesellschaften oder Ämter mit Expertise. Beispielweise beim Organisieren von Personen- und Menschenschlangen mit entsprechenden Abständen.

Organisiert wird weiterhin das Verschieben der Veranstaltung auf 2021: Die für 2020 erworbenen Tickets werden ihre Gültigkeit behalten. "Man muss nichts umtauschen, sondern kann die Tickets in die Schublade packen und im Juli 2021 rausholen, in die Günther-Klotz-Anlage kommen und das Fest genießen", so Projektleiter Sven Varsek. Die Veranstalter erwarten, dass nur wenige Fans ihre Tickets umtauschen wollen.

Tickets behalten Gültigkeit 

Grundlegend will die KME auch einen Umtausch der Tickets ermöglichen - hier erbitten die Veranstalter noch um etwas Geduld. "Es ist noch Abstimmung mit unseren Partnern zum genauen Ablauf vonnöten", sagt Varsek am Mittwoch.

Das Fest PK
Projektleiter Sven Varsek. | Bild: Paul Needham/Mohawkvisuals

Fest steht: "Wir machen keine Gutschein-Lösung. Wenn jemand sein Geld für den Hügelbereich zurück möchte, erhält er dieses zurück." Ein spezieller Fall sind online erworbene Tickets - die Abwicklung erfolgt über Eventim. Sie behalten ihre Gültigkeit, ein Umtausch gegen Bargeld ist voraussichtlich nicht möglich. Hier sollen in der kommenden Zeit gesonderte Informationen folgen. 

Vorverkaufsgebühren werden nicht erstattet , da der jeweilige Dienstleister seine Leistung – den Kartenverkauf – erbracht hat. Nach Aufhebung der landesweiten Kontaktsperre bietet die KME Umtauschmöglichkeiten an, mittels derer die Tickets gegen Geld getauscht werden können.  

Keine Ticket-Spenden, sondern Soli-Shirt

Das Fest-Team hat in den vergangenen Tagen zahlreiche Anfragen erhalten, ob man sein Ticket auch spenden könne, um der Veranstaltung finanziell zu helfen. Das ist keine umsetzbare Option für die Fest-Macher - der administrative Aufwand sei zu hoch. "Uns rührt das Engagement. Aber lieber die Tickets verschenken und nächstes Jahr ein Getränk mehr auf dem Gelände konsumieren", sagt Varsek, "damit ist uns mehr geholfen."

Das Soli-Shirt 2020.
Das Soli-Shirt 2020. | Bild: ps/KME

Wer sich solidarisch zeigen möchte, kann eines von 2.020 Soli-Shirts bestellen:  Ein Teil-Erlös geht an ein Hilfsprogramm für freischaffende Künstler. Das Shirt kann für 20,20 Euro online auf der Homepage von Das Fest unter www.dasfest.de erworben werden.

Programm und neue Headliner

Normalerweise würden die neuen Headliner auf dem Fest-Gelände oder bei regionalen Partnern verkündet, in diesem Jahr muss eine Online-Pressekonferenz genügen. "Ein Jahr verschieben bedeutet ein Jahr mehr Vorfreude", sagt Fest-Chef Wacker. Eröffnen wird das Fest am Freitag, 23. Juli 2021, um 17.30 Uhr die Band "Giant Rooks".

Am Samstag startet um 17.30 Uhr "Megaloh", darauf folgt "Alice Merton" - der Samstags-Headliner um 21 Uhr wird die Band "SDP", welche ihr neues Album im Gepäck haben wird. Damit ist das Fest-Line-up der Hauptbühne beinahe komplett: Offen bleiben zwei Slots am Freitag um 19 und am Samstag um 16 Uhr. 

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